Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
durcheinander gewirbelt wurde, bist du so gefühllos, würdest du wollen, dass ich mich deinen Kindern gegenüber ebenso verhalte? Er sagt, da ich mir keines Fehlers bewusst bin, kann ich deine Drohung nicht ernst nehmen, wenn du mit deinem Jungen stundenlang im Regen herumläufst, werde ich ganz bestimmt verstehen, wenn du unsensibel bist, und ich zische, fang nicht immer wieder damit an, du weißt, dass dieser Nachmittag eine Ausnahme war, ich wäre froh zu wissen, dass auch dein Verhalten nicht die Regel sein wird, und er sagt, vielleicht, aber Tatsache ist, es war dein Fehler, und ich stehe auf, baue mich vor ihm auf, ein wilder Drang ergreift mich, auf der Stelle von hier wegzugehen, nach Hause zurückzukehren, aber im Zimmer nebenan schläft der Junge und ich muss mit ihm hier bleiben, weißt du, Oded, als du zu Gili gesagt hast, dass du keine Teddys magst, habe ich gespürt, dass ich dich auch nicht mag, und er mustert mich von unten nach oben, ja, das tut mir Leid zu hören.
Doch als er nach mir ins Bett kommt, berühren seine Finger meinen Rücken, Ella, hab doch Geduld, flüstert er, wir sind einfach so in dieses Leben gesprungen, mit dem Kopf voraus, wir werden Zeit brauchen, uns daran zu gewöhnen, und ich gebe ihm keine Antwort, ich hoffe, dass er fortfährt, mich zu besänftigen, aber er schweigt, nur seine Hand streichelt über meinen Hintern, und zum ersten Mal, seit wir uns kennen, krampft sich mein Körper unter seiner Berührung zusammen, gefesselt von diesem neuen deprimierenden Zorn, ich klopfe an eine sich schließende Tür und bitte um Erbarmen für meinen kleinen Sohn. Ich versuche, einen einfachen Handel abzuschließen, vielleicht gewähre ich ihm das Vergnügen dafür, dass er Gili morgen früh anlächelt, Hingabe für ein Lächeln, geschlechtliches Vergnügen gegen väterliche Wärme, wie ein Tauschhandel in der antiken Welt, Öl und Wein boten die alten Kanaaniter den Nomaden gegen Milch und Fleisch, vielleicht ist es das, was hier von mir verlangt wird, dass ich mich wie eine Geschäftsfrau verhalte, nicht umsonst bin ich den ganzen Tag in einem dunklen Anzug und auf hohen Absätzen herumgelaufen, aber die Umstände verhindern sogar diesen einfachen Tausch, heute Nacht geht es nicht, flüstere ich ihm ins Ohr, Gili wird bestimmt bald aufwachen, es ist seine erste Nacht hier, und ich höre, wie er sich bemüht zu lachen, man könnte es unter der Decke tun, schlägt er vor, und ich verweigere mich zum ersten Mal, heute Nacht nicht, Oded.
Es sieht aus, als würde er auf der Schwelle zum Zimmer zögern, seine Füße tappen zum Bett, ein kleiner Ritter ohne Furcht und Tadel, und ich strenge in der Dunkelheit die Augen an, aber nein, da ist niemand, wach und angespannt liege ich da und lausche, ich höre Odeds Atemzüge, die Geräusche in der fremden Wohnung, das Summen des Kühlschranks, ein Motorrad, das unten auf der Straße vorbeifährt, schwere Schritte im Treppenhaus, all das hat mich überhaupt nicht gestört, wenn ich früher hier übernachtet habe und meine Sachen zu Hause auf mich warteten, das Licht der Straßenlaterne, das durch die dünnen Ritzen des Rollladens dringt, vielleicht wäre es doch besser, ihm nachzugeben und die Fremdheit, die uns angesprungen hat wie eine erschrockene Katze, mit einer warmen Berührung zu besänftigen. Mama, wo bist du? Genau in dem Moment, als ich drauf und dran bin, in einen unruhigen Schlaf zu fallen, schwankend wie eine Eisenbahn auf wackligen Schienen, sinkt er neben mir nieder, Mama, bist du da, und er versucht, sich wie immer in die Mitte des Betts zu drücken, zwischen mich und seinen Vater, aber der Gedanke an die körperliche Nähe zwischen ihm und dem fremden Mann bereitet mir Unbehagen, ich schiebe ihn zum Bettrand, trenne ihn mit meinem Körper von Oded, schlaf, mein Schatz, es ist noch nicht Morgen, aber er ist leider hellwach, plappert mit lauter heller Stimme, ich bin auf einen Baum geklettert, erzählt er, der Baum war voller Kinder, ganz ohne einen Erwachsenen, und plötzlich habe ich die weiße Katze von dem Bild gesehen, das Jo’av mir geschenkt hat, sie war ganz weit oben, und ich habe Angst gehabt, dass sie runterfällt, war das ein guter Traum oder ein schlechter? Ich bringe ihn zum Schweigen, wir sprechen morgen früh darüber, du musst jetzt schlafen, sonst bist du morgen müde, doch er schmiegt sich an mich, fieberhaft wach und angespannt, aber ich muss dir viel erzählen, ich habe dir noch nicht erzählt, was heute in der
Weitere Kostenlose Bücher