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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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diesen zwanzig Jahre älteren, verheirateten Mathematikprofessor?«
    »Quantenphysik und Nanotechnologie. Und er hieß Moritz.«
    »Das war keine Liebe, das war das Ausleben deines Vaterkomplexes.«
    Mathilde verdrehte die Augen.
    »Wo du allerdings gerade diesen Moritz erwähnst … jetzt wird mir manches klar!« Franziska schlug sich vor die Stirn. »Natürlich ist dieser Sträfling der ideale Mann für dich! Einen Mann, der jeden Tag bei dir ist, den erträgst du gar nicht, dafür bist du viel zu eigenbrötlerisch. Du erträgst Liebe nur auf Distanz. Das hat ja auch was. Nichts ist so romantisch wie Sehnsucht und unerfülltes Begehren. Schmachtende Briefe, frivole Telefongespräche …«, sie hielt inne. Es sah aus, als würde sie gerade ein paar einschlägigen Erinnerungen nachhängen, ehe sie fortfuhr: »Ja, so ein Häftling hat durchaus seine Vorteile: Er läßt keine Socken herumliegen, verlangt keinen Sex, mischt sich nicht in die Planung des Alltags ein, und man muß nicht jeden Tag für ihn kochen.«
    »Ich koche gern«, widersprach Mathilde.
    »Nur, weil du nicht täglich mußt. Aber was ist, wenn er eines Tages entlassen wird, Mathilde?«
    »Dann werde ich ihm was kochen«, antwortete diese und ging nun ihrerseits zum Angriff über: »Und was ist mit dir? Warum hast du nicht geheiratet, du begnadete Beziehungsexpertin? Warum mußte ich mich mit all den Gestalten herumschlagen, die du immer wieder angeschleppt hast, jedes Jahr einen anderen? Weil du sie jedesmal zum Teufel geschickt hast, wenn es ernst wurde oder wenn der Alltag die Romantik eingeholt hatte. In Wahrheit bist nämlich du die Bindungsscheue von uns beiden!«
    Daraufhin schwiegen sie. Zwei Feldherren, die ihre Truppen neu formierten. Mathilde betrachtete ihren Ring. Seinen Ring. Er war schlicht, aus Silber, aber er hatte ihn selbst gemacht. Wie er das hinbekommen hatte war sein Geheimnis. Wie so vieles andere auch.
    »Warte. Ich zeig dir was.« Franziska stand auf.
    Mathilde wartete und betrachtete dabei die trödelmarktähnliche Unordnung im Zimmer. In dieser Hinsicht war noch alles beim alten, aber Franziskas Kleidungsstil hatte sich verändert. Keine schrillen Farben, kein Esoterik-Schmuck, keine tiefen Ausschnitte mehr. Heute trug sie ein Baumwollkleid in artigem Engelsblau.
    Nach fünf Minuten war ihre Mutter noch immer nicht zurück. Mathilde ging sie suchen. Sie stand im Schlafzimmer und trug ein Brautkleid. Ein langes, tief dekolletiertes, grellweißes Brautkleid aus Tüll und Spitze. Es war ihr zu lang und spannte um den Bauch herum. Auch der Reißverschluß am Rücken ging nicht ganz zu, das sah Mathilde, als sich Franziska umdrehte, bevor sie wühlend im Schrank verschwand.
    »Irgendwo muß auch noch ein Hut mit einem Schleier stecken«, hörte sie ihre Mutter dumpf. »Aber die Schuhe habe ich nicht mehr.«
    »Komm aus dem Schrank und erklär mir das bitte.«
    Franziska drehte sich um. Ihre Augen glitzerten verdächtig. »Wir wollten heiraten, dein Vater und ich. Du warst damals zwei. Vorher konnten wir nicht, weil er im Gefängnis saß, wegen Einbruchdiebstahls. Als er entlassen wurde, planten wir die Hochzeit. Merle war dagegen, aber das war mir egal. Ich liebte ihn eben. Die standesamtliche Trauung sollte um ein Uhr sein. Ein Kumpel wollte uns mit seinem Käfer hinfahren. Da drüben habe ich gewartet …«, sie zeigte in Richtung Wohnzimmer, »… im Brautkleid, mit Hut und Schleier, und mit meinen zwei Schulfreundinnen in bonbonfarbenen Rüschenkleidchen, die unbedingt Brautjungfern sein wollten. Du trugst ein geblümtes Sommerkleid und weiße Lackschühchen. Aber er kam nicht. Diese verdammte Uhr schlug alle Viertelstunde, und ich saß da, wie eine geputzte Tanne, die man um ihr Weihnachtsfest betrogen hat. Kannst du dir vorstellen, wie demütigend das ist?«
    Franziska wischte sich mit der Hand die Nase und blickte Mathilde erwartungsvoll an.
    Die entgegnete kühl: »Das wird mir nicht passieren. Er wird warten.«
    »Du wirst erleben, wie traurig es ist, wenn du dir dein Brautkleid selbst wieder ausziehen mußt«, fauchte Franziska.
    »Nein. Weil ich so etwas gar nicht erst anziehen werde«, versetzte Mathilde und fragte dann: »Warum ist er nicht gekommen?«
    »In der Nacht vor der Hochzeit haben sie eine Apotheke überfallen, er und sein Kumpel. Ein Alarm ging los, sie flohen, und dabei hat dein Vater einen Mann überfahren. Mit unserem Hochzeitsauto, die weiße Schleife war schon um die Antenne gebunden. Für

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