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Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Nase seines Vaters wäre. Wirklich eine geniale Idee von meinem Opa!
    Ich kann es kaum erwarten, Felix zu sehen und ihm zu erzählen, wo sich das Versteck befindet. Hoffentlich ist er nicht mehr allzu böse wegen gestern Abend …
    In diesem Moment wird mein Name aufgerufen und ich werde in ein Sprechzimmer gebeten. Nach einer weiteren Ewigkeit werde ich untersucht, der Arzt diagnostiziert eine Verstauchung mit leichter Bänderdehnung. Er legt mir einen Zinkleimverband an und rät mir, das Bein nicht übermäßig zu belasten, sondern ruhig zu halten und zu kühlen. Ich überlege noch, ob ich etwas von den Bauchkrämpfen erzählen soll, aber da verabschiedet sich der Arzt schon und wir fahren wieder zurück.
    Stefan ist die ganze Zeit über auffallend schweigsam. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er Streit mit Anja darüber hatte, ob ich weiter bei ihnen arbeiten darf oder nicht – und jetzt kommt er wegen mir auch noch zu spät ins Büro.
    »Es tut mir wirklich leid, dass ich euch so zur Last falle«, sage ich deshalb. Aber durch meinen Kopf wirbelt immer nur: heißer Ofen, heißer Ofen. Mann, das muss ich Felix sagen. Am besten sofort!
    Stefan dreht sich zu mir und ringt sich ein Lächeln ab. »Es ist alles in Ordnung, Anja ist manchmal eben ein bisschen … ähm … schwierig.«
    »Wie wäre es dann, wenn wir ein paar leckere Brötchen und Croissants fürs Frühstück holen? Natürlich nur, falls du es zeitlich noch schaffst.« Ich schäume förmlich über vor guter Laune – so schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe und auch Stefans Miene hellt sich merklich auf.
    »Eine ausgezeichnete Idee, Blue!«
    Wir halten auf dem Parkplatz vor der Bäckerei und meine gute Laune bewirkt, dass ich die graubeigen Häuser im Dorf heute richtiggehend hübsch und idyllisch finde. Im Vorgarten der Bäckerei fangen gerade die dicken hellrosa Kugeln der Pfingstrosen an aufzublühen. Eine Katze streicht um die beiden Margeritenbäumchen, die in blauen Töpfen vor dem Eingang stehen. Plötzlich schießt sie davon, und als ich ihr hinterherschaue, sehe ich, dass sie zu dem Häuschen auf der Säule geflitzt ist, weil sich dort auf dem Dach gerade eine Schar laut zwitschernder Grünmeisen niedergelassen hat.
    »Was ist das eigentlich?«, frage ich Stefan und zeige auf das reich verzierte Häuschen mit den vielen Türen.
    »Ein altes Taubenhaus.« Wir steigen aus, Stefan kommt auf meine Seite und stützt mich beim Gehen. »Hier gab’s früher mal einen richtigen Brieftaubenzüchterverein, ich glaube, es war der größte im vorderen Odenwald. Aber das ist lange her. Zum Glück.« Er sucht meinen Blick und grinst. »Anja kann Tauben nicht ausstehen, sie sagt, das wären die Ratten der Lüfte.«
    Ein altes Ehepaar kommt uns entgegen, Stefan hilft ihnen mit dem Rollator durch die Tür, dann betreten wir den Laden, in dem es so intensiv nach frischem Brot und warmer Schokolade duftet, dass sich mein Magen schmerzhaft zusammenzieht – diesmal zum Glück vor Hunger.
    Felix rechnet gerade die Bestellung einer Kundin zusammen, seine Oma ist zum Glück nicht im Laden. Als er mich sieht, wird er knallrot und verrechnet sich mit den Brötchen. Die Kundin weist ihn ungeduldig darauf hin, schimpft über die jungen Leute von heute, die nicht mal mehr die Grundrechenarten beherrschen, und schaut Stefan Beifall heischend an. Der ignoriert sie aber völlig, was Felix ein Grinsen entlockt, das er sich sofort wieder verbeißt.
    »Guten Morgen«, murmelt er in unsere Richtung, verdreht die Augen und korrigiert die Rechnung der Kundin.
    Stefans Handy klingelt und es ist nicht zu überhören, wer dran ist. Anjas hektische Stimme quillt aus dem Lautsprecher, Stefan kommt gar nicht dazu, etwas zu sagen.
    Genauso wenig kann ich mit Felix reden – was für eine Schnapsidee von mir, an einem Montagmorgen in der Bäckerei aufzukreuzen! Natürlich hat Felix jetzt gar keine Zeit, hinter uns strömen schon die nächsten Kunden herein.
    »Anja fragt, wo wir so lange bleiben. Sie braucht deine Hilfe beim Füttern, denn sie muss bald los, weil sie heute einen Termin in der Uniklinik in Frankfurt hat. Tut mir leid, aber wir müssen uns beeilen.«
    Er zeigt wahllos auf ein paar Brötchen, die Felix hektisch in eine Tüte packt.
    »Felix, wir müssen unbedingt reden«, zische ich ihm zu. »Ich weiß jetzt, wo der Schatz ist. Komm später vorbei, Anja fährt mit den Kindern weg, okay?«
    »Kennt ihr euch?«, fragt Stefan, während er bezahlt. »Das freut mich, ist sicher

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