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Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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drehe ich hier noch durch! Ich schalte meinen Laptop ein, doch als ich eine Internetverbindung herstellen will, klappt es nicht. Ungläubig starre ich auf das kleine Symbol auf meinem Monitor und versuche es noch mal. Nichts.
    »Damn my luck!«, entfährt es mir wütend.
    Und zum dritten Mal an diesem Tag schießen mir die Tränen in die Augen. Ich lege mich aufs Bett und weine hemmungslos.
    Was passiert hier nur mit mir?

6. Er
    Und aufgrund meines lächerlichen Zögerns wärst du beinahe gestorben. Bitte mach dir das immer wieder klar, wenn du weiterliest. Es war dein Leben, das ich schützen wollte, schützen musste.
    Verdammt, das darf doch nicht wahr sein!
    Mein Rad hat einen Platten. Ich muss besser aufpassen, wo ich mit dem Mountainbike herumradle. Dieser Wald ist wirklich tückisch, die Wege sind zwar blättergepolstert, aber zwischendrin ragen spitze Steine heraus. Trotzdem ist das Bike die einzige Möglichkeit, sich nahezu geräuschlos und schnell fortzubewegen, ohne dabei aufzufallen. Hier fahren jede Menge ehrgeiziger Mountainbiker herum, die alle ganz wild darauf sind, den Melibokus hochzuächzen, nur um die ganze Strecke dann wieder runterzurasen.
    Hoffentlich kann ich das reparieren. Ich starre auf den schlappen Reifen und frage mich, was ich da eigentlich tue.
    Ich riskiere viel zu viel. Wenn sie das wüsste, würde sie sich im Grab umdrehen. Aber das soll mir egal sein, das hat sie sich selbst zuzuschreiben.
    Es ist, als wäre ich ein Verdammter, dem man den Boden unter den Füßen weggezogen hat.
    Warum, warum, warum?
    Ich weiß nicht, wem ich noch was glauben soll. Glaube ich ihr, dann wäre es nur natürlich, dass sie nicht die gleiche Anziehung fühlt wie ich. Glaube ich aber ihr, dann müsste sie doch spüren, dass ich in der Nähe bin. Oder hat die Zeit alles einfach ausgelöscht und jede Hoffnung unter sich begraben wie Schnee die Herbstblätter?
    Dann muss ich ihr helfen, ihr eine zweite Chance geben, auch wenn sie sie vielleicht nicht verdient hat.
    Aber jetzt muss ich mich erst mal um diesen verdammten Platten kümmern. Ich schiebe das Rad durch den Wald Richtung Seebick und dabei schmiede ich einen Plan, der sich jedoch nur hier im Wald realisieren lässt, der mir aber besser und besser gefällt, je länger ich darüber nachdenke. Allerdings muss ich dazu warten, bis sie hier aufkreuzt. Doch früher oder später wird sie garantiert kommen, so viel Geduld muss ich eben noch aufbringen.
    Mein Plan gefällt mir sogar auch dann, wenn ich mir vorstelle, dass ich dabei ziemlich brutal vorgehen muss. Schmerzhaft.

    Manchmal gibt es eben nur diesen einen Weg.

7.
    Und deshalb habe ich diesen Plan ersonnen, von dem es kein Zurück mehr gab. Du merkst schon, wie schwer es mir fällt, endlich zu den nackten Tatsachen zu kommen. Verzeih mir bitte.
    Am nächsten Morgen fühle ich mich rein körperlich schon viel besser, die Watte in meinem Kopf scheint sich gelichtet zu haben und ich bin auch nicht mehr so müde. Doch ich bin trotzdem vollkommen durcheinander. Das Internet hat ges­tern den ganzen Tag nicht funktioniert. Ich habe Stefan, der noch mal ins Krankenhaus gefahren war und am späten Nachmittag wieder nach Hause gekommen ist, danach gefragt und er hat behauptet, das läge an der Telekom, die ihm den falschen Router für seine neue superschnelle Internetverbindung geschickt hätte. Kein Wort davon hab ich ihm in dem Moment geglaubt. Bestimmt war das nur ein Trick, um mich daran zu hindern, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen.
    Später hat er dann noch Pizza für uns bestellt. Ich hatte zwar riesigen Hunger, doch der Gedanke daran, mit ihm zu essen, hat mir den Appetit verschlagen. Aber später, als er schon im Bett war, habe ich es vor lauter Hunger nicht mehr ausgehalten und bin heimlich nach oben in die Küche geschlichen. Tatsächlich stand da noch der Pizzakarton – Stefan hatte sogar einen Zettel danebengelegt, auf dem »Guten Appetit – falls du doch noch Hunger hast« stand – und ich habe mich heißhungrig über die kalte Pizza hergemacht. Und während ich in der Küche saß und dabei auf jedes Geräusch im Haus gelauscht habe, habe ich mich dann doch ziemlich geschämt und mir gesagt, dass ich überall nur Gespenster­ ­sehe.
    Bisher war er ja ganz nett, aber trotzdem spukt die ganze Zeit diese Schlagzeile in meinem Kopf herum.
    Es hilft nicht, weiter vor mich hin zu grübeln, es gibt nur einen Weg: Ich muss unbedingt noch einmal an das Side­board und diese Zeitungsausschnitte

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