Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
bisschen Schimpfen wiederherstellen kann, höre ich ein Hüsteln und drehe mich zu Oded um, der nebenan in der Schlafzimmertür steht, hi, schön, dass du da bist, verkünde ich nervös, stehe auf und gehe auf ihn zu, und Gili schreit sofort, lass mich nicht allein, und ich kehre zu ihm zurück, versuche, in der Mitte zwischen den beiden stehen zu bleiben.
Gili, schau doch, Oded ist gekommen, rufe ich, als wäre das eine Nachricht, die ihn sofort beruhigen würde, und winke Oded näher heran, damit er ins Badezimmer kommt und ein paar freundliche Worte mit dem wütenden kleinen Jungen wechselt, aber er ignoriert meine energischen Handbewegungen und sagt, ich bin durch und durch nass geworden, ich bin stundenlang mit den Kindern im Regen herumgelaufen, ich hoffe nur, dass sie sich nicht erkältet haben, und tatsächlich sind seine Hosenbeine fast bis zu den Knien durchweicht, aus seinen Haaren tropft es, er nimmt ein Handtuch aus dem Schrank und rubbelt sich sorgfältig den Kopf. Warum seid ihr draußen herumgelaufen, frage ich, sie haben doch ein Zuhause, oder? In diese Wohnung konnten wir ja nicht, wie du weißt, sagt er, und Michal war in einem solchen Zustand, dass ich sie nicht zu ihr bringen konnte, erst jetzt ist ihre Mutter gekommen, um sich um die Kinder zu kümmern. Ich setze mich wieder auf den Klodeckel, hier räkelt sich ein verwöhnter kleiner Junge wie ein Krokodiljunges im warmen Badewasser, und dort sind zwei Kinder in nassen Kleidern herumgelaufen, nur meinetwegen, gleich am ersten Tag werde ich, gegen meinen Willen, zu einer bösen Stiefmutter, und auf einmal treibe ich Gili ungeduldig an, es reicht, komm schon raus, und er jammert, nein, noch nicht, ich spiele noch, und ich sage, dann spiel allein weiter, ich muss mit Oded sprechen, und dann entferne ich mich, bevor er protestiert, und sage, Oded, es tut mir wirklich Leid, ich wollte ihm doch nur einen einzigen Tag geben, um sich an die neue Wohnung zu gewöhnen, ich war sicher, dass deine Kinder zu Hause sind, bei Michal, du hättest anrufen und mir sagen sollen, dass sie bei dir sind und dass ihr nicht wisst, wo ihr hingehen sollt.
Ach, wirklich, fragt er hart, und was hättest du gesagt, kein Problem, kommt nach Hause? Sei nicht so scheinheilig, du bestimmst hier doch ohnehin alles, und ich erschrecke vor der Feindseligkeit in seiner Stimme, Oded, um was habe ich denn schon gebeten, doch nur um einen einzigen Nachmittag, einen Nachmittag allein, ist das denn zu viel verlangt? Du benimmst dich, als hätte ich euch für immer aus dem Haus gejagt, und er sagt, genau das war mein Gefühl, und ich protestiere, warum übertreibst du so, ich habe gedacht, du bist bei der Arbeit, und sie sind sowieso bei Michal, ich hatte wirklich keine böse Absicht. Da bin ich mir gar nicht so sicher, zischt er, und ich fauche in seine Richtung, auch ich bin mir gar nicht mehr so sicher, welche Absichten du hast, warum bist du eigentlich nicht mit ihnen ins Kino gegangen oder ins Einkaufszentrum, hast du dich bei Regen mit ihnen auf der Straße rumgetrieben, nur damit du mir Vorwürfe machen kannst? Er sagt, du wirst dich wundern, aber es gibt auch noch andere Gründe, ich gehe in diesen Zeiten nicht mit Kindern an öffentliche Orte, und ich sage, das ist doch völlig übertrieben, das Einkaufszentrum wird bewacht, und er sagt, kein öffentlicher Ort ist sicher. Und warum bist du dann nicht mit zu Michal gegangen, frage ich gereizt, das hättest du doch auch tun können, und er sagt, sie hat mich nicht ins Haus gelassen, und ich seufze, diese Geschichte ergibt keinen Sinn, es kann nicht sein, dass du keine Lösung gefunden hast, wenn du wirklich gewollt hättest, wäre dir schon etwas eingefallen, man kann sie schließlich zur Not immer noch für ein paar Stunden zu irgendwelchen Freunden bringen, das ist doch nicht so kompliziert.
Mama, ich will raus, schreit Gili laut, und ich laufe hinüber, um ihn aus der Wanne zu holen und seine weiche Haut mit einem Handtuch trocken zu reiben, ein unangenehmes, triumphierendes Gefühl breitet sich in mir aus, wir haben sie heute Abend besiegt, wir haben bewiesen, dass diese Wohnung nicht weniger unsere ist als ihre, aber ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell den Preis für unseren Sieg bezahlen müssten, denn als wir das Wohnzimmer betreten, Gili im Pyjama, sauber und duftend, Teddy Scotland in der Hand, schenkt Oded ihm keinen Blick, ganz anders als Amnon, der, wenn Gili aus der Badewanne kam, immer die langen Arme
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