Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
Vom Netzwerk:
hinterlassen:
    Blue, was ich gestern Abend getan habe, war vollkommen bescheuert. Aber alles, was ich dir gesagt habe, ist wahr. Bitte sei vorsichtig. Sehr, sehr vorsichtig! Übe die Filmfunktion, damit du sie beherrschst. Du wirst sie brauchen, da bin ich sicher.
    Jemand klopft an meine Zimmertür. Ich ziehe meinen Bademantel über, humple zur Tür und öffne sie.
    »Darf ich reinkommen?« Es ist Stefan, der schüchtern vor der Tür stehen bleibt und mich zum Arzt fahren will.
    Und obwohl ich protestiere, weil ich den Fuß ja schon wieder belasten kann, besteht er darauf, mit mir in die Praxis zu fahren. Er will aber sofort los, weil er einen Termin vereinbart und nur jetzt Zeit hat.
    Also wasche ich mich kurz und ziehe mir eine Caprijeans und eine Bluse an. Und dann, als ich fast schon aus dem Zimmer bin, gehe ich zurück, nehme Grannies Armband und schiebe es in meine Hosentasche. In die andere stecke ich ­Georgs Brief.
    Anja und die Kinder scheinen noch zu schlafen, als wir losfahren. Als ich Stefan frage, wo denn die nächste Arztpraxis ist, sagt er, dass wir nach Seebick fahren würden.
    Nachdem wir dort angekommen und alle Aufnahmeformalitäten erledigt sind, erkundigt sich die Sprechstundenhilfe nach Anja. Sie sagt, dass sie schon so lange nicht mehr da gewesen sei, was Stefan etwas überrascht.
    Obwohl wir einen Termin haben, müssen wir im Wartezimmer Platz nehmen. Stefan stöhnt und telefoniert hektisch mit seinem Büro. Ich nutze die Zeit, indem ich mir noch einmal Georgs Brief vornehme. Dieses Mal muss ich lächeln, als ich das mit den Mistgurken lese, denn eine von ihnen muss Felix’ Oma sein.
    … diese spießigen Mistgurken, die sich meine Schwestern nennen, zu verlassen. Na ja, du kennst sie ja. Bei denen ändert sich nie was, sie sind genauso wie er, ihre Blockwartmentalität macht mich krank, ihr Sinn für Humor ist nicht mal unterentwickelt, er ist einfach nicht existent.
    Ich frage mich, was dieser Hinweis auf Heidi Brühl und diesen Song zu bedeuten hat. Wir wollen niemals auseinander gehen – warum hat er genau dieses Lied genommen?
    Aber der eigentliche Schlüssel zu dem Versteck muss hier irgendwo liegen:
    Mir gefällt der Ort, den ich als Versteck ausgesucht habe. Direkt vor seiner Nase und doch so weit weg. Geradezu symbolisch – jedenfalls für das, was wir für unser Leben wollen.
    Wo kann das sein, direkt vor seiner Nase? Symbolisch für das Leben, das sie führen wollten … Was denn für ein Leben? In einer Kommune in Kalifornien? Männer und Frauen und Blumenkränze – ja genau, flower power in Kalifornien! Was gab es denn noch für Parolen? Love and Peace, glaube ich. Aber Georg betont das Wort Ort so. Sie wollten nach San Francisco gehen, leider fällt mir dazu rein gar nichts ein. Es muss ja außerdem etwas sein, das es auch hier gibt. Aber Kalifornien und der Odenwald kommen mir vor wie das größte Gegensatzpaar überhaupt.
    Gerade beschwert sich Stefan, weil es so lange dauert, und tigert ungeduldig durch das Wartezimmer. Ich fühle mich schuldig, trotzdem bin ich gerade so in meine Gedanken vertieft, dass ich Stefan einfach ausblende. Ich muss weitermachen, ich bin so neugierig und ganz sicher, dass ich kurz vor der Lösung stehe.
    Also, noch mal – Kalifornien … Was weiß ich alles über Kalifornien? Ich grüble eine Weile vor mich hin, doch alles, was mir einfällt, sind irgendwelche Sachen, die ich irgendwann mal in der Schule gelernt habe. Zum Beispiel, dass es umstritten ist, woher der Name Kalifornien stammt. Manche behaupten, der Name käme aus dem Spanischen – La Caliente Fornella, was der heiße Ofen bedeutet.
    Mein Magen knurrt plötzlich so laut, dass die alte Frau, die neben mir sitzt, von ihrer Zeitschrift aufschaut. Ich lächle sie schulterzuckend an, doch sie wendet einfach den Kopf ab und liest weiter. Jetzt, wo die Bauchkrämpfe weniger geworden sind, muss ich daran denken, dass ich weder gestern Abend noch heute Morgen etwas gegessen habe. Vielleicht haben wir ja auf dem Rückweg noch kurz Zeit und Stefan kann bei der Bäckerei vorbeifahren, damit ich Brötchen holen kann. Als ich mir den Duft in der Backstube vorstelle, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. So sehr habe ich mich schon lange nicht mehr auf ein knuspriges Brötchen gefreut, am besten noch warm aus dem Backofen.
    Und auf einmal dämmert es mir.
    Das ist es! Das muss es sein. Der heiße Ofen!
    Der Ofen in der Backstube! Damit würde auch der Hinweis stimmen, dass es direkt vor der

Weitere Kostenlose Bücher