Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
die Jeschiwa genau aus diesem Grund verlassen, deshalb wird man mich auch jetzt nicht überzeugen, hörst du? Mir wird niemand sagen, wann ich fröhlich und wann ich traurig sein soll, ich freue mich, deine Strumpfbänder zu sehen, ich bin froh, daß sie nicht länger leiden muß, das alles sagte er in einem Atemzug, und er sagte, mir tut der Preis leid, den du bezahlst, früher hat man immer gesagt, Liebe bekommt man umsonst, das ist der größte Blödsinn, den ich je gehört habe. Liebe umsonst? Für Liebe bezahlt man den höchsten Preis.
Und als er mit seiner Rede fertig war, die sich überzeugend, aber ein wenig abgenutzt angehört hatte, als habe er sie schon bei allen möglichen Gelegenheiten vorgetragen, stand er auf, zog seine gute Beerdigungshose aus und legte sich in der Unterhose auf das Bett, auf seine Seite, und stieß wieder dieses unangenehme Lachen aus und sagte, du siehst enttäuscht aus, Ja’ara, du bist wegen eines Ficks gekommen und erhältst statt dessen einen Vortrag, und ich legte mich aufs Bett, entspannte mich und sagte, wieso, ich höre dir gerne zu. Es war wirklich angenehm, wenn er mich ansprach, ausdrücklich mich, so warm und beruhigend, ich hatte schon immer gewußt, daß er so sein konnte, und ich dachte siegesbewußt, es lohnt sich, es lohnt sich, es ist keine Illusion, nicht sein distanziertes Schweigen zieht mich an, sondern das, was ich dahinter gehört habe, die starken, aufreizenden Worte, jedes einzelne Wort, das er gesagt hatte, erschien mir aufreizend, die Bewegung seiner Zunge im Mund erschien mir aufreizend, die Art, wie seine dunklen Lippen aufeinanderstießen, wie sie die Zigarette hielten, und er bot mir seine Zigarette an und sagte, paß auf, das ist keine gewöhnliche Zigarette, ich habe ein bißchen Trost reingetan.
Auf mich hat Haschisch keine Wirkung, sagte ich, denn ich hatte es schon ab und zu mal geraucht und war immer enttäuscht gewesen, weil es bei mir nichts bewirkt hatte, aber diesmal war es vielleicht ein anderer Stoff, oder ich war anders, denn plötzlich war ich voller Kraft, ich fühlte, daß ich genug Kraft hatte, seine braune duftende Haut zu lecken, von unten bis oben, und das tat ich, und ich hatte das Gefühl, als setze ich damit seine auseinandergefallenen Teile wieder zusammen, als wäre er ein einzigartiger archäologischer Fund und ich hätte all seine Teile gesammelt und würde sie jetzt mit meiner Spucke wieder zusammenkleben, und erst danach würde ich wissen, was daraus würde, und ich war neugierig zu erfahren, was herauskam, aber ich durfte vorläufig die Augen nicht öffnen, erst am Schluß.
Er lag bewegungslos wie eine Statue, manchmal hörte ich ihn lachen, aber das störte mich nicht, ich freute mich sogar für ihn, daß er Gründe hatte zu lachen, und so klebte ich ihm langsam, ganz langsam die langen schmalen Beine zusammen, und zwischen den Schenkeln den schönen Schwanz, der steif war wie nach einem langen Schlaf, dann wanderte ich weiter nach oben und war schon beinahe fertig, als ich keine Spucke mehr hatte, aber ich bemühte mich, denn ich wollte nicht mittendrin aufhören und ihn ohne Kopf oder Schultern lassen. Als ich meine Arbeit beendet hatte, betrachtete ich ihn voller Stolz, so schön war er geworden, ein Mensch, der neu erschaffen war, alles an der richtigen Stelle, und ich überlegte, ob Gott sich nach der Erschaffung Adams wohl so gefühlt hat, und es begeisterte mich, daß wir ein gemeinsames Erlebnis hatten, Gott und ich, und die ganze Zeit spürte ich, daß etwas bei mir unten verbrannte, also nahm ich seine Hand und sagte, fühl mal, wie heiß, wie ein Ofen, und er begann mich auszuziehen und sagte gespielt besorgt, man muß das Fieber senken, das ist gefährlich, und nahm einen Eiswürfel aus seinem Getränk, lutschte daran und legte ihn an die Öffnung und schob ihn langsam, langsam hinein, und ich zitterte vor Entzücken und spürte, wie das Eis in mir schmolz, und dachte, so habe ich dich schließlich auch zum Schmelzen gebracht, Geliebter, so habe ich dich am Schluß zum Schmelzen gebracht.
Inzwischen wühlte er ein wenig im Koffer, bis er ein kurzes Unterkleid fand, ganz aus Netz, und zog es mir an, wie man ein kleines Kind anzieht, auf den nackten Körper, und er nahm einen schwarzen Seidenstrumpf und band mir damit die Haare zusammen, als wäre es ein Gummi, und er küßte meinen nackt gewordenen Hals und meine Brüste, die das dünne Geflecht fast zerrissen, und die ganze Zeit hörte ich sein leises,
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