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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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ihres Vertrages als endgültig begriffen hatte, hielt sie sich nun gewissermaßen an sich selber fest und wartete.
    Worauf, wusste sie nicht, denn den Glauben an Wunder hatte sie schon lange verloren. Als Jo Röben jetzt in die Lounge gestürmt kam, stutzte er, blieb stehen, um sich umzublicken und sah Verena erst, als sie einmal kurz die Hand hob, um ihn auf sich aufmerksam zu machen.
    „Gott sei Dank, du bist noch da“, stieß der junge Mann etwas außer Atem hervor.
    „Wo sollte ich sonst sein?“ fragte Verena, halb verdrossen, halb belustigt.
    „Keine Ahnung. Aber ich konnte einfach nicht früher weg vom Set. Diese eine völlig blödsinnige Szene an der Binnenalster hat uns fast in den Wahnsinn getrieben. Jedes Mal, wenn wir dachten, das Ding wäre im Kasten, kreischte eine Möwe dazwischen oder flog durch das Bild. Einmal ließ sie sogar ihren Dreck auf meine Kamera fallen! Wir wurden das Vieh einfach nicht los.“
    Verenas Lächeln wirkte gequält. Dabei hätte sie wissen müssen, dass Jo grundsätzlich am liebsten über sich und seine Arbeit redete. Alle Gespräche mit ihm drehten sich ausschließlich um sein Leben, seine Welt, seine Wichtigkeiten.
    Verena wusste in diesem Moment nicht, ob sie sich darüber freuen oder ärgern sollte. Aber vielleicht besserte sich ihre eigene Stimmung, wenn sie nicht sofort anfing, ihre eigenen Probleme vor Jo auszubreiten und ihm einfach nur zuhörte.
    Er ließ sich ihr gegenüber in einen Sessel sinken, sah auf die Uhr, um dann festzustellen: „Ich hab´ nicht viel Zeit, Verena. Das Team fährt um Sechs zurück nach München. Was trinkst du? Tee? Ich brauch´ jetzt was Stärkeres. Möchtest du etwas essen? Irgendwas Süßes?“
    „Danke, nein, Jo,“ Verenas Stimme klang so matt, dass es ihn eigentlich hätte aufhorchen lassen müssen. Immerhin waren sie seit fast zwei Jahren ein Paar, zumindest hatte es sich für Verena zeitweise so angefühlt. In den letzten Wochen waren sie allerdings auseinander gedriftet wie zwei Boote in bewegter See, jedes unterwegs auf einer anderen Route. Fremde in der Nacht.
    Jo winkte eine Serviererin heran, bestellte einen Campari mit Eis, dazu zwei Sandwiches und kaum, dass sie wieder alleine waren, sah er Verena prüfend an.
    „Warum bin ich hier, Verena?“
    Das war eigentlich die Frage, die sie schon viel früher erwartet, ja, erhofft hatte. Nun kam es ihr so vor, als fragte Jo zu spät.
    „Warum, ja, warum?“ wiederholte sie halblaut, griff mit einer kleinen Verzögerung in ihre Handtasche und schob ihm dann den Brief über den Tisch hin.
    Er nahm das Blatt Papier, denn etwas anderes war es nicht für ihn, überflog nur die ersten zwei, drei Zeilen, räusperte sich, während er den Brief bereits wieder zusammenfaltete, um ihn Verena zurück zu geben.
    „Das kommt nicht ganz unerwartet“, sagte er nach einem weiteren kurzen Räuspern.
    Verena sah ihn fassungslos an. „Du hast es gewusst?“
    Jo zögerte sekundenlang, ehe er antwortete. „Gewusst? Nein. Aber hinter den Kulissen war das Thema schon seit einiger Zeit im Umlauf.“
    „Und du sagst mir nichts?“
    „Wozu? Ich hielt es für ein Gerücht. Hätte ich dich unnötig beunruhigen sollen? Wir hatten noch ein Dutzend Folgen zu drehen, dafür braucht man Konzentration und Ruhe im Team. Alles andere schadet nur.“
    Verenas Hilflosigkeit spiegelte sich in dem Blick wider, mit dem sie Jo Röben erneut ansah. „Was soll ich denn jetzt tun? Ich meine, welche Möglichkeiten habe ich noch, um mich gegen diese Entscheidung zu wehren? Man kann mich doch nicht von einem Tag zum anderen nach Hause schicken.“
    „Doch, man kann“, blieb Röben sachlich. „Und es passiert jeden Tag. Du bist nur eine von vielen, Verena. Hast du deinen Vertrag nicht gründlich gelesen? Dein Arbeitsverhältnis als Schauspielerin muss gar nicht gekündigt werden, es war von Anfang an nur befristet. Und diese Frist betrug bei dir – davon gehe ich mal aus – zwei Jahre. Das reichte genau für die ersten beiden Staffeln der Serie.“
    Verenas Blick ging an ihm vorbei ins Leere. Sie schwieg, während Jo zum ersten Mal auffiel, dass ihr Gesicht ungeschminkt viel kleiner, seltsam leblos wirkte. Was für den Bildschirm zur aparten Schönheit zurechtgemacht wurde, erinnerte jetzt ohne Schminke eher an eine Maske.
    Es war ihm nie zuvor aufgefallen, dass ihre Augen zu weit auseinander standen. Ihre Haut war stumpf, irgendwie ledern, aber ohne jedes Fältchen. Die Wangen waren eingefallen und der Mund zu

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