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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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noch nicht eingewöhnt, ich darf aufwachen, ich darf zu dir kommen, zu dir, sagt er, als würde ich allein dort liegen, in diesem geräumigen Schlafzimmer, neun Schritte entfernt von seinem.
    Ich küsse ihn auf die Stirn, natürlich darfst du das, ich gehe jetzt kurz weg, gleich komme ich zurück und schaue nach, ob du eingeschlafen bist, sage ich und gehe schnell zu Oded, der noch immer im Sessel sitzt, sag ihm gute Nacht, bitte ich, ich übersehe das Telefon in seiner Hand, und er flüstert, einen Moment, ich bin mitten in einem Gespräch, und in den Hörer sagt er, ich schicke es Ihnen gleich per Fax, und macht sich daran, rasch ein paar Formulare auszufüllen. Sag ihm gute Nacht, bitte ich, aber als ich ihn zu Gilis Zimmer begleite, ist er schon eingeschlafen, leises Schnarchen dringt aus seiner Kehle, eine Hand liegt an seinem Kinn, als wäre er tief in Gedanken versunken. Schau, das ist ein gutes Zeichen, flüstere ich, ich habe gedacht, er würde Stunden brauchen, um einzuschlafen, aber meine Worte scheinen ihn nicht zu beeindrucken, wie sehr mir jetzt dieses wohltuende Ritual fehlt, denke ich, so oft habe ich mit Amnon vor dem Bett des schlafenden Jungen gestanden, beide mit der gleichen Begeisterung, beide bemüht, den geliebten schlafenden Jungen nicht zu wecken, während Oded mich jetzt, nachdem er einen kurzen Blick auf den Jungen geworfen hat, stehen lässt und geht, und wieder ist seine Stimme im Wohnzimmer zu hören, probieren Sie das Medikament noch ein paar Tage, im Allgemeinen verschwinden die Nebenwirkungen nach kurzer Zeit, warten Sie noch ein bisschen, wir müssen versuchen, Zeit zu gewinnen, auch der Alltag übt eine Kraft aus, rufen Sie mich morgen an, dann werden wir sehen, ob es Ihnen besser geht.
    Als ich ihm ins Wohnzimmer folge und mich auf mein altes Sofa setze, fährt mir ein dumpfer Schmerz in die Knochen, mir ist, als würden in meinem Körper kalte Wellen zusammenschlagen, während er den Hörer hinlegt und sich mit kühlem Blick mir gegenübersetzt, verschanzt auf seinem dunklen Sofa, mit noch immer nassen Hosen, die schon getrockneten Haare wirr, und ich frage mit klappernden Zähnen, Oded, warum hast du zu Gili gesagt, dass du keine Teddys magst? Und er antwortet, weil ich sie nicht mag, ich habe sie noch nie gemocht, ist das ein Problem? Das Problem ist, dass es ihn kränkt, es ist, als hättest du gesagt, dass du ihn nicht magst.
    Warum, ist er ein Teddy, fragt er, und ich zische wütend, rede nicht so klug daher, es ist doch klar, dass er sich mit seinem Teddy identifiziert, und er sagt, du suchst nach Konflikten, wo es keine gibt, es ist doch nichts dabei, einem Kind zu sagen, was man fühlt, ich hätte das auch zu meinen eigenen Kindern gesagt, aber ich lasse mich nicht beschwichtigen, das ist etwas ganz anderes, bei ihnen hättest du es anders gesagt, du hättest ihnen gleichzeitig gezeigt, dass du sie liebst, während es Gili gegenüber die einzigen Worte waren, die du heute überhaupt zu ihm gesagt hast, das war wirklich nicht sehr sensibel, und er betrachtet mich mit düsterem Groll, ist es das, was du nun jeden Abend mit mir vorhast, mir Noten für den Tag zu geben?
    Du lässt mir keine Wahl, sage ich, für mich ist es entscheidend, ob Gili sich mit dir wohl fühlt, und es sieht aus, als hättest du nicht die Absicht, es mir leichter zu machen, du hast versprochen, dass es besser würde, wenn wir erst zusammenwohnen, aber das sehe ich noch nicht, und er seufzt, Ella, lass mir Zeit, bedränge mich nicht, es sind kaum zwei Stunden vergangen, seit ich nach Hause gekommen bin, nachdem ich mit meinen Kindern im strömenden Regen herumlaufen musste, weil du nicht erlaubt hast, dass ich sie herbringe, es fällt mir schwer, sensibel zu sein, wenn du gerade einen solchen Mangel an Sensibilität bewiesen hast, und ich fauche, ach so, du willst dich also an mir rächen, ist es das? Nein, sagt er, keine Rache, es ist nur ein Gefühl, das durch die Umstände hervorgerufen wurde, und ich betrachte das dunkle Fenster über seinem Kopf, ein paar Straßen von hier entfernt dringt der Regen in Gilis leeres Zimmer, der Metallrollladen des Wohnzimmers klappert im starken Wind an die Hauswand, niemand ist in der Wohnung, und trotzdem kommt es mir vor, als würden wir alle nass.
    Oded, der Junge ist nicht schuld an diesen Umständen, beschwöre ich ihn, ich verstehe es nicht, mit deinen Patienten bist du feinfühlig und geduldig, und diesem Jungen gegenüber, dessen Leben gerade so heftig

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