Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
einem Dach wohnen, kommt alles in Ordnung, hör auf, deine Ängste zu füttern, sie werden davon nur immer hungriger, blass und müde nach vielen Stunden Arbeit sitzt er mir gegenüber und schaut mich mit wachsendem Zweifel an, Ella, mach es nicht kaputt, vertrau mir, und wenn er bei mir ist, bin ich schon fast überzeugt, dass es keinen Grund gibt zu warten, aber sobald er fort ist, fange ich wieder an zu zweifeln, mit weichen Knien stehe ich vor Gili, wie eine Frau, die ihrem Mann die Liebe zu einem anderen beichten möchte und es doch nicht wagt.
Und das Geheimnis, das ich vor ihm verberge, lässt mich erstarren, ich weiche vor ihm zurück aus lauter Mitleid, und er, der die Veränderung spürt, klammert sich plötzlich an mich, zwingt mich, unsere gemeinsamen Nachmittagsstunden zu zelebrieren, unsere vertrauten Gespräche, das einfache Blöken eines Mutterschafs und eines Lammes, was ist los, Mama, fragt er besorgt, bist du traurig? Bist du böse auf mich? Und es scheint, dass ich aus lauter Angst, ihm wehzutun, ihm auf eine andere Art schade, und vielleicht ist es auch für ihn besser, dass es endlich geschieht, dass die Veränderung offen zutage tritt, statt heimlich jeden meiner Schritte zu begleiten.
Manchmal erinnere ich mich verwundert daran, mit welcher Leichtigkeit ich ihm unsere Trennung verkündet habe, immer wieder denke ich an jenes kurze Gespräch, bei dem Amnon zwar neben mir saß, aber nichts sagte, Papa und ich werden uns trennen, aber du wirst immer unser geliebter Sohn bleiben, und nun soll ich sagen, Jotams Papa und ich lieben einander, wir werden alle zusammenwohnen, und mir scheint, als müsste ihn das weit mehr erschüttern, schade, dass es unmöglich ist, ihm ein Rätsel aufzugeben, ihm ein Bild zu malen, ihm die Szene mit seinen kleinen lachenden Plastikpuppen vorzuspielen, das bin ich und das ist Jotams Vater, das bist du und das sind Maja und Jotam, und das ist die Wohnung, in der wir gemeinsam wohnen werden, vielleicht sollte ich mir von seinen geliebten Kuscheltieren helfen lassen, die Löwin neben den Tiger stellen, die Teddys neben das Löwenjunge, vor seinen erstaunten Augen eine neue gemischte Familie zusammenstellen.
Hör zu, sagt Oded, ich muss bei Therapien manchmal viel drastischere Maßnahmen ergreifen, wenn ich überzeugt bin, dass es das Richtige für den Patienten ist, ich muss einen eindeutigen Standpunkt einnehmen, sogar Druck ausüben, ich mag das nicht, aber manchmal hat man keine Wahl, und ich betrachte ihn verwirrt, die Tischlampe lässt sein Gesicht grau und leblos aussehen, und frage, was willst du damit sagen, was hat das mit uns zu tun? Er seufzt, du weißt genau, was ich damit sagen will, ich mache dir einen ernsthaften Vorschlag, ich habe sehr lange darüber nachgedacht und bin zu der Ansicht gekommen, dass dies der richtige Weg für uns ist. Die Probleme, die du so aufbauschst, scheue ich nicht, ich habe auch meine eigenen Probleme, das kannst du mir glauben, an dem Tag, an dem du es deinem Jungen erzählst, werde ich es auch meinen Kindern sagen, du hast kein Monopol auf Probleme, und ich sage, aber das ist etwas ganz anderes, deine Kinder bleiben in ihrer eigenen Wohnung, bei ihrer Mutter, deine Wohnung ist nur etwas Zusätzliches, aber Gili muss sich von seinem Zuhause trennen, das ist viel traumatischer, und er sagt, bitte, lass uns keinen Wettbewerb veranstalten, meine Kinder müssen eine Mutter ertragen, die fast aufgehört hat, eine Mutter zu sein, und trotz der Sanftheit seiner Worte habe ich das Gefühl, dass hinter ihnen eine stählerne Härte aufblitzt.
Irgendwann kommt der Moment, an dem man genug geredet hat, sagt er, an dem man handeln muss, ich glaube, dass es jetzt so weit ist, und wenn du noch immer zögerst, dann erlaube mir, daraus meine Schlüsse zu ziehen, und ich erschrecke, welche Schlüsse, was meinst du damit? Was deine Fähigkeit anbelangt, zu vertrauen, sagt er, was deine Fähigkeit anbelangt, den Preis zu zahlen, und vor allem was deine Fähigkeit anbelangt, das alles zu ertragen, und ich protestiere, was willst du von mir, hast du erwartet, dass ich sofort meine Koffer packe, wenn du mir vorschlägst, zusammenzuziehen? Und er sagt, das stimmt so nicht, seitdem sind schon zwei Monate vergangen, und ich platze heraus, na und, was sind schon zwei Monate, warum hast du es so eilig, brauchst du eine Frau, die für dich kocht, die dir deine Kinder aufzieht, gibt es eine biologische Uhr, die dich bedroht? Ich verstehe diese Eile nicht,
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