Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
und er sagt, es tut mir Leid, Ella, ich akzeptiere diesen Ton nicht, sprich nicht so mit mir, wie du mit deinem Mann gesprochen hast, die Gewohnheiten, die du aus deiner Ehe mitgebracht hast, lassen sich auf mich nicht übertragen.
Und welche Gewohnheiten bringst du mit, fauche ich, ich habe genau gehört, wie ihr euch angebrüllt habt, als du sie verlassen hast, ich habe vor der Tür gestanden und jedes Wort gehört, das war nicht gerade eine zivilisierte Unterhaltung, und plötzlich blitzt vor meinen Augen die hypnotisierende Innigkeit jenes Tages auf, die im Gegensatz steht zu diesem heutigen trüben Gespräch, ich sehe uns durch die Straßen gehen, einander noch fremd, er trug seinen Rucksack und ich zog meinen Koffer hinter mir her, und trotzdem fühlten wir uns leicht, der heiße stürmische Ostwind umwehte uns, beschleunigte unsere Schritte, und ich überlege, ob ich jetzt so auf ihn zugehen müsste, und ich mache einen Schritt auf ihn zu, genug, Oded, dränge mich nicht, warum verstehst du nicht, dass dies ein schwieriger Schritt ist, das ist nichts, was man von heute auf morgen tut, und er sagt, wenn du an diesem Schritt zweifelst, ist das in Ordnung, aber wenn du grundsätzlich einverstanden bist und dich nur vor der Ausführung fürchtest, dann glaub mir, dass Aufschieben alles nur schlimmer macht.
Natürlich bin ich einverstanden, sage ich, merkst du das nicht? Und er sagt, nein, ich merke es nicht, und das liegt an dir, aber auch ich habe das Recht, meine Schlüsse zu ziehen, vielleicht solltest du dir ein paar Tage für dich nehmen und dir darüber klar werden, was du tun oder lassen willst, ich bin in dieser Angelegenheit kein guter Ratgeber, nimm dir so viel Zeit, wie du willst, aber wenn du eine Entscheidung triffst, dann hoffe ich, dass sie auch gilt, in Ordnung? Und ich nehme seine Hand, gebe sofort auf, ich bin nicht fähig, die geringste Drohung zu ertragen, auch nur den Schatten eines Verlusts, hör auf, du weißt, dass ich mich entschieden habe, ich habe mich längst entschieden, ich werde es Gili morgen sagen, und er steht müde vom Sessel auf, sein Gesicht, nicht mehr von der Lampe erhellt, ist schmal und dunkel, die Falten entlang seiner Wangen sind tief, wie eingeschnitten, nimm dir die Zeit, die du brauchst, tu es nicht für mich, und wenn du bereit bist, sag es mir.
Mit einer schwachen Bewegung streicht er mir über die Haare und wendet sich zur Tür, und ich betrachte in dem zitronenfarbenen Licht die Bücherregale, die aussehen wie ein Mund, dem man ein paar Zähne gezogen hat, und versuche, mir das Leben ohne ihn vorzustellen, ich sehe, wie Gili heranwächst und mich immer weniger braucht, während ich ihn immer mehr brauche, würde er erwarten, dass ich ihm ein solches Opfer bringe, dass ich auf einen Partner verzichte, auf eine neue Familie? Gili, mein Schatz, komm zu mir, ich habe dir etwas zu erzählen, etwas Gutes, ich bin sicher, dass es gut sein wird, auch wenn es am Anfang vielleicht ein bisschen schwer ist, nicht wirklich schwer, verwirrend möglicherweise, aber ich werde die ganze Zeit bei dir sein und dir helfen. Hör zu, ich und Oded, Jotams Vater, wir lieben uns wie Mann und Frau, nein, wir heiraten nicht, aber wir ziehen zusammen, du und ich werden in ihre neue Wohnung ziehen, erst sind sie eingezogen und jetzt ziehen wir zu ihnen, dort werden wir ab jetzt alle zu Hause sein, du bekommst dort ein schönes Zimmer, genau wie hier, und Maja und Jotam werden da sein, wenn sie nicht bei ihrer Mama sind, und es wird eine Weile dauern, aber wir werden uns daran gewöhnen und es wird uns gut gehen, denn wir werden uns gegenseitig haben, wie vorher, und zugleich werden wir eine größere Familie bekommen, und wir werden uns lieb haben und uns gegenseitig helfen und wir werden miteinander spielen und Ausflüge machen, das ist viel schöner, als nur allein mit einer Mutter oder einem Vater zu sein, das stimmt doch, mein Kleiner.
Im letzten Sommer musste ich ihm erzählen, dass er ganz allein in die erste Klasse gehen würde, ohne seine Freunde vom Kindergarten, ich hatte tagelang meine Worte geplant und es nicht geschafft, sie auszusprechen, bis er einige Tage vor Schuljahresbeginn zu mir sagte, Mama, in der neuen Schule werde ich keinen einzigen Freund haben, ich atmete erleichtert auf und fragte, woher weißt du das denn, und er zuckte die Schultern, ich weiß es eben, und da sagte ich schnell, ich bin sicher, dass du in ein paar Tagen neue Freunde haben wirst, alle werden
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