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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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aufrichtig und nett zu sein, während sie sich bis zum Sankt Nimmerleinstag in einen Kokon von Ehrbarkeit und Ehrlichkeit einwickelte. Sonst nichts.
    Kitty suchte dort, wo der Scheitel ihr dunkles schweres Haar teilte, nach den ersten Spuren des Alterns, fand zwei graue Haare und riss sie heraus. Sie war sich nicht sicher, ob die beiden grauen Haare auch für andere schon sichtbar gewesen waren, möglicherweise sogar für Robert, und glaubte erneut fühlen zu können, wie er sie Zentimeter für Zentimeter angesehen betrachtet hatte, damals, als es passiert war…
    Die Erinnerung daran, wie er seine Hände um ihre Taille gelegt und sie so zu sich heran gezogen hatte…
    In diesem Augenblick hörte sie das Geräusch eines Wagens, der schnell über den Firmenparkplatz fuhr.
    Es gab einen Wagen, der anders war als alle anderen. Kitty hatte gelernt, den einen von allen anderen zu unterscheiden. Sie stand ganz still, hielt den Atem an, horchte, lauschte. Doch das Motorengeräusch entfernte sich schon wieder.
    Und das war der letzte Beweis, den sie noch brauchte, der Stich in den Ballon. Auf einmal fühlte Kitty sich vollkommen leer wie ein umgestülptes Gefäß. Nichts war geblieben, kein noch so verlockender Reiz, kein noch so kleiner Schmerz.
    Robert.
    Es war nur ein Wort.
    Ein Name.
    Hohl. Ohne jeden Sinn.
    Als sie wieder hinter ihrem Schreibtisch Platz genommen hatte, war sie verstört von der Plötzlichkeit, mit der etwas in ihr umgeschlagen war, diesem Verlust jeglichen Gefühls.
    Es war alles aus.
    Dem Spiegel drehte sie den Rücken zu.
    Helle, strahlende Leidenschaft? Vergangen und vergessen.
    Stattdessen langsam verblassendes, schieferfarbenes Grau.
    Schiefergrau das Leben, das vor ihr lag, in dem sie wie schon so oft wieder alleine unterwegs sein würde.
    Gleichzeitig würde während der nächsten Tage die einsame Qual ihrer Sehnsucht nach diesem Mann, neben dem alle anderen Männer in ihrem Leben verblassten, als hätte es sie nie gegeben, wie eine sickernde Quelle zum mächtigen Strom ansteigen, der alle Ufer sprengte.Die Terrasse vom Hotel „Royal“ lag nach Osten hinaus. Jeden Morgen überschüttete verschwenderisches Sonnenlicht die weiß gedeckten Tische und die dort sitzenden Gäste.
    Bei der Wahl des Namens „Royal“ war man möglicherweise etwas kühn gewesen. Es gab zwar den üblichen großen Salon mit imitierten Louis-Quinze-Möbeln in blausilbernem Brokat sowie Kronleuchter und Konsolen, aber die Farben wirkten bei näherem Hinschauen blass. Das Holz zeigte feine Risse, während die großen Ölgemälde in der Hotelhalle schon vor langer Zeit ihren Glanz verloren hatten.
    Es war natürlich nicht mit dem „Adlon“ zu vergleichen, aber das hatte Sarah auch nicht erwartet. Sie fragte Robert nicht, wie er eigentlich auf das „Hotel Royal“ gekommen war, schließlich war dieses Wochenende sein Geburtstagsgeschenk an sie. Diese Tatsache genügte, um solche und ähnliche Fragen zu verbieten. Außerdem wussten sie beide, dass Robert sich das „Adlon“ schlichtweg nicht leisten und Sarah ihm kaum anbieten konnte, die Hotelrechnung zu übernehmen.
    Sie hatten es bei allem verblichenen Charme des „Royal“ trotzdem nicht eilig, das Hotel zu verlassen. Im Gegenteil, es war ein wundervoller Sonntagvormittag Ende April. Sarah und Robert saßen auf der Hotelterrasse beim Frühstück, und einmal mehr stellte Robert fest, dass das Leben wunderbar sein konnte.
    Sarah, in weiter, hellblauer Seidenbluse und Jeans, sah jung und glücklich aus, als sie ihn über den Tisch hinweg fragte: „Noch einen Kaffee, Robert?“
    „Du sollst mich nicht bedienen, Sarah, ich könnte mich sonst daran gewöhnen.“
    „Ich tu´s heute gerne. Ach, ich kann mir nicht helfen, aber es ist himmlisch hier. Es war das schönste Wochenende seit langer Zeit. Das beste aller Geburtstagsgeschenke. Ich bin ein wahres Glückskind, findest du nicht auch?“
    Er lächelte. „Du sagst doch immer, dass jeder kriegt, was er verdient. Du scheinst es also verdient zu haben.“
    „Oh ja, das habe ich, wenn man bedenkt, dass ich morgen schon wieder Dutzende phlegmatischer, einsilbiger, schlecht oder gar nicht erzogener Teenager davon überzeugen muss, dass Englisch die Weltsprache Nummer Eins ist und man, um sie zu beherrschen, Vokabeln und Grammatik lernen muss.“
    Robert lächelte sein kleines Lächeln, das sich regelmäßig im linken Mundwinkel zeigte und sich aus Zärtlichkeit sowie Belustigung zusammensetzte, sobald es um Sarah und ihre

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