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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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als würde es brennen, ohne ein Wort zu mir zu sagen, und an der Tür machte er das Licht aus und ging hinaus, schloß leise hinter sich ab, er hatte mich vollkommen ignoriert, und ich dachte, noch nie im Leben war ich so wenig existent. Ich war nicht böse auf ihn, denn es gab offenbar besondere Umstände und gute Gründe für sein Verhalten, und ich mußte ihm dankbar sein, daß er es mit einer solchen Natürlichkeit tat, und auch mir, ich kämpfte nicht besonders dagegen an, hier stundenlang eingesperrt zu sein, ich versuchte, Informationen durch die Wände zu bekommen, niemand von allen, die mir nahestanden, wußte, wo ich war, und der einzige, der es wußte, versteckte mich, wie man ein zurückgebliebenes Kind versteckt, oder eine verrückt gewordene Frau.
    Und ich dachte, alors, wer nennt ihn Ari, ist es seine blaulockige Schwiegermutter oder seine Schwägerin, oder seine Geliebte, die gekommen ist, um ihm Trost zuzusprechen, nach ihrem kleinen Streit unter Liebenden, sie wird bestimmt zum Schlafen hierbleiben wollen, wie will er ihr erklären, daß das Schlafzimmer besetzt ist, daß er ihr heute nacht nicht gehören kann, aber vielleicht ändert ein besetztes Schlafzimmer die Pläne nicht, schließlich gibt es noch andere Zimmer in der Wohnung, und nachdem alle gegangen sind, kann er ihn ihr reinstecken, genau auf der anderen Seite der Wand, während ich hier eingesperrt bin, und vielleicht schließt er sie dort ebenfalls ein, um so zwischen uns beiden zu lavieren, schließlich hat er den Schlüssel, und plötzlich empfand ich das ganze Ausmaß meiner neuen Existenz als nichtexistierende Frau, die unfähig ist, ihre Situation zu ändern oder auch nur zu verstehen, die sich an alle möglichen Andeutungen klammert und keine Ahnung hat, ob ihre Ängste nutzlos sind, oder ihre Hoffnungen, die von einem Mann abhängen, der das Gesicht wechselt, einmal wird sie begehrt, dann stört sie, und ich sagte mir, wenn du dich von ihm abhängig machst, kommst du nicht weit, oder im Gegenteil, dann kommst du zu weit, so weit, daß du nie mehr in dein früheres Leben zurückkehren kannst.
    Ich versuchte, an mein früheres Leben zu denken, an Joni und alle anderen, als ob sie Steine wären, die mir an den Beinen hingen, damit ich nicht völlig verschwinden konnte, und ich stellte mir einen Stein vor, der wie Joni geformt war, eigentlich ein Standbild Jonis, schwer und hart, und ich zog ihm Jonis karierte Hemden an, und ich schickte ihn in die Basare Istanbuls, als wäre er ein richtiger Mensch, bis ich überhaupt vergaß, daß es nur eine Statue war, und ich war gespannt, ihn selbständig zu sehen, getrennt von mir, wie er dort mit allem, was er hatte, herumlief, mit der kindlichen Stupsnase und seinem faltigen Hodensack, woran dachte er, dieser Mann, allein in seinem weichen Hotelbett, allein im Café über dem Friedhof, was ging in seinem Kopf vor, wofür lebte er eigentlich, was hatte er von seinem Leben, was hatten alle von ihrem Leben, das schien mir ein immer größeres Geheimnis zu sein. Meine Mutter zum Beispiel hatte diese Gier nach Katastrophen, das war es, was sie aufrechterhielt, zuzusehen, was wem passierte und wie schlimm es war, und ich war besessen von der wahnsinnigen Idee, Arie zu bekommen, herauszufinden, ob es möglich war, Liebe in ihm zu wecken, aber was hatte mich gehalten, bevor ich ihn traf, plötzlich wußte ich das nicht mehr, die Tage kamen mir im nachhinein leer und langweilig vor, wie unbeschriebene Blätter, von denen eines aussah wie das andere, noch viel beängstigender als meine Tage jetzt, vielleicht ging es mir nicht darum, ihn zu bekommen, sondern ihn loszuwerden, ihn und durch ihn auch mich, uns alle, nicht, daß mir klar gewesen wäre, wen ich damit meinte, aber ich hatte angefangen, im Plural zu denken, als wäre ich dann nicht mehr so allein mit meinem überflüssigen Auftrag, sondern die autorisierte Vertreterin einer ständig wachsenden Anzahl von Personen, eine Vertreterin, die ihr Leben im Bett des Verdächtigen aufs Spiel setzte, um Wissen zu sammeln, das Licht auf etwas werfen konnte, von dem ich nicht wußte, was es war, aber wenn man es das Geheimnis des Lebens nannte, mußte das nicht falsch sein.
    Das Geheimnis des Lebens war bei ihm, und ich mußte es aus ihm herauslocken, das war der Auftrag, den ich bekommen hatte, und das würde ich Joni erklären, wenn er mit seiner Stupsnase und seinem Hodensack zurückkam, seltsam, daß sie ihn überallhin begleiteten, das werde ich ihm

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