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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Spiegel im Yogaraum. Das alles war viel zu groß für das kleine Haus.
    Draußen schepperte etwas, und eine Männerstimme fluchte auf polnisch. Die Anrichte aus dem Salon wurde gerade durch den Flur getragen.
    Zu sehen, wie sich ihre Wohnung leerte, brach ihr das Herz. Leona bemerkte Mathildes Stimmungstief, ließ die Arbeit ruhen und umarmte Mathilde spontan.
    »Es wird schon wieder«, sagte sie und tätschelte ihr den Rücken.
    Mathilde, solche Gesten nicht gewohnt, mußte aufschluchzen. »Entschuldige.«
    »Warum? Heul dich ruhig aus. Dazu sind Freundinnen schließlich da«, sagte Leona.
    Bis jetzt hatte Mathilde Leona nur als angenehme, hilfsbereite, zuweilen auch ein klein wenig aufdringliche Kollegin gesehen. War Leona ihre Freundin? Etwa, weil Mathilde ihr die Wohnung besorgt hatte? Und war sie, Mathilde, eine Freundin für Leona? Ihr Verhältnis war schwer einzuschätzen für Mathilde, die nie Freundinnen gehabt hatte.
    »Man kann auch in Ricklingen leben«, scherzte Leona.
    »Ich weiß.«
    »Du kannst Rosen pflanzen und im Sommer grillen, ohne daß von oben einer meckert!«
    Mathilde, weder ein Fan von Gartenarbeit noch von Grillabenden, nickte.
    »Allein meine Hüte werden die Hälfte des Wohnraums einnehmen«, stellte sie fest.
    Das Wochenende verging mit Möbel aufbauen, Lampen montieren, Kartons auspacken. Lauda hatte ihr dafür, wie schon zum Umzug, zwei preiswerte Arbeitskräfte vermittelt.
    Am Montag nach dem Umzug schminkte sich Mathilde besonders sorgfältig. Ihre Wahl fiel auf das leichte, beige Sommerkostüm und einen schmalkrempigen, flachen Strohhut. So ausgestattet fühlte sie sich einer Aussprache mit Lukas gewachsen. Sie fuhr auf den Schnellweg und dann in Richtung Celle. Dort angekommen, mußte sie zweimal anhalten und auf der Karte nachsehen, bis sie ihr Ziel gefunden hatte. Langsam fuhr sie die Straßen mit den in die Jahre gekommenen Reihenhäuschen ab. Einige waren renoviert, wenn auch nicht immer geschmackvoll. Es waren gerade Straßenarbeiten im Gange. Über die gesamte Straßenlänge war der Asphalt aufgerissen, so daß es heftig staubte. Mathilde wollte ihren Wagen nicht in den Dreck stellen. Sie fand einen Parkplatz um die Ecke und ging zu Fuß zurück.
    Das Viertel wirkte wie ausgestorben. An den Gärten und den Fenstern erkannte man, daß hier vorwiegend alte Menschen lebten. Das Haus von Lukas’Mutter war an der Frontseite mit Eternitplatten verkleidet. Alles wirkte grau: das Haus, die Fensterrahmen, die Gardinen hinter den schmutzigen Scheiben und sogar das Unkraut im Vorgarten. Über Waschbetonplatten führte ein Weg zur Haustür: geriffeltes Glas in einem braunen Alurahmen. Mathilde klingelte, doch alles blieb ruhig. Sie hatte es auch nicht läuten hören. Vielleicht war der Strom abgestellt. Auf die Glasscheibe hatte jemand mit blutroter Farbe »Mörderhaus« gesprüht. Warum machte Lukas diese Schweinerei nicht weg? Und wo war er? Sie sah auf die Uhr. Sie war eine Viertelstunde zu früh da. Um zehn Uhr wollte er sich mit ihr hier treffen. Sie sollte ein paar von seinen Sachen mitbringen, vor allen Dingen den Computer. Erleichtert, daß er sich endlich verhandlungsbereit zeigte, hatte sie sich einverstanden erklärt. Auf diese Weise mußte sie ihn wenigstens nicht zu sich bitten.
    Das Haus war das letzte einer Fünferreihe. Zwischen einer leeren, rostigen Regentonne und einem Fahrradunterstand aus Wellblech führte ein überwucherter Plattenweg in den Garten. Eine über zwei Meter hohe Zypressenhecke bildete den düsteren Rahmen für ein langes Rechteck, auf dem dürre mannshohe Gräser ungehindert wucherten. Am Ende des Grundstücks stand ein Schuppen mit tiefgezogenem Dach, unter dem sich auf einer Seite ein Verhau aus Brettern und Draht befand. Auf den zweiten Blick erkannte Mathilde acht verfallene Kaninchenställe, und im Geist hörte sie Lukas erzählen: …als ich es aus dem Stall genommen und auf die Schlachtbank gesetzt habe, konnte ich fühlen, wie es unter meinen Händen zitterte. Als wüßte es genau, was ihm bevorstand. Dann habe ich das Ding angesetzt und abgedrückt. Es hat geknirscht und der Körper hat einmal gezuckt, dann sind die Augen immer glasiger geworden. Und während der ganzen Prozedur hatte mein Vater seine Hand um meinen Nacken gelegt, als wollte er mich erwürgen, sobald ich einen Fehler machte. Es war übrigens mein Lieblingskaninchen, weiß mit schwarzen Flecken, ich hatte es Max genannt. Naja, Kinder machen so was – Stallkaninchen Namen zu

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