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Liebeskind

Liebeskind

Titel: Liebeskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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Tage alt.

    Elsa entwand sich ihrem Vater und schob den Baumwollstoff wieder hinunter.
    „Ist nicht weiter schlimm, Papa. Hab mich öfter geratscht, oben am Bettkasten. Der ist kaputt, hat eine scharfe Kante.“
    Sie drehte sich um. „Ich muss jetzt los.“
    „Elsa, lüg mich nicht an. Liebes, sag, wie kann ich dir helfen? Warum machst du das? Weiß deine Mutter davon?“
    „Ich habe ihr schon tausendmal gesagt, dass ich endlich ein neues Bett brauche.“ Elsa sah ihren Vater verächtlich an. „Außerdem ist Mama wirklich die Letzte, die irgendetwas mitbekommt.“
    Anna Greve klingelte an der Tür im zweiten Stock eines Dreifamilienhauses in der Maschener Neubausiedlung. Der Mann, der ihr daraufhin öffnete, war nur ein paar Zentimeter größer als sie selbst. Er zwinkerte beständig und schien keinerlei Kontrolle über das heftige Zucken seiner Augen zu besitzen.
    „Herr Adomeit?“
    Der Mann nickte. Ob er wohl auch sprechen konnte?
    „Kommissarin Greve vom LKA Hamburg. Ich ermittle in zwei Mordfällen und habe in diesem Zusammenhang ein paar Fragen an Sie.“
    Dirk Adomeit schwieg, bat sie aber herein.
    „Erinnern Sie sich an Rainer Herold und Torsten Lorenz?“
    „Natürlich.“ Seine Antwort war sehr schnell herausgekommen. „Allerdings nicht gern. Ich habe viel herunterschlucken müssen, was die beiden betrifft.“
    Anna fand seine Formulierung durchaus treffend. Wenn sie sich seine Leibesfülle so betrachtete, war offensichtlich, wo sein Kummer geblieben war.

    „Wo sind Sie vergangenen Montag und Donnerstag in den Abendstunden gewesen?“
    „Ich habe nichts mit dieser Sache zu tun. Menschen wie Rainer und Torsten wird es immer geben, man muss lernen, sich gegen sie zu behaupten.“
    „Trotzdem wäre es gut, wenn Sie mir sagen könnten, wo Sie zur fraglichen Zeit gewesen sind.“
    Dirk Adomeit überlegte. „Zu Hause, aber ich war allein. Ich habe nicht viele Gründe, mich unter die Leute zu mischen.“
    Er sah die Kommissarin misstrauisch an. Doch obwohl Dirk Adomeit alles andere als ein glaubwürdiges Alibi für die Tatzeiten aufweisen konnte, glaubte Anna dennoch, dass er die Wahrheit sagte und nichts mit den Verbrechen an Rainer Herold und Torsten Lorenz zu tun hatte. Möglicherweise könnte er ihnen sogar wertvolle Hinweise auf andere verdächtige Personen geben, allerdings würden sie, solange Dirk Adomeit seine argwöhnische Haltung nicht ablegte, kein vernünftiges Gespräch führen können.
    „Haben Sie Lust auf ein Bier?“
    Der „Maschener Hof“ war noch wenig besucht. Anna wählte trotzdem einen Tisch in der hintersten Ecke der Gaststube, die sich schon bald bis auf den letzten Platz gefüllt haben würde. Dirk Adomeit wirkte plötzlich viel entspannter, als er es noch vor wenigen Minuten in seiner Wohnung gewesen war. Anna räumte das wuchtige Weihnachtsgesteck zur Seite und schaute ihn freundlich an.
    „Ich glaube, dass wir den Täter in Ihrer aller gemeinsamen Vergangenheit suchen müssen. Es könnte jemand sein, der genau wie Sie unter den Schikanen der beiden zu leiden hatte. Und ich glaube weiter, dass es sich dabei nicht zwangsläufig um einen Mann handeln muss.“

    „Rainer und Torsten haben vielen Leuten das Leben zur Hölle gemacht. Dazu war ihnen jeder Anlass recht. Es reichte schon, wenn jemand eine abgetragene Jacke oder eine ungewöhnliche Nasenform hatte.“
    Erneut begann er zu zwinkern. Anna schaute in eine andere Richtung und wartete, bis er sich wieder beruhigt hatte.
    „Ich brauche Namen, Herr Adomeit, bitte denken Sie noch einmal genau nach. Wer außer Ihnen hat in ähnlicher Art und Weise unter den beiden zu leiden gehabt? Und ist damals vielleicht auch ein Mädchen zur Zielscheibe von Rainers und Torstens derben Späßen geworden?“
    Er nahm einen kräftigen Zug aus seinem Bierglas.
    „Im Moment fällt mir leider keine bestimmte Person ein, der Rainer und Torsten ähnlich penetrant wie mir zugesetzt haben, Frau Greve, aber Mädchen sind für die beiden damals überhaupt nicht interessant gewesen. Ihnen ging es vor allem darum, stärker und wichtiger zu sein als die anderen Jungs. Später haben sie sich dann schon mit Mädchen beschäftigt. Aber nur mit den Schönheiten. Die durften dann als schmückendes Beiwerk auf der Stange ihrer Bonanzafahrräder mitfahren und ihr Image aufpolieren.“
    Anna Greve wusste genau, was er meinte. Wer kannte das nicht aus seiner eigenen Vergangenheit. Entweder man hatte sich auf der richtigen Seite befunden, dann war

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