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Liebeskind

Liebeskind

Titel: Liebeskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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setzte sich vor den Regalen auf den Hallenboden.
    „Torsten Lorenz lag bewegungsunfähig unter den Trümmern, als ihm der Mörder den Schädel einschlug. Wie wütend muss man sein, um so etwas tun zu können?“
    Sie löste die letzte große Schraube, und nun hatte das Regal entscheidend an Standfestigkeit verloren. Es war zwar noch immer sehr schwer, doch jetzt konnte es auch ein Mensch von geringerer Körperkraft zum Umsturz bringen. Anna stemmte sich gegen die Metallverstrebungen und registrierte erfreut, dass das Regal schon nach kurzer Zeit zu kippen drohte. Sie wischte sich die schmutzigen Hände an einem Lappen ab und grinste.
    „Es ist absolut möglich, dass der Täter eine Frau gewesen ist. Aber ganz gleich, ob Mann oder Frau, der Täter muss die Gegebenheiten vor Ort gut gekannt und den Anschlag genau geplant haben. Und es scheint eindeutig eine Racheaktion gewesen sein. Denn nur so erklärt sich die an die Hinrichtung anschließende Kastration. Es hat dem Täter offensichtlich nicht gereicht, Torsten Lorenz einfach nur zu töten. Genau wie bei RainerHerold, dem man auch erst nach seinem Tod das Gesicht verstümmelt hat. Vielleicht haben wir es hier mit einer Person zu tun, der die beiden Männer in der Vergangenheit das Leben schwer gemacht haben. Wir sollten bei unseren Ermittlungen die Vergangenheit der Opfer also nicht außer Acht lassen.“
    „Sie meinen, die Täterin ist eine Frau gewesen, der man als Kind die Brille zertreten hat? Oder denken Sie gar an verschmähte Liebe als Tatmotiv? Nein, Frau Greve, das ist doch lächerlich. Außerdem ist Torsten Lorenz verheiratet gewesen und Rainer Herold nicht gerade das, was man einen attraktiven Mann nennt. Und überhaupt, warum sollte eine Frau ein solches Risiko eingehen? Was wäre geschehen, wenn sie das Regal nicht zum Umstürzen gebracht hätte? Es gibt weiß Gott elegantere Methoden, einen Menschen zu töten.“
    Anna fragte sich, was Sigrid Markisch mit ihrem letzten Satz wohl gemeint haben konnte. Mordeten Frauen ihrer Anschauung nach etwa nur nach ästhetischen Gesichtspunkten? Vielleicht mit einem Blick in den Spiegel zur Kontrolle, ob die Frisur auch richtig saß? Sollte sich am Ende gar ein Weibchen hinter der glatten Oberfläche von Sigrid Markisch verbergen? Trotzdem, es konnte nicht schaden, die Augen offen zu halten. Anna verkniff sich eine zynische Bemerkung und meinte stattdessen: „Wir müssen natürlich auch untersuchen, ob und welche Verbindungen es in der letzten Zeit zwischen den beiden Männern gegeben hat.“
    Sigrid Markisch setzte sich auf einen schmalen Hocker in der Ecke der Fabrikhalle, und ihre Ohren fingen an zu glühen, als sie nun ihrerseits begann, ihre Theorie vor Anna auszubreiten.

    „Es könnte auch alles ganz anders gewesen sein“, begann sie. „Rainer Herold ist Investmentbanker gewesen und Torsten Lorenz könnte seinen alten Schulfreund mit potenziellen Anlegern versorgt haben. Mit Leuten, die dumm genug gewesen sind, einem Bekannten zu vertrauen und die Verantwortung für ihr Geld abzugeben. Herold und Lorenz könnten sich die Gewinne, die sie aus ihren gemeinsamen Machenschaften gezogen haben, untereinander aufgeteilt haben, bis einer der Betrogenen schließlich dahintergekommen ist. Der Täter könnte also jemand sein, den die beiden um seine Existenz gebracht haben.“
    Anna nahm einen zusammengefalteten Pappkarton aus dem Regal, legte ihn neben Sigrid Markisch auf den Fußboden und setzte sich darauf.
    „Auch dann müssten wir bei der Vergangenheit der Opfer ansetzen. Von irgendwoher müssen die Kontakte zu den gutgläubigen Geldanlegern ja schließlich gekommen sein. Außerdem hat Rainer Herold in einer ganz anderen Liga gespielt. Ich glaube kaum, dass er neben seinem Job an der Börse noch Zeit dafür gefunden hat, ehemalige Schulkameraden um ihre Ersparnisse zu bringen.“
    „Trotzdem werde ich mit meinen Recherchen genau hier beginnen. Aber ich habe nichts dagegen, wenn Sie sich weiter an die Sohlen eines rothaarigen Phantoms heften wollen.“
    Die Giraffe stand auf und stolzierte aus der Halle. „Ich werde mich etwas frisch machen gehen, danach können wir fahren.“
    Draußen regnete es noch immer. Anna wartete im Flur vor der Tür zu den Waschräumen und kickte mit dem Fuß gegen einen an der Wand hängenden Feuerlöscher. Was bildete sich diese Frau überhaupt ein? Kam in ihre Abteilungund spielte sich als Chef auf, anstatt erstmal kleine Brötchen zu backen.
    Zurück im Büro, machte sich

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