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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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andere Thema sie gleichgültig lässt. Ein ohrenbetäubender Lärm trifft mich plötzlich, aber der Hausherr beruhigt mich sofort, keine Angst, das sind bloß startende Flugzeuge, wir sind direkt neben einem Luftwaffenflugplatz, im Norden passiert etwas, und zufrieden fügt er hinzu, endlich fällt es diesen impotenten Kerlen ein zu reagieren, doch sofort wird er von seiner Frau unterbrochen, und was hast du davon, wenn sie reagieren, schimpft sie, noch mehr Gewalt? Man muss diesen Teufelskreis einmal durchbrechen, und er verteidigt sich, aber wenn wir nicht reagieren, ist das ein Zeichen von Schwäche, und jegliche Schwäche fordert ihre Angriffslust heraus, das ist dir doch klar, oder?
    Es wird langsam Zeit, großzügiger auf sie zuzugehen, sagt Oded, wir haben alle Fehler gemacht, lasst uns eine neue Seite aufschlagen, und ich frage mich, ob er jetzt zu mir spricht, über uns, und Dani greift ihn an, wie kannst du dich einen Psychiater nennen, wenn du so etwas Elementares über die Natur des Menschen nicht begreifst, das sind alles Machtkämpfe, der Starke gewinnt, nicht der Großzügige, und Orna deutet spöttisch auf ihn, da seht ihr’s, ausgerechnet wenn sein Sohn beim Militär ist, wird er noch militanter, Oded, gib mir ein Rezept für Schlaftabletten, seit Amit eingezogen worden ist, kann ich kaum schlafen, und Dani seufzt, wann verstehst du endlich, dass das nicht von uns abhängt, glaubst du etwa, ich wünsche mir nicht genauso sehr wie du Frieden? Das Problem ist nur, dass ich niemanden habe, mit dem ich Frieden schließen kann. Das Telefon klingelt und hindert sie daran, ihm zu antworten, sie springt auf, vielleicht ist es Amit, ruft sie und greift nach dem Hörer, er hat schon seit drei Tagen nicht angerufen, hallo, Amit, schreit sie, und sofort senkt sich ihre Stimme, hallo, Michal, wie geht es dir, Süße, klar, du fehlst uns sehr, das nächste Mal kommst du mit den Kindern, geht es dir besser? Ich rufe dich Anfang der Woche an, willst du mit Oded oder mit den Kindern sprechen? Und schon bildet sich eine Schlange vor dem Telefon, alle wollen mit ihren fettigen Fingern nach dem Hörer greifen und mit Mama sprechen, und Maja ist natürlich schneller als ihr Bruder, sie säuselt in den Hörer, Mama, wie fühlst du dich, ja, wir haben hier viel Spaß, aber es ist ein bisschen traurig ohne dich, und Jotam übertrifft sie noch, Mama, vielleicht kommst du auch noch her, ich bin nicht daran gewöhnt, ohne dich hier zu sein, ich vermisse dich, für die Aufregung, die sie hervorruft, spricht sie erstaunlich kurz mit ihren Kindern. Doch das Gespräch mit dem Vater möchte sie in die Länge ziehen, sie hat ihm, wie es scheint, viele Dinge zu sagen, die sich in den wenigen Stunden seit ihrem letzten Zusammentreffen angesammelt haben, und er geht am Marmortisch vorbei hinaus in den Garten, nur seine weiche, besorgte Stimme dringt noch herein, ich senke das Gesicht über den Teller, schiebe das Stück Huhn hin und her, male mit der braunen Soße, die es über den Teller zieht, leere Bilder, ich weiß, dass mich jetzt alle anschauen, auch die Kinder, teils mit Schadenfreude, teils mit Unbehagen angesichts der Tatsache, dass er mich hier sitzen lässt.
    Soll ich dir noch Wein nachschenken, fragt Dani, und als ich ihm mein leeres Glas hinhalte, sagt er nachdrücklich, der arme Oded, er tut mir Leid, sie lässt ihn nicht in Ruhe, und überrascht frage ich mich, ob die Dinge von der anderen Seite des Tisches so aussehen, ich habe gedacht, dass ich hier die Ausgestoßene bin, dass sie über meine Erniedrigung spotten, und Orna unterbricht ihn sofort, hör auf, nicht vor den Kindern, und ich schaue zu der gläsernen Schiebetür hinüber, durch die Oded in seiner dunklen Kleidung zu sehen ist, er geht nervös auf dem in goldenem Licht liegenden Rasen hin und her, vorgebeugt, als wäre das Telefon ein schweres Gewicht, das ihm gleich aus der Hand fallen wird, er redet auf das Telefon ein, gestikuliert, vielleicht haben sie ja Recht, vielleicht ist er hier der Bedauernswerte, wie kann er an meinen Problemen Anteil nehmen, wenn er in seinen eigenen versunken ist, und wie soll ich selbst sie aushalten, wir sind wie zwei Kranke, die zusammen in einem Bett gelandet sind, ohne dass ein Arzt zur Verfügung steht, wer von uns beiden kann dem anderen helfen?
    Alles in Ordnung, fragt mich Orna, als ich mir die Stirn reibe, willst du ein Glas Wasser? Ich bedanke mich und trinke das Glas schnell aus, während Dani ihr die Hand auf die

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