Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
beiden Beamten blickten dezent auf ihre Schuhe hinab. Seine Hände wurden sichtbar. »Ich möchte dich etwas fragen.«
    Ihr Lächeln ermunterte ihn.
    »Möchtest du meine Frau werden, Mathilde?«
    Mathilde rang nach Luft, als wäre sie soeben vom Grund eines Sees aufgetaucht. Eine Sekunde lang glaubte sie, in einem bizarren Traum gefangen zu sein. In seiner Hand hielt Lukas einen silbrigen Ring, den er ihr nun kalt und glatt an den Finger steckte.
    Franziska goß einen gehörigen Schluck einer klaren Flüssigkeit in ein Glas und leerte es auf einen Zug. »Das war jetzt rein medizinisch«, sagte sie, als müsse sie sich dafür entschuldigen, und ließ sich zurück auf das Sofa fallen. »Wie stellst du dir das vor?« fragte sie und scheuchte die Perserkatze davon, die sich auf ihren Schoß setzen wollte.
    Mathilde zuckte die Schultern. »Ganz einfach. Es kommt ein Standesbeamter in die Anstalt …«
    »Das meine ich nicht!« unterbrach Franziska sie.
    »Was meinst du dann?«
    »Der Mann ist ein Schwerverbrecher.«
    Mathilde kniff die Augen zusammen. »Das sagt ausgerechnet meine Mutter, die früher in jedem Zimmer ein Che-Guevara-Poster hängen hatte und gegen die Einzelhaft der RAF-Terroristen demonstriert hat.«
    »Das war etwas anderes.«
    »Ja, das war der Zeitgeist, dem du blind hinterhergerannt bist.«
    »Selbst wenn wir großzügig und tolerant davon absehen, daß er ein Mörder ist und im Gefängnis sitzt – wie kann man jemanden heiraten, den man kaum kennt?« fragte Franziska.
    »Merle und ihr Mann kannten sich auch nur durch Briefe und ein einziges Treffen! Er war bei ihrer Trauung durch einen Stahlhelm vertreten.«
    »Hätte er den Drachen besser gekannt, wäre es nie zu dieser Heirat gekommen.«
    »Ich weiß, daß dieser Mann der Richtige ist. Ich weiß es einfach«, beharrte Mathilde.
    »Ich erkenne dich nicht wieder«, staunte Franziska. »Doch bei allem, was du dir da einredest: Ist dir nie der Gedanke gekommen, daß er dich vielleicht ausnutzt?«
    »In welcher Hinsicht denn?«
    »Nun, du bist nicht ganz arm …«
    »Bitte nicht schon wieder diese Leier. Mein ganzes Geld steckt in der Wohnung, mein Gehalt verprasse ich, und von dem Haus hier und den paar Aktien weiß er gar nichts. Was soll er denn auch mit Geld?«
    »Vielleicht hat er größere Chancen, vorzeitig entlassen zu werden, wenn er verheiratet ist. Familiäre Bindung, gute Sozialprognose, oder wie die das nennen.«
    »Warum suchst du krampfhaft nach einem Haar in der Suppe?«
    Franziska änderte ihre Taktik und machte ein verzweifeltes Gesicht. »Mußt du dich ausgerechnet in einen Verbrecher verlieben, du arme Unglückstochter?«
    »Dein Mitleid brauche ich genausowenig«, wehrte Mathilde ab. »Er macht mich nicht unglücklich, sondern glücklich. Es wäre mir unerträglich, nicht in ihn verliebt zu sein.«
    Mathilde mußte sich eingestehen, daß das etwas erratisch klang. Aber so empfand sie nun einmal. Sie hätte auch sagen können: ›Es ist, als würde dieser Mann meine Seele berühren‹, aber es war nicht ihre Art, so etwas auszusprechen, schon gar nicht vor Franziska. Sie hatte sich für ihre Verhältnisse ohnehin schon weit genug aus dem Fenster gelehnt. Warum konnte ihre Mutter nicht einfach akzeptieren, daß Lukas die große Liebe ihres Lebens war?
    »Aber was ist mit der körperlichen Seite der Beziehung?«
    »Hast du neuerdings Probleme, das Wort ›Sex‹ auszusprechen?«
    »Also, was ist damit? Wollt ihr euch in einem schmuddeligen Gefängniskabuff paaren?«
    »So etwas ist im niedersächsischen Strafvollzug nicht vorgesehen.«
    »Aha. Aber bekanntlich gehört Sex doch auch zu einer Ehe, oder? Manchen ist er sogar ziemlich wichtig.«
    Mathilde begriff, daß sie und ihrer Mutter wieder einmal aneinander vorbeiredeten – nur waren diesmal die Rollen vertauscht. Mußte sie, die nüchterne, pragmatische, angeblich sogar herzlose Mathilde, nun wirklich der mit allen esoterischen Wässerchen gewaschenen Franziska erklären, daß es hier absolut nicht um den Austausch von Körperflüssigkeiten ging, sondern um eine geistige Leidenschaft? Eine Verbundenheit, die weit über körperliche Grenzen hinausreichte?
    »Sex ist wie Currywurst«, sagte sie. »Man bekommt ihn an jeder Ecke. Soll so was der Gradmesser für die Qualität einer Ehe sein?«
    Franziska seufzte. »Ist es nicht möglicherweise auf die Dauer ein wenig lästig, einen Mann zu haben, den man nicht nach Belieben treffen kann?«
    »Das kenne ich bereits.«
    »Du meinst

Weitere Kostenlose Bücher