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Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Knöchel?«, frage ich.
    »Das geht schon, vielleicht lege ich mir zu Hause einen Elastikverband an, mal sehen.«
    »Ja dann!«, sage ich aufmunternd, weil ich Ju jetzt loswerden möchte – auch wenn ich es eigentlich ganz nett finde, in seiner Nähe zu sein. Aber ich muss in aller Ruhe darüber nachdenken, was das abgeschlossene Schlafzimmer zu bedeuten hat. Außerdem will ich die Mappen mit den Zeitungsartikeln noch einmal anschauen und dann hoffe ich, dass das Internet wieder funktioniert. Und vor allem muss ich endlich Stefan anrufen!
    »Ein Kaffee wäre jetzt perfekt.« Er räumt das Verbandszeug zusammen und sieht mir direkt in die Augen.
    Ich weiche seinem Blick aus und ärgere mich, weil es mir so unhöflich vorkommt, einen Verletzten hinauszuwerfen, aber ich will nun endlich alleine sein.
    »Oh, entschuldige«, murmelt er. »Ich hab ganz vergessen, dass du im Moment wirklich andere Probleme hast. Was ist eigentlich mit dem anderen Zwilling los?«, fragt Ju und schaut mich wieder an.
    »Kennst du die Zeltners?«, frage ich verwundert. Und wenn ja, warum hat er das dann nicht gleich gesagt?
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Woher weißt du, dass Mia einen Zwilling hat?«
    Jetzt grinst er wieder unverschämt. »Na wegen des Zwillingskinderwagens …«
    Ich glaube, ich bin wirklich durch den Wind und fange an, Gespenster zu sehen. Ju humpelt zu mir her und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Einfach so.
    »Hey!«, sage ich völlig überrumpelt und kann trotzdem nicht verhindern, dass es in meinem Bauch kribbelt. »In Vegas macht man das aber nicht so. Da gibt’s Küsse erst nach dem fünften Date.«
    »Ich dachte, da geht man dann schon miteinander ins Bett?«
    »Dusolltest jetzt gehen«, sage ich und weiß nicht, ob ich empört oder belustigt sein soll.
    »Wenn du darauf bestehst«, sagt Ju leise und wirkt enttäuscht. »Und wann sehe ich dich wieder?«
    Er lächelt zwar, aber mir ist das alles nicht geheuer. Noch nie hat mich ein Typ dermaßen unverhohlen angegraben. Da kann einfach etwas nicht stimmen. Ich bin weder eine Beauty­queen noch sonst irgendwie so sensationell, dass ein derart attraktiver Typ, der auch noch Medizin studiert, einen Grund hätte, mich so massiv anzubaggern. Oder aber die Typen in Deutschland sind anders drauf …
    Plötzlich schwankt Julius und wird leichenblass.
    »Was ist denn los?«
    Statt einer Antwort zeigt er auf Mia, die den Ärmel ihres Kleidchens hochgeschoben hat.
    »Was ist das denn?« Er betrachtet mich voller Abscheu, als ob ich etwas mit den blauen Flecken zu tun hätte. Als ich es ihm erkläre, wird er noch blasser, was mich wundert.
    »Ich dachte, du bist Sanitäter, härtet einen das nicht ab?«
    »Blue!« Er hält inne, als müsste er sich einen Ruck geben. »Blue, ich muss dir jetzt doch etwas sagen«, beginnt er. »Aber du wirst es mir nicht glauben.«
    In diesem Moment hören wir beide ein Auto in die Garage fahren. Verdammt, das ist bestimmt Stefan, und noch bevor ich etwas zu Ju sagen kann, murmelt er: »Entschuldige, aber ich muss los.«
    Und dann rennt er weg. Nein, er rennt nicht, er rast, stürmt geradezu davon. Doch nicht durch die Haustür, sondern zur Treppe, als würde er sich hier bestens auskennen und wissen, dass unten mein Zimmer ist. Und er bewegt sich plötzlich geschmeidig wie ein Tiger, als hätte er keine einzige Verletzung. Fassungslos starre ich ihm hinterher.
    Nur wenige Sekunden nachdem Ju wie der Blitz verschwunden ist, betritt Stefan singend und pfeifend das Haus.
    Siedend heiß wird mir klar, dass ich ihn jetzt schon zum zweiten Mal nicht sofort angerufen habe. Er weiß das mit Bennie noch gar nicht.
    »Was ist denn hier los?«, seine Augen weiten sich vor Überraschung angesichts des Verbandszeuges. »Hat sich jemand verletzt?«
    Ich schaue vom Verbandszeug zu Stefan und habe keine Ahnung, wie ich ihm das alles erklären soll. Wieso ist Ju eigentlich abgehauen? Wir hätten Stefan doch erzählen können, was passiert ist, dass ich Ju im Wald …
    »Blue, jetzt rede schon! Was ist passiert?«
    Ich ringe mir ein schwaches »Ich weiß es nicht« ab und beschließe, so zu tun, als hätte Anja das Verbandszeug liegen gelassen. »Ich war mit Mia spazieren, und als ich aus dem Wald wiederkam, habe ich nur noch den Krankenwagen wegfahren sehen – ich wollte eben bei dir anrufen.«
    Stefan lässt sich seufzend auf den Stuhl fallen, auf dem Ju vor wenigen Minuten noch gesessen hat. »Ich habe gedacht«, flüstert er, »wenn du hier bist,

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