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Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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lauter zu brüllen.
    »Blue wird mich bestimmt verarzten und dann kann ich alleine wieder nach Hause«, verkündet Ju.
    Felix sieht ungläubig zwischen uns hin und her. »Du wirst ihn verarzten, ja?« Seine Stimme klingt leicht aggressiv. Obwohl meine Gedanken gerade bei Bennie und Anja sind, nervt mich Felix’ besitzergreifendes Gehabe und nur deshalb verspreche ich Ju, mich um ihn zu kümmern, obwohl ich ihn gerade ganz schön dreist fand.
    »Ja, dann fahr ich wohl mal lieber.« Felix steigt auf sein Rad und sieht auf einmal nicht mehr wütend, sondern enttäuscht aus, sodass er mir plötzlich ein bisschen leidtut. Er kommt mit seinem Rad auf mich zu, hält neben mir an und beugt sich nach vorne. »Pass auf mit diesem Typen, mit dem stimmt was nicht«, raunt er in mein Ohr und schaut mich dann eindringlich an. »Glaub mir, ich hab da ein Näschen dafür. Und wenn du mehr über Georg Hikisch wissen willst, dann besuch mich einfach!« Er steigt auf sein Rad, winkt mir kurz zu und fährt dann los, ohne sich von Ju verabschiedet zu haben.
    Felix ist echt ein Spinner!, denke ich mir und nehme Mia aus dem Wagen. Sie hat die Windel voll und stinkt schrecklich, kein Wunder, dass sie so brüllt. Ich versuche, die Haustür aufzusperren, aber es gelingt mir nicht, weil ich Mia auf dem Arm habe. Ich sollte sie Ju geben, doch ich zögere einen Moment – was sollte dieser dumme Satz von Felix gerade eben, dass ich mit Ju aufpassen soll?
    Ich schüttle den Kopf, drücke Ju die Kleine entschlossen auf den Arm und bin gespannt, wie er auf den Gestank reagieren wird. Gar nicht. Er hält Mia wie ein Profi und lächelt sie auch noch an, bis sie tatsächlich aufhört zu brüllen.
    Ich muss den Schlüssel fünfmal herumdrehen, bis die Tür endlich aufgeht.
    Dann sind wir im kühlen Haus.

9.
    Ich durfte nicht auffallen, nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Konnte nicht riskieren, dass man uns auf die Schliche kommt. Auch nicht, nachdem sie das Ungeheuerliche getan hatte.
    Bin mit Bennie ins Klinikum nach Eberstadt gefahren, bitte ruf Stefan an und sag ihm Bescheid , steht auf einem Zettel, den Anja auf den Küchentisch gelegt hat. Das darf doch nicht wahr sein – erst die arme Mia und nun auch noch Bennie! Und Stefan hat noch so getan, als wäre es harmloses Fieber …
    »Schicke Bude!«, stellt Ju fest und schaut sich gründlich um.
    »Bleib du hier, ich gehe und wickle Mia, dann suche ich Verbandszeug.«
    Er lässt sich so schwer und vorsichtig auf einen der Stühle am Esszimmertisch fallen, dass ich den Eindruck habe, er ist viel schlimmer verletzt, als er zugeben will.
    Während ich Mia wickle und ihr ein neues rosa Kleidchen anziehe, komme ich ein bisschen zu mir. Das ist nun schon das zweite Mal innerhalb weniger Tage, dass ich ganz alleine mit einem Zwilling zu Hause bin – obwohl, ganz alleine stimmt in diesem Fall gar nicht. Ju sitzt ja unten. Und als ich an ihn denke, spuken mir wieder Felix’ Worte durch den Kopf. Felix mag zwar ein Spinner sein, trotzdem wird mir plötzlich mulmig. Ich weiß absolut nichts über Ju, außer seinen Namen. Vielleicht hat Felix ja doch nicht so unrecht.
    Ich muss von allen guten Geistern verlassen sein, einfach einen durchtrainierten, kräftigen und völlig fremden Jungen mit an meinen Arbeitsplatz zu nehmen. Was, wenn Ju unten irgendeinen Unfug anstellt? Aber was sollte er denn schon tun, er kann sich kaum bewegen, beruhige ich mich. Na ja, silberne Löffel könnte er vielleicht schon einstecken.
    Wirklich sehr ungewöhnlich, wie ich hier in Deutschland Leute kennenlerne. In Vegas lernt man Jungs kennen, weil sie einem von Bekannten vorgestellt werden. Man quatscht niemals mit Typen, die man auf der Straße oder im Wald getroffen hat – und auf gar keinen Fall nimmt man sie einfach so mit nach Hause.
    »Ju«, rufe ich laut, »alles okay bei dir?«
    »Ja«, kommt sofort die Antwort. Aber ich bilde mir ein, dass sie nicht vom Esstisch kommt, sondern aus dem Wohnzimmer.
    Ich packe Mia und renne die Treppen hinunter. Und tatsächlich, ich habe mich nicht getäuscht – Ju steht vor dem Sideboard und schaut die Fotos an.
    »Was tust du da?«
    »Nach was sieht es denn aus?«, fragt er lächelnd zurück, aber jetzt wärmt mich sein Lachen nicht mehr, es wirkt so angestrengt.
    »Ich habe das Verbandszeug vergessen«, stammle ich, weil ich nicht so recht weiß, was ich sagen soll. Es ist ja kein Verbrechen, sich Fotos anzuschauen, die offen herumstehen. Und untendrunter liegen die

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