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Liebeskind

Liebeskind

Titel: Liebeskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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meisten in der Familie zu leiden hatte.“
    „Ach ja? Das sehe ich anders. Aber selbst wenn, das gibt dir noch lange nicht das Recht, dich so aufzuführen.“
    Auch Robin machte keine Anstalten, seine Schwester zur Begrüßung in den Arm zu nehmen. Er schloss die Haustür hinter ihr und tat, als bemerke er nicht, wie sie dem Stapel Kartons im Flur nun einen Tritt gab und er sich auf dem Boden ausbreitete.
    „Elsa, du hast dich irgendwann nach Vaters Abschied aus dem Staub gemacht und mich mit Mutter alleingelassen. Und Miriam war damals noch viel zu klein und wirklich keine Hilfe.“
    „Abschied, dass ich nicht lache. Davongemacht hat er sich.“
    Elsa war dieses Zimmer plötzlich viel zu eng. Sie stand auf. Nur ein paar Meter, schon war sie am Fenster angelangt. Dort drehte sie sich um und ging wieder zurück bis zur Tür. Ihre Schuhe traten, trotz der Gummisohlen,geräuschvoll auf das Parkett auf. Sie kam sich selbst wie auf der Flucht vor. Am liebsten hätte sie Robin in sein treu blickendes Gesicht geschlagen, aber dann erinnerte sie sich daran, weshalb sie hergekommen war. Elsa ging in die Küche und kochte Kaffee. Anschließend kam sie mit einem Becher für ihn und sich ins Wohnzimmer zurück.
    „Warum hast du mir nie gesagt, dass du es so siehst?“
    Robin zuckte resigniert die Schultern.
    „Was hätte das denn geändert?“
    Elsa musste zugeben, dass es rein gar nichts geändert hätte. Sie hatte Robin tatsächlich alleingelassen. Doch damals hatte es keine andere Möglichkeit für sie gegeben, als fortzugehen, und Elsa hätte sich auch von niemandem von ihrem Entschluss abbringen lassen. Sie hatte diesen Weg gehen müssen, schon aus dem Grund, weil es keinen anderen für sie gegeben hatte. Jetzt setzte sie ein freundliches Gesicht auf, denn Elsa hatte noch immer ein Ziel. Sie nahm Robin in den Arm und strich ihm zart über sein Haar.
    „Jetzt bin ich ja wieder da. Sag, wie kann ich dir helfen?“
    Dirk Adomeit war soeben nach Hause gekommen, als es an seiner Tür klingelte. Durch den Spion sah er eine ihm unbekannte Frau. Er öffnete.
    „Tag, Herr Adomeit, Kommissarin Markisch vom LKA Hannover.“
    Die fremde Frau war ihm unangenehm. Stand vor ihm wie eine Vertreterin, die ihren Fuß schon in der Tür hatte, bevor sie überhaupt ein Wort miteinander gewechselt hatten. Dirk Adomeit trat zur Seite, ließ sie herein und wies in Richtung Wohnzimmer.

    „Bitte, hier entlang.“
    Während er hinter ihr hertrottete, hob er schnell noch eine herumliegende Plastiktüte vom Flurboden auf und zerknautschte sie zwischen den Händen.
    Sigrid Markisch musterte Dirk Adomeit und registrierte dabei seine fahrigen Bewegungen.
    „Meine Mitarbeiterin hat bei ihrer Befragung gestern ein paar wichtige Details vergessen. Wo sind Sie gleich noch einmal beschäftigt, Herr Adomeit?“
    „In einem Architekturbüro, ich bin dort als technischer Zeichner angestellt.“
    Er legte die Plastiktüte auf den Tisch und knetete stattdessen seine fleischigen Finger.
    „Ja, mit einer festen Anstellung macht das Leben Freude. Und man ist in der Lage, für das Alter vorzusorgen. Bestimmt besitzen Sie auch Wertpapiere, oder?“
    Noch immer versuchte er zu vermeiden, die Frau direkt anzusehen.
    „Was hat das denn mit Rainer und Torsten zu tun?“
    „Herr Adomeit, ich habe doch nur eine harmlose Frage gestellt. Also?“
    Nun traf sie ein vorsichtiger Blick.
    „Ich habe ein paar Aktien aus der Autoindustrie gekauft, schien mir damals am sichersten zu sein.“
    Sigrid Markisch zeigte viel Gebiss, wenn sie lächelte.
    „Und wie sind Sie zu dieser Wahl gekommen?“
    „Ich verstehe Ihre Frage nicht.“
    Sie nahm die Plastiktüte vom Tisch und faltete sie ordentlich zusammen.
    „So macht das keinen Sinn, Herr Adomeit. Sie scheinen nicht zu begreifen, dass ich nur versuche, es Ihnen so leicht wie möglich zu machen. Aber wie Sie meinen, kommen Siebitte morgen Vormittag zur Vernehmung ins Präsidium. Schönen Tag noch.“
    Robin und Elsa waren zusammen einkaufen gegangen. Zwei Nebenstraßen von Robins Wohnung entfernt gab es einen kleinen Wochenmarkt. Ihr Bruder hatte sich dort ein Bund Suppengemüse, einen Brokkoli und ein paar Möhren gegriffen. Elsa hatte etwas Lauch, Petersilienwurzel und eine Knolle Sellerie dazu ausgewählt, und weil sie wusste, wie gern ihr Bruder es aß, kaufte sie auch noch ein Stück Ochsenbein. Während die Geschwister das Gemüse klein schnitten, köchelte das Fleisch schon zusammen mit dem Suppengrün und dem

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