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Liebeskind

Liebeskind

Titel: Liebeskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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„Schließlich waren Sie doch diejenige, die die Besprechung zu so früher Stunde haben wollte.“
    Wieder einmal fiel Anna auf, wie unsympathisch ihr Menschen waren, die sich bei ihren Angriffen auf andere hinter einem „wir“ verschanzten, obwohl sie eindeutig ein „du“ meinten. Außerdem war der Vorwurf der Giraffe insofern ungerechtfertigt, als Anna die noch fehlenden Informationen zu Dirk Adomeit zu einem späteren Zeitpunkt selbstverständlich parat gehabt hätte.
    Die Giraffe kratzte mit ihrem Kugelschreiber über das Papier. Anschließend sagte sie: „Ich jage Herrn Adomeits Daten gleich durch den Computer. Danach werde ich wohleinen Abstecher nach Maschen machen und mir den Herrn selber einmal anschauen.“
    „Wollen wir das nicht später gemeinsam tun, Sigrid?“
    Weber sah über Anna Greves funkelnden Blick hinweg.
    „Danke Lukas, aber mit dem komme ich schon allein zurecht.“
    „Ich denke, es ist an der Zeit, uns ganz systematisch mit der gemeinsamen Schulzeit von Rainer Herold und Torsten Lorenz zu beschäftigen“, ergriff Anna das Wort.
    „Gute Idee, Frau Greve, genau das habe ich auch gerade vorschlagen wollen. Fangen Sie damit ruhig schon einmal an, ich werde dazukommen, sobald ich mit Herrn Adomeit fertig bin. Aber vielleicht haben Sie bis dahin ja bereits ein paar Schulfreunde gefunden, bei denen es sich lohnen könnte, weiter nachzuhaken.“
    Anna musterte Weber, doch dieser schien sich an der Art und Weise, in der Sigrid Markisch mit ihnen umging, nicht zu stoßen. Anna bekam hingegen langsam das Gefühl, dass ihre Kollegin aus Hannover sie beide zu Hilfskräften zu degradieren versuchte. Und weiterhin ärgerte sich Anna über den nach wie vor im Raum stehenden Vorwurf der Giraffe, dass sie schlampig ermittelt hätte.
    „War es das jetzt, oder soll der Kollege Weber vielleicht auch noch schnell zur Reinigung hinübergehen, um eines Ihrer Kostüme abzuholen?“, fragte Anna wütend.
    Sigrid Markisch ging lächelnd über ihre Frage hinweg, dann verließ sie das Büro. Endlich war Anna mit Weber allein, und so packte sie die Gelegenheit beim Schopf.
    „Ich verstehe überhaupt nicht, wie Sie sich den unverschämten Ton der Markisch bieten lassen können, Weber. Wir sind doch schließlich nicht ihre Lakaien.“

    „Sie haben ja Recht, Anna. In Zukunft werde ich versuchen, dagegenzuhalten, versprochen.“
    „Gut, und rechnen Sie damit, dass ich Sie diesbezüglich beim Wort nehmen werde, Weber. Apropos Wort, Sie wollten mir doch neulich noch etwas über die Giraffe erzählen. Worum ging es denn dabei?“
    „Na ja, ich kenne sie bereits von einer Fortbildung.“
    Weber fing an, seine Bleistifte anzuspitzen.
    „Sigrid Markisch ist eine fleißige, sehr ehrgeizige Person. Sie war sogar die beste Absolventin ihres Jahrgangs“, er stockte.
    „Aber?“
    „Ich glaube, dass ihr zu einer guten Polizistin die Geduld fehlt. Sie will den Erfolg um jeden Preis.“
    „Wir werden das ausgleichen, Weber. So, und jetzt stürzen wir uns in die Arbeit. Zuerst müssen wir recherchieren, welche Schulen Rainer Herold und Torsten Lorenz gemeinsam besucht haben.“
    Klare Luft, Sonnenschein. Elsa schloss das Fenster in der Küche ihres Apartments und griff zum Telefon.
    „Tut mir leid, dass ich neulich so kurz angebunden war, Robin. Du, ich muss dich sehen, können wir uns treffen?“
    Stille am anderen Ende der Leitung. Dann ein Räuspern und Robins zögernde Stimme.
    „Du hast dir noch nie groß Gedanken darüber gemacht, wie du mit anderen umgehst. Aber wenn du willst, komm vorbei. Du weißt ja, wo ich wohne.“
    Danach war die Verbindung unterbrochen. Elsa hielt den Hörer nach wie vor in der Hand und horchte auf das Besetztzeichen. Der Himmel draußen war noch immer blau.Was hatte Robin gerade gemeint? Sollte sie ihn wirklich verärgert haben? Wie konnte es sein, dass er so wenig Verständnis für sie aufbrachte, schließlich waren sie beide, die stillen Wasser der Familie, doch von jeher miteinander seelenverwandt gewesen. Elsa konnte sich in ihrem Bruder doch nicht so getäuscht haben, sie musste Robin zur Rede stellen. Und sie würde es sofort tun.
    Diesmal stieg Elsa die vielen Stufen zu seiner Wohnung mit flachen Schuhen hinauf. Auch den weißen Mantel hatte sie im Schrank hängen lassen. Als sie Robin dann gegenüberstand, hielt sich Elsa nicht mit langen Vorreden oder Umarmungen auf.
    „Wie kommst du dazu, mir Rücksichtslosigkeit vorzuwerfen? Schließlich bin ich diejenige gewesen, die am

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