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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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Störe ich dich, fragt er leise, und ich ziehe ihn an mich, seine Hände sind schon unter meiner Kleidung, Ella, du musst damit warten, fährt sie fort, das ist keine Frage des Alters, sondern der Umstände, gib ihm Zeit, dass er sich erst einmal an eure Trennung gewöhnt, belaste ihn nicht so schnell mit einer neuen Familie, du verlierst nichts, wenn du noch ein wenig wartest, im Gegenteil, wenn du deshalb deinen neuen Freund verlierst, ist das ein Zeichen, dass es nichts Ernstes war, überlege doch, wenn es nicht klappt, wirst du eine neue Trennung durchmachen, wozu brauchst du diese ganzen Kopfschmerzen, warum fällt es dir so schwer, noch ein Jahr zu warten, und das alles hört er zusammen mit mir, bis ich sie unterbreche, Talja, ich muss aufhören, ich habe Besuch, reden wir morgen weiter, und er nimmt mir den schwarzen Hörer aus der Hand, betrachtet ihn ernst, sie hat vielleicht Recht, deine Freundin, sagt er schließlich, aber ich glaube nicht an solche Ratschläge, kein anderer weiß besser als du, was gut für dich ist, versuche, auf dein Herz zu hören, auf deine innere Stimme, und ich frage, was machst du überhaupt hier, ich habe gedacht, es geht heute Nacht nicht, und er lächelt, ich habe fünfzig Minuten für dich, reicht dir das?
    Warum ausgerechnet fünfzig, frage ich und schaue sofort auf die Uhr, und er antwortet, weil ich zu Maja gesagt habe, ich hätte eine wichtige Verabredung mit einem Patienten, der sofort Hilfe braucht, und ein ungeheurer triumphierender Stolz erfüllt mich, ich brauche wirklich sofort Hilfe, flüstere ich ihm ins Ohr, aber ich dachte, du fängst nichts mit Patientinnen an, und er lacht, diese Regeln gelten nicht für dich, wie sich herausstellt, so wie die Regeln deiner Freundin nicht für uns gelten, wenigstens hoffe ich das, und ich schmiege mich an ihn, du bist also gekommen, um eine dringend benötigte Behandlung vorzunehmen, frage ich, und er sagt, ja, was genau fehlt dir? Und ich mache das Licht aus und ziehe ihn auf den Teppich herab.
    Die Monopolysachen, die ich noch nicht aufgeräumt habe, drücken mich im Rücken, die Häuser und Hotels, die wir in den erworbenen Straßen errichtet haben, Spielgeld klebt an meinem Hintern, als er durch den schmalen Pfad geht, der nur für ihn bestimmt ist, ich ziehe ihn mit Armen und Beinen zu mir, mit meiner Zunge und meinen Haaren, versprich, dass du mir vertraust, flüstert er, ich brauche dein Vertrauen, und ich verspreche es immer wieder, spüre ihn in mir, er entzündet eine starke Flamme der Begierde, und an jedem Punkt, an dem er nicht ist, fehlt er, wie wirst du dieses Feuer löschen, noch so viel Wasser wird es nicht löschen, und als ich unter ihm erzittere, auf dem Monopolybrett, richtet er sich schnell auf, zieht in der Dunkelheit den Reißverschluss seiner Hose zu und flüstert, ich hoffe, dass ich dir geholfen habe, und ich antworte leise, eigentlich nicht, leider, ich habe das Gefühl, dass das Problem sich nur noch verschärft hat, und er lacht, genau das war meine Absicht.

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    18
    Nicht auf den ägyptischen Tempelwänden und nicht auf den Grabinschriften und nicht auf Papyrusrollen, weder über der Erde noch unter ihr ist in den Tagen des neuen Königreichs der Name Israel erwähnt, nicht als Freund und nicht als Feind, nicht als Nachbar und nicht als versklavtes Volk, und trotzdem gibt es keinen Zweifel, dass der Auszug Israels aus Ägypten ein historisches Ereignis war, höchst gegenwärtig in der Bibel, im Gesetz, in der Geschichte und der Überlieferung, in den Reden der Propheten und in den Gesängen der Psalmen, aber es findet sich noch immer kein Beweis für die große Saga des Leidens und der Errettung, des neuen Anfangs und der zweiten Chance.
    Ausgrabungen und immer neue archäologische Forschungen haben nichts als Falsifikationen erbracht, allenfalls aufwühlende Zeugnisse für Naturkatastrophen, die Sonne zeigt sich nicht mehr, ihre Gestalt am Himmel ist wie das Auge des Mondes, ausgetrocknet ist der Fluss Ägyptens, der Wind des Südens bläst gegen den Wind des Nordens.
    Die Rolle der Naturkräfte sollte bei der Beurteilung der historischen Ereignisse nicht ignoriert werden, es waren nicht allein die Taten der Menschen, die die antike Welt erschütterten, sondern auch immer wieder Umstürze der Natur, die die Handlungen der Eroberer und die List der antiken Staatsmänner klein erscheinen lassen, o Wehklage, das Land dreht sich wie die Drehscheibe des Schöpfers, der Palast verwandelt sich innerhalb

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