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Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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ein bisschen einsam und langweilig hier draußen für dich.«
    Beinahe hätte ich gelacht.
    Langweilig.
    Was für ein Witz!
    Wir verabschieden uns und ich werfe Felix noch mal einen Blick über die Schulter zu. Er nickt mir zu und seine Augen funkeln – wie ein kleiner Junge auf Schatzsuche, denke ich und muss grinsen.

20.
    Sie hat mit einer Injektionsnadel etwas in deine Infusion gespritzt. Ich wollte deshalb den Tropf sofort abschalten, was mir auch gelang. Leider hat sie dadurch gemerkt, dass ich ihrem kranken Treiben auf die Spur gekommen war.
    Anja ist bereits sehr elegant zurechtgemacht und trägt wieder ein beigefarbenes Leinenkostüm und eine hellblaue Bluse. Sie zieht gerade eine Schürze über und prüft die Temperatur der dampfenden Milch auf dem Herd. Auch die Zwillinge sind schon ausgehfertig angezogen und haben große Lätzchen um.
    »Na, ihr seht ja toll aus!«, begrüße ich sie und stelle die Tüte mit den Brötchen auf den Tisch.
    »Wir fahren in die Uniklinik nach Frankfurt. Der Herr Professor soll nicht glauben, dass wir irgendwelche dummen Landpomeranzen sind.«
    Mia und Bennie sitzen wach und gut gelaunt in ihren Hochstühlchen und sehen nicht krank, sondern vielmehr wie zwei glückliche Vorzeige-Babys aus der Werbung aus. Mia haut mit einem Löffel auf ihr Tablett und Bennie lutscht an seinem Daumen.
    Wie gut, denke ich, dass die beiden noch nicht wirklich sprechen können – denn sonst wäre ich mit meiner Lüge ges­tern Abend nicht so leicht durchgekommen und sie würden mich bestimmt anders begrüßen: ›Blue, das Abenteuer ges­tern Abend im Wald war toll‹ oder ›Blue, können wir wieder Fangen spielen, so wie gestern Abend?‹ Doch bis jetzt kann Bennie nur ›Mama‹ stammeln und Mia ›Mama‹ und ›Ba‹, was Ball heißen soll. Ich setze mich zu den beiden an den Tisch.
    Anja, die den Grieß eben in den heißen Milchtopf gerührt hat, fragt, ob ich auch einen Kaffee möchte. Allerdings verstehe ich sie kaum, weil sie jetzt in einem großen grauen Steinmörser etwas klein stößt.
    Ich habe nach diesen Bauchkrämpfen heute Nacht aber keine Lust auf Kaffee und sage, dass ich nur ein trockenes Brötchen essen will und mir einen Tee machen werde.
    »Geht es dir nicht gut?« Sie unterbricht das Stoßen und schaut mich besorgt an.
    »Jetzt geht es schon wieder, aber heute Nacht hatte ich schreckliche Bauchkrämpfe.«
    »Das tut mir leid. Dann solltest du besser Cola trinken und Salzstangen essen. Wir können ja gleich nach dem Krankenhaus welche einkaufen gehen. Könntest du vielleicht diese Banane zerdrücken? Die kommt dann an den Brei der Kleinen, zusammen mit den Erdbeeren.«
    Sie reicht mir einen Teller und eine Banane zum Tisch herüber und schüttet den Inhalt des Mörsers auf den Grießbrei und fängt an, ihn unterzurühren.
    Das Telefon klingelt. »Bleib sitzen, ich geh schon!«, ruft sie und hastet zum Hörer. Es scheint sehr wichtig zu sein, denn nach dem ersten »Hallo« richtet sie sich merklich auf und verlässt die Küche.
    Da ich noch eine Gabel zum Zerdrücken der Banane brauche, humple ich in die Küche und ziehe die Besteckschublade auf. Mein Blick fällt auf den Mörser. Was hat Anja da eigentlich zerstoßen? Gewürze? Zimt?
    Ich vergewissere mich, dass sie noch telefoniert, und werfe einen genaueren Blick auf das weiße Pulver, das noch auf der Steinoberfläche des Mörsers haftet. Könnte Puderzucker sein – aber den muss man ja nicht zerstoßen. Oder Traubenzucker. Ich tippe mit dem Finger in das weiße Pulver und lecke es ab. Bitter. »Bäh!«, entfährt es mir. Mein Gesicht verzieht sich so stark, dass die Zwillinge, die mir vom Esstisch aus zuschauen, anfangen zu lachen.
    »Bäh!« Wiederholt Mia begeistert und klappert mit ihrem Löffel auf das Tablett ihres Kinderhochstuhls, als wäre das ein Spiel.
    »Bäh!«
    Das ist definitiv keine Art von Zucker. Aber was ist es dann? Eine leise Angst steigt in mir auf. Ju hat wirklich gute Arbeit geleistet! Münchhausen … Versprich mir, dass du sie nie aus den Augen lässt , höre ich seine Stimme in meinem Kopf.
    Wenn ich jetzt ein Tütchen hätte, würde ich den Rest des Pulvers zusammenkratzen. Mir kommt eine Idee und ich nehme schnell einen Gefrierbeutel aus dem Schrank, kratze mit dem Fingernagel alles zusammen und …
    »Was machst du da?«, fragt Anja. »Was soll das werden?«
    Ihre Wangen und ihr Hals sind hektisch gerötet. Unter ihren Armen haben große Schweißflecken die hellblaue Bluse dunkel

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