Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
Vom Netzwerk:
klingt dabei verdammt sarkastisch. »Ich bin übrigens Felix.« Er starrt zu Ju hinüber.
    »Er heißt Julius, Ju«, erkläre ich, weil Ju keine Anstalten macht, sich vorzustellen.
    Felix schaut schweigend von Ju zu mir, dann wieder zu Ju. Ju starrt die ganze Zeit bloß Mia an und ich fühle mich total merkwürdig. Die ganze Situation wirkt fürchterlich angespannt und ich würde gern weitergehen, aber Jus Arm liegt tonnenschwer auf meinen Schultern. Ich probiere einen Schritt, aber er verstärkt den Druck. Gee, ist der stark.
    »Ich war mit Mia am Marienbrunnen«, sage ich dann, um diese merkwürdige Stille zu unterbrechen.
    »Der Marienbrunnen ist ein Zauberbrunnen«, erklärt Felix und lächelt spöttisch. »Es heißt, wenn man daraus trinkt, dann erfährt man die Wahrheit.«
    »Und, hast du’s schon probiert?«, frage ich ihn.
    Felix zuckt mit den Schultern. »Nein, interessiert mich nicht. Die Wahrheit wird vollkommen überschätzt. Jeder lügt andauernd, und zwar genau aus diesem Grund.«
    Ju gibt ein ächzendes Geräusch von sich. »Das ist doch Blödsinn. Man will immer die Wahrheit wissen!«
    »Nur mal angenommen, du trinkst das Wasser und erfährst, dass du vollkommen dumm bist«, Felix grinst, »oder dass du in drei Wochen sterben wirst …«
    »Das Letztere wäre eine Prophezeiung und nicht die Wahrheit«, unterbricht Ju ihn.
    Was geht da ab zwischen den beiden? Weder Felix noch Ju kennen mich richtig und doch benehmen sie sich wie ein paar lächerliche Kampfhähne – Jungs scheinen doch überall auf der Welt gleich zu sein.
    »Also, ich würde gern die Wahrheit über Georg Hikisch herausfinden – das war die große Liebe von meiner Oma«, sage ich, damit die beiden endlich mit ihrem albernen Getue aufhören. Doch das Einzige, was passiert, ist, dass sie mich an­starren, als hätte ich etwas Verrücktes gesagt.
    »Hikisch?«, wiederholt Felix und sein Blick scheint mich dabei zu durchbohren.
    Ich nicke und bevor ich noch mehr sagen kann, mischt sich Ju ein.
    »Dann lasst uns doch zurückgehen und alle mal vom Brunnen trinken«, schlägt er vor. »Wär doch interessant zu sehen, was passiert.«
    Felix sieht immer noch vollkommen verblüfft aus und starrt mich so ähnlich an wie seine Oma neulich, als wäre ich ein Geist. Ich fühle mich mit einem Mal ziemlich unbehaglich mit den beiden Jungs allein im Wald. Mia und ich sollten besser gehen.
    »Der Brunnen läuft uns nicht weg, wir könnten das an meinem freien Tag machen. Ich muss jetzt wirklich wieder nach Hause.«
    »Hey, Leute, das ist doch sowieso nur eine Sage«, erklärt Felix und wendet sich schließlich an Ju. »Du scheinst nicht von hier zu sein, sonst hättest du schon mal davon gehört. Was macht so ein Typ wie du hier in diesem Kaff überhaupt? Ich hab dich noch nie vorher gesehen.«
    »Wüsste nicht, was dich das angeht!«, knurrt Ju zurück.
    Dieses Hickhack wird mir echt zu blöd, ich möchte aufbrechen. Anja macht sich vielleicht schon Sorgen, wo wir bleiben. Außerdem fühlt sich Ju an meiner Seite tonnenschwer an. »Lasst uns bitte gehen.«
    »Seid mal still«, zischt Ju. »Hört ihr das auch?«
    Wir bleiben alle drei wie erstarrt stehen und lauschen. Ganz deutlich Sirenen, die sich auf den Wald zubewegen.
    »Krankenwagen«, stellt Ju fest und lässt meine Schulter los.
    »Bennie hatte Fieber heute Morgen, vielleicht ist es wegen ihm«, sage ich und spüre, wie leichte Panik in mir aufsteigt. »Ich will jetzt zurück, können wir uns bitte beeilen?«
    »Klar.« Ju zwinkert mir so flüchtig zu, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich mir das nur eingebildet habe. »Felix, wie wär’s, wenn ich mich auf deinen Sattel setze und du das Rad schiebst, dann kann Blue schneller laufen.«
    Ju löst sich von mir und humpelt zu Felix, der ihm sehr widerwillig dabei hilft, sich aufs Rad zu setzen.
    »Das mach ich nur für Blue«, sagt Felix und wirft mir einen schnellen Blick zu, doch ich bin inzwischen so unruhig, dass mir dieser ganze Jungskram gerade total egal ist. In diesem Moment fängt auch noch Mia an zu meckern. Ich gehe schneller und hoffe, dass der Krankenwagen nicht schon wieder zu den Zeltners gerufen werden musste.
    Doch als wir aus dem Wald herauskommen, sehen wir gerade noch, wie eine Ambulanz mit Blaulicht vom Grundstück der Zeltners wegfährt.
    »Du kannst mich runterlassen«, sagt Ju und steigt vom Rad ab, als wir das Haus erreicht haben. Nach dem kühlen Wald ist es jetzt auf der Teerstraße richtig heiß und Mia fängt an,

Weitere Kostenlose Bücher