Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
Vom Netzwerk:
ganz gesunde Reaktion des Körpers. Sicher nur ein Sommerschnupfen.« Er geht zum Schlüsselbrett neben der Haustür, winkt mir mit seinem Schlüsselbund zu und verlässt das Haus – während ich völlig verwirrt zurückbleibe.
    Ich nehme Mia und steige langsam die Treppen hoch. Mein Kopf fühlt sich schon wieder so an, als würden sich dort Wattebäuschchen ausbreiten. Vielleicht hat Stefan ja recht und Anja übertreibt wirklich. Einen Moment stehe ich wie benommen im Kinderzimmer, da reißt mich Anjas Stimme aus meinen Gedanken.
    »Bade du Mia, ich kümmere mich um den kranken Kerl hier.« Sie scheint sich ein wenig beruhigt zu haben.
    »Und wenn du fertig bist, dann frühstücken wir auf der Terrasse, was meinst du?« Anja versucht ein Lächeln und gerade dieser Versuch macht, dass sie mir unendlich leidtut. Sie sieht völlig fertig aus. Wenn ich sie besser kennen würde, würde ich jetzt zu ihr hingehen und den Arm um sie legen, aber so nicke ich bloß und verziehe mich mit Mia ins Kinderbadezimmer, wo es eine komplette Badestation für die Zwillinge gibt, in der man sie bequem stehend baden kann. Die Wände haben keine Fliesen, sondern sind mit gemalten Motiven aus dem Dschungelbuch und Nemo auf hellblauem und weißem Untergrund dekoriert.
    Als Mia dann nackt und vergnügt glucksend vor mir liegt und ich nicht nur an den Händchen und Armen, sondern sogar auch an ihren Füßchen blaue Flecken von den Infusionsnadeln entdecke, die sich bis zum Schienbein erstrecken, zieht sich in mir alles zusammen.
    War denn das wirklich nötig?
    Wenn das mein Kind wäre, denke ich, aber dann fällt mir wieder ein, wie blau sie gestern im Gesicht war. Sie hat nicht geatmet.
    Ob es wohl gut ist, sie zu baden? Was, wenn genau das schlecht für ihr Herz ist und sie wieder blau anläuft? Aber als ich ihre Füßchen in das Wasser halte, strampelt sie begeistert und ist total begierig darauf, in die Wanne zu kommen.
    Und dann spritzt mich dieses kleine Zappelmonster voll mit Wasser. Wir haben so viel Spaß, lachen und gackern, dass ich fast zu Tode erschrecke, als mir jemand auf die Schulter tippt. Beinahe wäre mir Mia aus dem Arm geglitscht.
    »Ist denn das Wasser noch warm genug?«, fragt Anja und hält dann gleich selbst den Finger hinein und ich komme mir schon wieder unfähig vor. Darüber habe ich gar nicht nachgedacht, schließlich ist gerade kein bitterkalter Winter, sondern es ist total heiß, sogar in der Wohnung.
    Zum Glück findet das Wasser noch Gnade vor ihren Augen.
    »Ihre Haut ist schon ganz schrumpelig. Raus mit ihr. Nächstes Mal nicht so lange, ja?« Sie nimmt ein flauschiges Kinderbadetuch aus dem Regal und wickelt Mia darin ein.
    »Bennie ist wieder eingeschlafen, das ist sicher das Beste bei dem hohen Fieber. Was habt ihr denn gestern bloß gemacht?«
    »Nichts Besonderes, ich war mit ihm spazieren.«
    »Hatte er eine Mütze auf?«, fragt Anja.
    »Nein, es war doch so warm. Aber ich habe den Sonnenschirm aufgespannt.«
    »Meine Kinder tragen immer eine Mütze, im Sommer eine dünne aus Baumwollbatist, im Winter eine aus Wolle. Ist das klar?«
    Ich verkneife mir einen Kommentar, nicke einfach nur und verlasse dann wortlos das Badezimmer. Auf dem Weg nach unten frage ich mich, ob alle Mütter so pingelig sind – oder muss man als Mutter so sein? Immerhin haben wir in Vegas bei der Agentur einen Kinderpflegekurs gemacht, um uns vorzubereiten. Und ich war richtig gut.
    Draußen auf dem Holzdeck ist schon das Frühstück vorbereitet. Der Tisch ist mit dickwandigem sahneweißem Geschirr, Wurst, Käse, Marmelade und Eiern gedeckt und es steht sogar eine Vase mit stark duftenden orange-gelben Rosen darauf. Erstaunt lasse ich meine Augen über den liebevoll hergerichteten Frühstückstisch wandern. Da habe ich gerade so hässlich über Anja gedacht, dabei kümmert sie sich einfach nur um alles!
    Ich atme tief durch und gehe zum Geländer. Der Anblick des Waldes in der Morgensonne beruhigt mich. Alles wirkt ganz still und friedlich. Du solltest dich mal ein bisschen entspannen, Blue, sage ich mir. Es ist gerade mal dein zweiter Tag in einem völlig fremden Land. Vielleicht sind die Menschen hier eben ein bisschen merkwürdig. Meinen es nicht böse, wenn sie so scharf im Ton sind und einen heimlich beobachten …
    »Komm, lass uns was essen«, reißt mich Anja aus meinen Gedanken, die in diesem Moment mit Mia auf dem Arm auf das Holzdeck kommt. Sie setzt die Kleine in den Kinderstuhl und gießt dann Kaffee für uns

Weitere Kostenlose Bücher