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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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mit Mädchen ausgingen, und wie alle Professoren Angst vor ihm gehabt hatten und wie er alles stehen- und liegengelassen hatte wegen der Krankheit, und an der Stelle schwiegen sie plötzlich. Mir war übel, und der Kopf tat mir weh, deshalb legte ich mich aufs Bett, und Arie fragte im Spaß, willst du noch eine Runde? Ich hatte keine Lust zu antworten, vor allem weil Schaul es für mich tat, hör auf, laß sie ausruhen, und ich sah, daß die Frage, die ihm die ganze Zeit im Gesicht gestanden hatte, drängender wurde und daß ihm die Vorstellung nicht angenehm war, fast Kormans Tochter gefickt zu haben und zugesehen zu haben, wie sie gefickt wurde, und die ganze Zeit hatte ich Angst, er könne es meinem Vater erzählen, er könne ihm einen anonymen Brief schicken und ihm mitteilen, daß seine Tochter mit alten Kerlen fickte, statt sich um ihre Dissertation zu kümmern, und ich versuchte, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, in Gedanken den Kreis der Themen durchzugehen und mir endlich eins auszuwählen, und plötzlich wurde ich ohnmächtig.
    Als ich wieder zu mir kam, sah ich sie über mich gebeugt stehen, wie besorgte Eltern, Arie als Vater und Schaul als Mutter, sie tupften mir das Gesicht und den Hals mit einem nassen Handtuch ab. Ich hatte das Gefühl, aus einem langen süßen Schlaf zu erwachen, dem süßesten, den es gab, mein Kopf tat ein bißchen weh, aber es war eher die Erinnerung an einen großen Schmerz, ansonsten hatte ich das Gefühl einer plötzlichen, extremen Gesundung. Ich lächelte sie an und sah, wie sich ihre Gesichter entspannten, und Arie sagte, du warst ein paar Minuten lang ohnmächtig, aber mach dir keine Sorgen, und er brachte mir ein Glas Wasser, und Schaul fing an zu erzählen, wie ihm das einmal mitten in einem Prozeß passiert war, und erst da verstand ich, daß er wirklich Richter war, und das brachte mich zum Lachen, daß ich fast mit einem Richter geschlafen hätte, und ich sagte mir, dann ist es bestimmt in Ordnung, wenn ein Richter es erlaubt hat, und Arie schaute auf die Uhr und sagte, wir müssen los, Ja’ara, und an der Tür küßte Schaul mich auf die Wange, wie ein Onkel, und sagte, einen schönen Gruß an deinen Vater, und Arie nahm mich am Ellenbogen und führte mich zum Auto, ohne daß wir überhaupt das Meer gesehen hatten, und im Auto fragte ich, wo ist mein Slip, und er steckte die Hand in die Tasche und zog sie leer heraus und sagte, vermutlich ist er dort geblieben, und ich ärgerte mich, ich mag ihn besonders gern, es ist mein schönster, und Arie sagte, wegen einer Unterhose fahren wir jetzt nicht zurück, ein andermal, und ich wußte, daß es kein anderes Mal geben würde, und spürte einen Verlust ohne den Slip, als hätte ich mich heil und gesund auf den Weg gemacht und käme verletzt zurück, und dieser ganze Ausflug kam mir nun wie ein teuflischer Plan vor, nur ausgeheckt, um mir meinen schönsten Slip zu stehlen.
    Ich schwieg und schaute hinaus und beschloß, diesmal nicht angestrengt nach einem Thema zu suchen, sondern es ihm zu überlassen, sich zu überlegen, über was wir sprechen konnten, aber er hatte offenbar gar nicht die Absicht, sich in dieser Hinsicht anzustrengen, er war zufrieden mit sich, dem Lenkrad und den Songs aus dem Radio, erst nach ungefähr einer halben Stunde erinnerte er sich an mich und fragte, das war dein erstes Mal, nicht wahr? Und ich sagte, ja, und bei dir?
    Er lachte sein sattes Lachen, wieso denn, ich habe meine heißesten Jahre schließlich in Paris verbracht, ich habe alles ausprobiert, alles, deshalb fällt es mir auch so schwer.
    Es fällt dir schwer? fragte ich erstaunt.
    Ja, mich langweilt schon alles. Ich weiß, du glaubst jetzt, das ist gegen dich gerichtet, aber du irrst dich. Es ist eine allgemeine Langeweile, die schwer zu überwinden ist. Jedesmal sind stärkere Reize nötig, bis auch die aufhören zu wirken. Ein einfacher Fick, Mann und Frau, rein, raus, kommt mir weniger spannend vor als Gymnastik vor dem Fernseher.
    Technisch stimmt das vielleicht, sagte ich, aber was ist mit den Gefühlen? Das ist doch ein Unterschied, wenn du mit einer Frau fickst, die dich interessiert, wird dich das Ficken doch auch interessieren, oder? Es ist wie ein Gespräch, nicht wahr?
    Warum glaubst du, daß mich ein Gespräch interessiert, knurrte er, was ich dir über Sex gesagt habe, gilt auch für Gespräche. Die Reize müssen immer stärker werden. Und Gefühle? Ich weiß schon nicht mehr, was das ist. Im Lauf der Jahre wird der

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