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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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vorstellen, und ich dachte an den Moment, als mein Mund mit der fetten ungarischen Wurst gefüllt war und mit zwanzig Fingern.
    Ich fuhr fort, ihn mit bedeckten Augen anzuschauen, so konnte ich ihn am besten sehen, zerschnitten und unvollständig zwischen meinen Fingern, während ich das Bild beherrschte, und ich sagte mir, okay, angenommen, du empfindest Liebe für ihn, gut, lassen wir die zwei Wörter für ihn weg, bleiben wir nur bei der Liebe, Liebe ist etwas Gutes, oder? Jedes Kind weiß, daß Liebe etwas Gutes ist, also schenken wir sie einem anderen. Angenommen, du hast einen Kuchen für jemanden gebacken und er hat kein Interesse an deinem Kuchen, was würdest du tun? Ihn jemand anderem geben, also nimm gefälligst deine Liebe und gib sie egal wem, jemandem, der dieselbe Adresse hat wie du und dieselbe Telefonnummer. Und dann konzentrierte ich meine Gedanken auf Joni, versuchte mir jedes Detail einzeln vorzustellen, denn Details waren seine Stärke, seine braunen Augen mit den langen Wimpern, seine orangefarbenen, fast weiblichen Lippen, seine braunen Locken, die ich anfangs so gerne durcheinandergebracht hatte, ich dachte an sein ganzes Gesicht, geformt wie ein Amulett, doch dann sah ich ihn vor mir, unstet wie ein Scheibenwischer, der an Kraft verloren hat, und ich wußte nicht, warum er so wankte, und als ich es verstand, stieß ich hinter den Händen einen Schrei aus, denn ich sah ihn erhängt, ich wußte, ich würde nach Hause kommen und ihn im Badezimmer finden, die Wimpern auf den blassen Wangen liegend, gerade jetzt stieß er den Stuhl unter sich weg. Jemand hatte ihm heute von Arie und mir erzählt, und er konnte nicht länger mit meiner Lüge leben, und er konnte mich auch nicht verlassen, so wie ich Arie nicht verlassen konnte. Oder vielleicht konnte er es doch, vielleicht packte er genau in diesem Moment seinen Koffer oder schrieb mir einen Brief, ich habe dir vertraut, schrieb er, und du hast mich betrogen, du hast unsere Liebe beschmutzt. Ich habe dich nie mit Gewalt festgehalten, dich nie mit Fragen bedrängt, ich habe dir Freiheit gegeben und gehofft, daß du nur Gutes daraus machst, nur um eines habe ich dich gebeten, daß du es mir sagst, wenn du mich nicht mehr willst. Immer habe ich dir gesagt, daß du in meinen Augen ein freier Mensch bist, daß ich keine Herrschaft über dich habe, weder über deinen Körper noch über deine Seele, und ich wollte auch nicht, daß du aus Abhängigkeit bei mir bleibst. Ich wollte, daß du dich jeden Tag aufs neue frei für mich entscheidest und daß du offen genug wärst, mir zu sagen, wenn du einen anderen wählst.
    Ach, wenn es doch nur so einfach wäre, würde ich zu ihm sagen, glaubst du wirklich, daß es so funktioniert? Ja, nein, schwarz, weiß? Und wenn ich jemanden gewählt habe, der mich nicht wählt?
    Auch dann mußt du mich raushalten, würde er sagen, ganz unabhängig von den Folgen, auch wenn du nur für einen Moment jemand anderen wolltest, und ich würde sagen, aber wenn ich mir nicht sicher bin und wenn es mir vielleicht später leid tut, und er würde sagen, mit seiner klaren harten Logik, die sich nicht zurückweisen ließe, ich habe gesagt, unabhängig von den Folgen.
    Ich habe ihn verloren, dachte ich, so oder so habe ich ihn verloren, seinetwegen, und am liebsten wollte ich Aries zufriedenes Gesicht zerfetzen, das Lenkrad nehmen und ihn aus dem Auto werfen, in den strömenden Regen, aber er hielt das Lenkrad fest, als wolle er sagen, es nützt dir nichts, Schätzchen, ich bin es, der hier die Kontrolle hat. Du kannst es dir in den Mond schreiben, mich morgen zu sehen, dachte ich, oder in zwei Tagen, zwei Wochen, zwei Monaten, zwei Jahren, ich werde jetzt retten, was von meinem Leben zu retten ist, falls es überhaupt noch etwas zu retten gibt, und ich sagte, Joni, warte, stoße den Stuhl nicht weg, nicht unter dir und nicht unter mir, gib mir eine Chance, und der Regen wurde stärker, Arie fluchte leise vor sich hin, und ich hatte Angst, daß wir nie ankommen würden, daß wir verunglücken würden, daß er seinen Herzschlag ausgerechnet jetzt bekam und ich nie in der Lage sein würde, alles wieder in Ordnung zu bringen, und dann gelobte ich, Arie nie wiederzusehen, wenn alles gutginge, wenn wir heil nach Hause kämen und Joni bei mir bliebe, statt dessen würde ich ein Kind mit Joni machen und mich mein ganzes Leben lang, bis zu meinem Tod, nur noch mit dem Kind und mit Joni beschäftigen.
    Suchst du etwas, fragte er, als wir wieder

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