Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
seiner Beruhigung wird sein ganzes Zimmer mit uns umziehen, bis hin zum letzten Spielzeug, als würde der Junge zu Hause einschlafen und durch ein Wunder morgens anderswo aufwachen, ohne einen Unterschied zu empfinden, und trotzdem zögere ich, wie jener Schlüssel, der mitten in der Bewegung stecken blieb und sich nicht mehr vor- oder zurückdrehen ließ.
Komm schon, du bringst uns mit deinen Zweifeln ganz durcheinander, sagt er, als wir uns beide in unseren eigenen Wohnungen befinden, neben den eigenen schlafenden Kindern, und trotz der kurzen Entfernung hört sich seine Stimme durch das Telefon schwach und dumpf an, wir könnten ab sofort zusammen sein, was bringt uns dieses Doppelleben, mach dir doch nicht solche Sorgen, sagt er, ich habe keine Angst vor Problemen, ich habe nur Angst vor deinen Sorgen, worauf wartest du eigentlich? Und auch ich weiß nicht genau, worauf ich warte, schließlich ist mir klar, dass der Umzug stattfinden wird, und trotzdem weckt der Gedanke, dass vor meinem Haus ein Umzugswagen stehen wird, Trauer in mir, als wäre dies ein unvergleichlich schmerzender Anblick.
Die Kinder haben sich noch nicht damit abgefunden, sage ich, aber er lässt meine Worte nicht gelten, sie werden sich daran gewöhnen, ich habe genug von dem Theater, das wir ihnen vorspielen, wir sind beide schlechte Schauspieler, man muss einfach ins kalte Wasser springen, sagt er, dieses ganze Zögern schadet nur, du machst mich unsicher, am Schluss wirst du mich noch überzeugen, dass wir es nicht schaffen, ist es das, was du willst, dass ich es bereue? Und ich sage, nein, wieso denn, gib mir nur etwas Zeit, ich laufe im Haus herum wie eine Braut, die es zu ihrem neuen Leben drängt, der es aber schwer fällt, sich von ihrer Kindheit zu verabschieden, von ihrer Familie, von ihrer Jungfräulichkeit.
Es sind nur wenige Gegenstände, die ich vorausschicke, ein Pullover und ein Schal und einige Bücher, Shampoo und Strümpfe und Ähnliches, es scheint, dass die Dinge ihren eigenen Willen haben, sie kennen schon den Weg dorthin, aber nicht den Rückweg, wie jener Rabe, der nicht zur Arche Noah zurückkehrte und deshalb schwarz wurde. Einer nach dem anderen machen sie sich auf den Weg, aber wir beide, Gili und ich, gehören noch immer hierher, in die Wohnung, in die wir einige Wochen vor seiner Geburt eingezogen sind, die auf einen bunten Innenhof hinausgeht, zu den Granatapfelbäumen, die jetzt noch nackt sind, aber schon bald werden sie Blätter bekommen und danach violette Blüten wie Kelche voller Wein, aus denen Früchte werden, die dann im Herbst reifen und den Hof wie rote Lampions erleuchten, sie werden Scharen von Zugvögeln anlocken, die an ihnen herumpicken und sie von innen aushöhlen, auch wenn sie von außen unberührt wirken, und gegen Winter werden sie wie seelenlose Körper unhörbar auf die schmalen gepflasterten Wege fallen und sie mit ihrem dunklen Saft beflecken, und wir werden nicht hier sein, und zwischen den Stämmen wird der erste Sauerklee wachsen, und wir werden nicht hier sein, und der wilde Orangenbaum wird mit seinen ungenießbaren Früchten prahlen, und wir werden nicht hier sein, wir werden nicht mit einem Ball und einer Decke und Keksen zu dem mickrigen Rasen hinuntergehen, wir werden nicht die zutraulichen Katzen im Hof streicheln, wir werden nicht deren Junge bewundern, die aus dem Dickicht brechen, ein Haufen von Schwänzchen und Ohren, die man nicht mehr auseinander halten kann, wenn sie zwischen den Sträuchern herumtollen, und vielleicht ist mein Schmerz nichts anderes als jener bekannte Hauch von Trauer, der zu jeder Veränderung gehört, schließlich werde ich zu einer anderen Familie hinüberwechseln, die die frühere Familie verdunkelt, gerade weil sie nicht selbstverständlich ist, wird sie zu einem Wunder, zu einer heiligen Familie, und dagegen wird unsere kleine Familie, Mutter und Sohn, ganz armselig aussehen.
Und trotzdem zögere ich, zweifellos geht das alles zu schnell, zu plötzlich, ich werde mich nicht so leicht an die Anwesenheit zweier weiterer Kinder im Haus gewöhnen, an die Anwesenheit eines neuen, beinahe fremden Mannes, denn obwohl wir uns oft getroffen haben, hat sich wenig zwischen Gili und Oded entwickelt, und wenn ich mich bei Oded darüber beklage, wehrt er sich sofort, das sei ja auch kaum möglich bei solch kurzen Treffen, wenn wir erst unter einem Dach wohnen, werde sich alles ergeben, dies scheint im Moment seine einzige Antwort zu sein, wenn wir erst unter
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