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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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Zerbrechlichkeit, und über ihnen erstreckten sich weiße Beine, die nach oben immer dicker wurden, mit dunklen Haaren, mit rötlichen rauhen Knien, mit weichen Schenkeln, und dann ein breites Becken, und zwischen den Schenkeln die dünnen schwarzen Schamhaare, ein faltiger Hodensack und ein rosafarbenes Glied, ein bißchen zur Seite hängend, dann die hohen Hüften und der kleine eingefallene Bauch, eine helle Brust und leicht hängende Schultern, die in kräftige braune Oberarme übergingen, Arme, als seien sie wie bei einer Collage an den weißlichen Körper geklebt worden, die aussahen wie besonders gelungene Prothesen, eine Nachahmung, die das Original übertraf, und von denen ich mir immer vorgestellt hatte, wie sie einmal unser Kind halten würden.
    Erst als ich zum Hals kam, fing er an, sich abzutrocknen, langsam, als wolle er mir die Gelegenheit geben, sich von seiner Nacktheit zu verabschieden, ihn selbst würde ich vielleicht wiedersehen, aber seine Nacktheit nicht, und dann nahm er eine weiße Unterhose und ein weißes Trikothemd aus dem Schrank, zog sie an und schlüpfte ins Bett, und ich stand in der kleinen Pfütze, die er zurückgelassen hatte, und wußte nicht, was ich sagen sollte, alles war plötzlich auseinandergefallen, und ich hatte keine Ahnung, wie man es wieder zusammensetzte.
    Er nahm den Wecker aus der Schublade und sagte, du solltest fertigpacken, wir müssen um sieben am Flughafen sein, und ich nahm alle möglichen Sachen aus dem Schrank, ohne darauf zu achten, was es war, und stopfte sie in den Koffer, und ich nahm meine Cremes und mein Make-up, das Buch, das neben dem Bett lag, Schuhe, Sandalen, und er lachte, bis zum Sommer sind wir wieder hier, nimm lieber die Stiefel, also stopfte ich die Stiefel hinein, ohne die Sandalen herauszunehmen, und dann hörte ich das Telefon wieder klingeln und dachte, vielleicht tut es Arie schon leid, einen Moment lang hoffte ich sogar, er sei es, denn wenn er die Sache bereute, dann besser jetzt, wo noch etwas zu retten war, aber es waren meine Eltern, und meine Mutter rief ins Telefon, nun, wie ist die Überraschung, die wir für dich vorbereitet haben? Und ich sagte, vielen Dank, Mama, das ist nichts gegen die Überraschung, die ich euch bereiten werde, und meine Mutter lachte, dann fragte sie mißtrauisch, was meinst du damit? Und ich sagte, gar nichts, ich hoffe, daß ich es euch einmal vergelten kann, und sie sagte, laß nur, wir freuen uns doch, wenn wir helfen können, Papa läßt dir auch eine gute Reise wünschen, und viele Küsse. Auf Zehenspitzen ging ich ins Schlafzimmer zurück, in der Hoffnung, er sei schon eingeschlafen, aber er lag auf der Seite, im Schein der schwachen Lampe, und las in seinem Reiseführer, auf seinem Kopf glänzten die feuchten Locken, und er sah mich mit Augen wie Honig an und sagte, es tut mir leid, daß ich dich vorhin gekränkt habe, das war wirklich dumm von mir, und ich sagte, laß doch, Joni, und stieg ins Bett und drehte mich auf die andere Seite. Ich fühlte seine Hände auf meinem Rücken, unentschieden, ob er mich streicheln oder zur Sicherheit massieren sollte, und das machte mich noch nervöser, schließlich war es mein Rücken, nicht seiner, warum faßte er ihn an, und ich sagte wie ein kleines Kind, mein Rücken gehört mir, und er schmiegte sich von hinten an mich und fragte, was hast du gesagt, und ich sagte, ich bin müde, Biber, und er sagte, dann schlaf, Wühlmäuschen, morgen segelst du zum anderen Ufer des Flusses.
    Ich war es, die ihn an diesen Blödsinn gewöhnt hatte, mit den ausgedachten Tieren auf den Weiden am Fluß, so hatte ich mich mit meinen Freundinnen bei der Armee unterhalten und hatte ihn ziemlich schnell damit angesteckt, und ich sagte, was wird sein, Biber, ich habe Angst, und er sagte, es wird alles gut, Wühlmäuschen, mach dir keine Sorgen, ab morgen wird alles gut, aber seine Finger fuhren fort, mir überall auf dem Körper herumzustreichen, und das paßte so gar nicht zu unserem Kindergeplapper, als hätte man einen Pornofilm mit dem Ton von Pinocchio unterlegt, aber er hörte nicht auf, er legte mir eine Hand auf die Brust und die andere zwischen die Beine, versuchte, auf eine für ihn ungewöhnlich fordernde und aggressive Art, seine Finger hineinzuschieben, vermutlich glaubte er, die Einladung von vorhin sei noch gültig, doch das stimmte nicht, nein. Fast hätte ich ihn weggestoßen, doch dann sagte ich mir, was macht es dir schon aus, schließlich ist es das letzte Mal,

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