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Liebeskind

Liebeskind

Titel: Liebeskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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doch nun fühlte er sich wie nach einem Marathonlauf. Seine Kraftreserven waren aufgezehrt, also würde er sie mit einer Pizza, ein paar Bieren und dem „Tatort“ im Ersten wieder auffüllen. Als Robin schließlich mit seinem Sechserpack Jever in der Schlange am Tresen stand, um zu bezahlen, fiel sein Blick auf die erste Seite der Abendzeitung.
    „Wer ist das Ungeheuer von Maschen?“
    Neben der Schlagzeile war das Foto einer Frau abgedruckt. Robin nahm die Zeitung in die Hand, dann erkannte er Doreen.
    Robin wartete nicht, bis er zu Hause angekommen war, sondern wählte schon gleich auf dem Parkplatz vor der Tankstelle die Nummer seiner Schwester. In ihrer Wohnung im Taunus lief nur der Anrufbeantworter, also versuchte er es mit Elsas Handynummer.
    „Ja?“
    „Elsa, wo steckst du?“
    „Ist etwas mit Vera?“
    „Nein, aber wo bist du?“
    „In Anspach, wo sonst. Hier ist das Wetter so klasse, deshalb mache ich gerade noch ein paar Schritte um den Block. Wieso?“
    „Elsa, Doreen ist ermordet worden. Hast du sie eigentlich noch einmal gesehen, bevor du von hier abgefahren bist?“
    „Nee, wie kommst du denn darauf?“
    „Ich dachte nur so. Du, ich muss jetzt Schluss machen, ich melde mich wieder.“
    Wenig später stand die Pizza fertig aufgebacken vor Robin auf dem Wohnzimmertisch, das erste Bier war geöffnet,und aus dem Fernseher drang die unverkennbare Titelmelodie seiner Lieblingskrimiserie, als er plötzlich aufstand, um das Telefonbuch zu holen. Auf einmal war ihm nicht mehr nach dem normalen Sonntagabend zumute, den er sonst so gern in immer gleicher Weise zelebrierte. Stattdessen suchte er die Telefonnummer der Polizeiwache in seinem Viertel heraus. Oder sollte er besser gleich die 110 wählen? Doch was sollte er vorbringen, wenn man Beweise für seine Vermutungen haben wollte? Besaß Robin denn überhaupt irgendein handfestes Indiz für das, was er zu wissen glaubte? Andererseits, war nach dem Mord an Doreen nicht allzu offensichtlich, dass niemand anderes als Elsa hinter den Verbrechen stecken konnte?
    Als Anna nach Hause zurückkam, saßen ihre Kinder bereits, jedes mit einem Pizzakarton vor sich, kauend am Wohnzimmertisch und sahen fern. Sie setzte sich zu ihnen, schenkte sich einen Früchtetee ein und angelte sich ein Stück Pizza aus Pauls Karton.
    „Guck mal, Mama, das hab ich von Oma bekommen, klasse, was!“
    Freudestrahlend hielt ihr Paul die Verpackung eines Computerspiels unter die Nase.
    „Das ist die allerneueste Version vom Formel-1-Rennen.“
    „Schön“, murmelte Anna und verkniff sich hinzuzufügen, wie unmöglich sie es fand, dass ihre Mutter Elisabeth ihm einfach so und auch noch kurz vor Weihnachten ein so kostspieliges Geschenk gemacht hatte.
    „Hat sich Papa noch nicht gemeldet?“, fragte sie stattdessen in die Runde.
    „Nee, bisher gibt es keine Spur von unserem Leitwolf“, grinste Ben. Und als kurz darauf die Eingangsmelodieseiner Lieblingsserie ertönte, fügte er hinzu: „Jetzt ist es sowieso schon zu spät für die Lernerei.“
    Schweigend verließ Anna ihre sich mittlerweile auf den Sofas flegelnden Söhne. Mit den leeren Fast-Food-Verpackungen in Händen war sie gerade auf dem Weg in die Küche, als Tom zur Haustür hereinkam.
    „Tut mir leid, es ist etwas später geworden. Wo steckt Ben? Von mir aus können wir sofort loslegen.“
    „Du wolltest bereits vor einer Stunde hier sein, Tom! Jetzt ist es zu spät zum Üben.“
    „Dann nehmen wir uns die Aufgaben eben morgen vor“, erwiderte er gleichmütig.
    „Ja, oder übermorgen oder in drei Wochen, wenn dir bis dahin nicht wieder etwas Wichtigeres dazwischenkommt. Ich bemühe mich wirklich, dich zu verstehen, und versuche auch auszugleichen, wenn du ein Problem damit hast, deinem Sohn etwas zu verbieten, Tom. Was ich aber überhaupt nicht begreife, ist, dass du es einfach nicht schaffst, einzuhalten, was du versprochen hast. Wie soll denn Ben mit einem solchen schlechten Beispiel vor Augen überhaupt lernen, worauf es im Leben ankommt!“
    „Ich bin nicht nach Hause gekommen, um mich gleich wieder von dir beschimpfen zu lassen, Anna. Ich wünsche dir einen schönen Abend.“
    Als sie anschließend die Haustür hinter Tom ins Schloss fallen hörte, hatte Anna Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten. Wenn Tom nicht mehr weiterwusste, trat er stets die Flucht an, resümierte sie wütend. Anna dachte an ihren gemeinsamen Nachmittag am See zurück und konnte kaum fassen, dass sie vor ein paar Stunden noch so

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