Liebeskind
Arbeitszimmer herzurichten.“
Worauf Anna, gefolgt von Weber und Sigrid Markisch, neben der Sekretärin her den Flur entlangging und sie dankbar anlächelte. Antonia hatte eben immer einen Blick für das Wesentliche.
„Sehr gut“, nickte Anna anerkennend. „An unser Platzproblem habe ich auch gerade gedacht. Aber Sie haben das Problem bereits gelöst, während ich erst anfange, darüber nachzudenken. Danke.“
„Ich habe den Abstellraum am Ende des Gangs aufgeräumt und einen Schreibtisch hineingestellt. Ist ganz nett geworden.“
Seit der frühere Dienststellenleiter, Martin Kuhn, nicht mehr im Amt war, konnte sich Antonia Schenkenberg bei der Gestaltung der Räume vollkommen ausleben. Günther Sibelius störte sich nicht daran. Ganz im Gegenteil, ihm schienen die neuen Vorhänge und Grünpflanzen in seinem Büro gut zu gefallen.
„Herr Bertram könnte hier sitzen“, schlug Antonia vor. Anna Greve nickte zustimmend. In Zukunft würde sie also mit Sigrid Markisch und Weber einigermaßen ungestört an den Mordfällen Herold und Lorenz arbeiten können.
„Nein, das ist unmöglich“, erklärte Sigrid Markisch mit einem kurzen Blick in das kleine Büro. Anschließend musterte sie Antonia Schenkenberg und bedachte sie dabei mit einem hochmütigen Blick. „Was soll’s, für ein paar Tage wird es in der Kammer schon gehen. Hauptsache, ich habe meine Ruhe, denn ich bin es gewohnt, allein zu arbeiten.“
„Das verstehe ich nicht, Frau Markisch. Welchen Sinn hat es, sich in einer Phase, in der alle Kollegen möglichst eng zusammenarbeiten müssen, in sein stilles Kämmerlein zurückzuziehen?“, fragte Anna nach.
„Vertrauen Sie mir“, lächelte Sigrid Markisch milde zurück. „Sie werden schon noch sehen, wie gut ich ohne Störungen arbeiten kann. Und wir profitieren doch schließlich alle von einem möglichst schnellen Erfolg.“
Anna hatte Mühe, ruhig zu bleiben. Warum war Sigrid Markisch überhaupt nach Hamburg gekommen, wenn sie hier die Einzelkämpferin spielen wollte? Wenn sie es bevorzugte, auf diese Weise mit ihnen zusammenzuarbeiten, hätten sie einander auch weiterhin telefonisch über den neuesten Stand der Ermittlungen auf dem Laufenden halten können. Und warum zum Teufel bezog Weber überhaupt keine Stellung zum Verhalten der Giraffe?
Am Nachmittag sollte eigentlich die erste gemeinsame Dienstbesprechung im Büro von Günther Sibelius stattfinden, doch Sigrid Markisch hatte Anna und Weber kurzerhand in ihr kleines Büro gebeten.
„Herr Sibelius musste kurzfristig weg.“ Sigrid Markisch lächelte ihre Kollegen entwaffnend freundlich an und deutete auf den Stapel Akten auf ihrem Schreibtisch. „Hier sind die Unterlagen zum Mordfall Lorenz, da wollen Sie doch sicherlich einen Blick hineinwerfen.“
Weber lächelte betreten zurück, während Anna mit einem kurzen Nicken zur Giraffe die oberste Akte aufschlug und darin zu lesen begann. Schließlich sagte sie: „Ich begreife zwar noch immer nicht, was dagegen spricht, dass wir drei in einem gemeinsamen Büro sitzen, aber bitte. Wie ist der neueste Stand der Ermittlungen im Fall Lorenz?“
„Die Spurensicherung hat ein langes, rotes Haar auf den Kleidern des toten Torsten Lorenz gefunden. Seine Ehefrau ist jedoch blond.“
„Vielleicht hat Herr Lorenz auch noch auf anderen Hochzeiten getanzt. Diese Unbekannte, mit der Rainer Herold am Abend vor seinem Tod verabredet gewesen ist, soll allerdings ebenfalls rothaarig sein.“
Sigrid Markisch schnippte mit der Schuhspitze eine Staubfluse unter ihrem Schreibtisch hervor.
„Wir müssen uns zuerst einmal in der Näherei umsehen, Kollegen. Dort sind, soweit ich weiß, vor allem Frauen beschäftigt. Wahrscheinlich finden wir dort auch eine einleuchtende Erklärung für diesen Fund. Zum jetzigen Zeitpunkt halte ich Ihre These jedenfalls, mit Verlaub gesagt, für sehr weit hergeholt, Frau Greve.“
Anna sah sich das Foto und den Analysebefund des Haares durch die Spurensicherung genauer an. „Das sehe ich nicht ganz so, Kollegin. Hier steht, dass es sich um ein Haar von gut und gerne fünfzig Zentimeter Länge handelt, die Farbe ist leuchtend rot. Und genauso hat Rainer Herold die Haarpracht seiner Zufallsbekanntschaft aus dem Gasthaus beschrieben. Das ist mehr als genug, um der Geschichte einmal genauer nachzugehen. Haben Sie sonst noch etwas?“
Die Giraffe zögerte.
„Eine Sache kommt mir in der Tat merkwürdig vor. Die Spurensicherung hat Reste von Rum und Zucker auf dem
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