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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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versetzt und unumkehrbare Prozesse in Gang setzt, und ich erinnere mich an das Amulett aus Holz, das am Grund des Meeres begraben war, zusammen mit einem gesunkenen Fischerboot, und als es ans Licht kam und trocknete, zerbröselte es innerhalb kürzester Zeit und wurde zu Staub.
    Du sollst mich berühren, ich will dich spüren, ohne dich bin ich matt und stumpf … Die Stimme ihrer heranwachsenden Tochter dringt erstaunlich kräftig aus ihrem Zimmer, begleitet von dünnen Gitarrenklängen, während wir um eine Schachtel Zigaretten sitzen, die mit trotzigem Nachdruck auf den Tisch geknallt wurde, eine weitere Flasche Wein wird aufgemacht, sogar Oded trennt sich von seinen Kindern, er ist ganz nassgespritzt von der Badeorgie, und ich betrachte ihn, bewege das Weinglas in meinen Händen hin und her, jetzt, da die Kinder schlafen, werden wir aufs Neue die Gestalt von Liebenden annehmen, und wenn wir ein bisschen betrunken ins Bett gehen, werden wir in der Dunkelheit nach Vorsprüngen tasten, an denen wir uns festhalten können, ein Verlangen, tiefer als Lust, wird uns heute Nacht besänftigen, aber da sind leichte, flinke Schritte zu hören und Maja kommt aus dem Flur, in einem langen Nachthemd, mit wilden Locken und vorgeschobenem Mund, und sie setzt sich sofort auf den Schoß ihres Vaters, schmiegt ihren Körper an seinen, als zöge sie sich ein Kleidungsstück an, legt ihren Kopf auf seine Schulter und murmelt, Papa, ich kann nicht einschlafen, ich bin nicht daran gewöhnt, hier ohne Mama zu schlafen.
    Maja, wirklich, das macht dir doch nichts mehr aus, ein großes Mädchen wie du, sagt Orna schnell, geh und probier es noch einmal, lass deinen Papa hier mit uns zusammensitzen, aber sie bricht in zorniges Weinen aus, Papa, ich kann nicht einschlafen, Papa, leg dich zu mir, bis ich eingeschlafen bin, und er drückt ihr die Lippen aufs Haar, ich bin hier, ganz nah bei dir, meine Schöne, geh und versuch zu schlafen, ich bin sicher, dass du gleich einschläfst, und sie strampelt mit den Beinen, du hast mir versprochen, dass du bei mir schläfst, und er sagt, ich komme später zu dir, aber sie lässt nicht locker, du hast es mir versprochen, Papa, und er steht schwerfällig auf, während sie wie ein Affe an seinem Hals hängt und ihre Beine um seine Hüften schlingt, er ignoriert die scharfen, ablehnenden Zeichen, die Orna ihm mit Händen und Lippen macht, er verschwindet in dem mit einem grünen Teppich bedeckten Flur und hinterlässt feuchte Fußspuren.
    Uff, ich habe zu viel gegessen, klagt Orna, legt die Hand auf ihren Bauch und fügt sofort flüsternd hinzu, sie ist hart geworden, die Kleine, früher war sie nicht so, die Kinder können einem wirklich Leid tun, es war schon klug von mir, mich nicht scheiden zu lassen, so jung und dumm ich als Mutter auch war, das wenigstens habe ich verstanden, reagiert deine Tochter auch so extrem? Sohn, korrigiere ich sie, ich habe einen Sohn, und das Lied aus dem verschlossenen Zimmer begleitet meine wiedererwachte Traurigkeit, du sollst mich berühren, ich will dich spüren, ohne dich bin ich matt und stumpf …
    Sie schreibt und komponiert Lieder, unsere Tochter, sagt Orna mit einer Kopfbewegung zu der verschlossenen Tür, und ich habe das Gefühl, dass sie das Wort »unsere« betont, aber vielleicht sind es auch meine Ohren, die dieses Wort besonders deutlich hören, sie kann das noch sagen, im Gegensatz zu mir, Scheidungskinder gehören manchmal ihren Vätern und manchmal ihren Müttern, aber nie mehr werden sie »unsere« sein, und wieder quält mich Gilis Abwesenheit, wie hätte er es genossen, auf diesem Polsterlager herumzuhüpfen und mit einem Lutscher vor dem Fernseher zu sitzen, morgen früh mit Jotam auf dem Rasen Ball zu spielen, Jotam wird ihm bestimmt erzählen, welchen Spaß sie hatten, und er wird mich erstaunt anschauen und fragen, warum bist du ohne mich gefahren, warum hast du nicht auf mich gewartet?
    Mir kommt es vor, als könnte ich ihn durch die beschlagene Glastür sehen, wie er auf dem Rasen zwischen den drei Eichen tanzt, die nackten Füße berühren kaum den Boden, schnell stehe ich auf und gehe zur Tür, kehre aber sofort verlegen zu meinem Platz zurück, reibe mir die Augen, Orna schaut mich neugierig an, was habe ich denn gesagt, ist es, weil ich etwas Falsches gesagt habe? Ich seufze, nein, es ist in Ordnung, alles, was du gesagt hast, habe ich mir in der letzten Zeit selbst schon gesagt, und schon ertappe ich mich dabei, wie ich ihr unsere

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