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Liebeskind

Liebeskind

Titel: Liebeskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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ließ.
    „Ist selten genug“, meinte er, „dass wir alle zusammen sein können. Du bist also mit dabei.“
    „Aber ich bin doch schon verabredet.“

    „Stimmt, mit uns.“
    Wie jeden Dienstag-, Donnerstag- und Samstagabend stieg Doreen, ihre Sporttasche auf dem Gepäckträger festgeschnallt, auf ihr Fahrrad und fuhr in Richtung des unbefestigten Feldweges davon. Doch heute war Elsa in der Lage, ihr zu folgen, denn sie hatte sich in der nächstgelegenen Kreisstadt ein Rad besorgt, das man zusammenklappen und im Kofferraum eines Autos verstauen konnte. Nun schwang sie sich ebenfalls auf den Sattel und folgte Doreen in unauffälligem Abstand. Ihr Weg führte ungefähr fünfzehn Minuten lang quer durch den Wald, dann stießen sie wieder auf eine Ausfallstraße. In der Ferne sah Elsa das Nachbardorf, Doreen hatte wirklich eine geniale Abkürzung genommen, an die sich Elsa von früher her nicht erinnerte. Jetzt hielt sie vor einem rechteckigen Gebäude mitten auf der grünen Wiese, das wie ein überdimensionierter Warencontainer aussah. „Health care“ stand in gelben Leuchtbuchstaben oben über der Eingangstür. Doreen lehnte ihr Fahrrad an eine Mauer, die den Parkplatz vor dem Gebäude umgrenzte, und verschwand im Eingang. Es schien, als brächten die Dorfdeppen hier ihre Körper in Form. Aber selbst wenn Doreen in all den Jahren ihre Muskeln hier gestählt haben sollte, würde das nichts ausmachen. Elsa war von jeher stärker gewesen als sie. Während Elsa in ihrer Deckung vor dem Container darauf wartete, dass Doreen wieder herauskam, wanderten ihre Gedanken unwillkürlich zu dem wunderschön zerzausten Tischler. Ja, ein solcher Mann hätte ihr vielleicht gefährlich werden können. Auf jeden Fall aber hatte er etwas Besseres verdient als dieses armselige Abziehbild von Frau, mit dem er jetzt zusammenlebte. Wieso hatten selbst die beschränktesten Weiber noch immer mehr Glück in der Liebe als Elsa?Elsa würde Herrn Rost von Doreen befreien, endgültig. Sein muskulöser Oberkörper würde vielleicht zuerst einmal in sich zusammenfallen, wenn er erfuhr, dass Doreen gestorben war. Aber eines Tages würde er Elsa dankbar dafür sein. Vielleicht könnten sie irgendwann sogar gemeinsam darüber lachen.
    Zwei Stunden später öffnete sich die Tür des Containers wieder und spie ein paar Hausfrauen aus, die sich von Doreen verabschiedeten und dann zu ihren Autos stolzierten. Doreen schien tatsächlich die Einzige zu sein, die die Sache mit der Fitness ernst nahm.
    Hier auf ihrem Weg zum Sport musste es geschehen. Irgendwo am Waldrand würde Elsa im richtigen Augenblick zur Stelle sein und endlich tun, was sie schon längst hätte tun müssen.
    Der Schnee fiel in großen Flocken zu Boden, und es begann zu dämmern, als die Greves gutgelaunt, mit Ausnahme von Ben, der mürrisch hinter ihnen hertrottete, zum Weihnachtsmarkt aufbrachen.
    Am Glühweinstand sahen sie Paula, die offensichtlich gerade dabei war, eine ihrer vielen Geschichten zum Besten zu geben. Zwei junge Männer standen rechts und links von ihr und hingen an ihren Lippen. Anna drehte sich in die Mitte des Marktplatzes und bewunderte den Weihnachtsbaum. Ben schielte währenddessen zu einer Gruppe Jugendlicher hinüber, die neben dem Schießstand herumlungerten und Bier aus Pappbechern tranken. Nun lächelte er Anna mit treuem Blick an, wie immer, wenn er etwas von ihr wollte.
    „Gibst du mir fünf Euro? Dann schieße ich ein paar Rosen für euch.“

    Anna sah Ben dabei zu, wie er zu den anderen hinüberschlenderte und dort mit Handschlag begrüßt wurde. Gerade so, als begegneten sich alte Freunde.
    Paula gesellte sich nun zu den Greves und hakte sich bei Anna unter. Tom beschloss, mit Paul über den Weihnachtsmarkt zu bummeln, während Anna solange mit Paula einen Glühwein trinken und auf Ben warten wollte. Die beiden Frauen nahmen ihre Becher und stellten sich an den Rand des Marktplatzes, um einen guten Überblick zu haben. Anna deutete auf die Clique um Ben.
    „Ich glaube, das sind die Jungen, die seine Sachen geklaut haben.“
    „Sieht mir aber mehr nach Harmonie zwischen denen aus.“
    „Die Jungs sind älter als er, und nicht gerade die Gesellschaft, die ich mir für Ben wünsche. Dabei hat er mir versprochen, in Zukunft so einiges in seinem Leben zu ändern, doch wenn ich mir nun anschaue, mit wem er sich umgibt, kommen mir wirklich Zweifel.“
    Anna fiel nicht auf, dass ihr Ton härter geworden war, aber Paulas warme Hand an ihrer Wange

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