Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
Vom Netzwerk:
schmal, als dass man ihn hätte schön nennen können.
    Dennoch war es ein Gesicht, das apart wirken konnte, wenn die Scheinwerfer im Fernsehstudio es richtig ausleuchteten, nachdem die Maskenbildnerinnen es sorgfältig geschminkt hatten.
    Das war immer Verenas großer Vorteil anderen Kolleginnen gegenüber gewesen: Sie besaß ein wandelbares Gesicht, von der hasserfüllten Lady Macbeth bis hin zur Unschuld vom Lande konnte sie alles absolut überzeugend spielen.
    „Vielleicht ist das die Strafe,“ begann sie nach einer langen Stille zwischen ihr und Jo, und als ihr dann schon wieder die Worte ausgingen, fragte er irritiert:
    „Eine Strafe? Wofür?“
    „Dafür, dass ich dich Louisa weg genommen habe.“
    „Ach, Verena, das ist Quatsch!“ wurde Jo ungeduldig. „Was redest du denn da? Das passt doch gar nicht zu dir. Ich hätte Louisa sowieso verlassen. Für mehr als ein paar Monate hätte es nie gereicht, was uns verband. Wenn uns überhaupt irgendwas verband“, fügte er ironisch hinzu.
    „Ironie des Schicksals, dass sie mir vor zwei Wochen auf dem Stachus in München über den Weg gelaufen ist“, erinnerte Verena sich.
    Jo grinste. „Siehst du in dieser Begegnung eine Art Omen, einen Schatten, den ein zukünftiges Ereignis voraus geworfen hat? Und bringst das nun mit deiner Kündigung in Verbindung? Verena, ich bitte dich!“
    „Ich weiß nicht. Eigentlich möchte ich darüber gar nicht reden. Mir wird schlecht davon.“
    „Dann solltest du endlich etwas essen. Du siehst aus, als würdest du jeden Moment vom Stuhl fallen. Keine Widerrede, du nimmst jetzt dieses Sandwich und du kriegst einen starken Kaffee, dann wirst du dich gleich besser fühlen. Noch eine Frage, Verena – wieso bist du in Hamburg? Bist du mir hinterher gefahren?“
    „Nein, nein“, wehrte sie hastig ab. „Ich bin ja schon seit fast zwei Wochen hier. Seit man mir meine Rolle weggenommen hat.“
    „Wir hätten darüber reden können, Verena“, murmelte er.
    Sie senkte den Kopf. „Ich wollte mit Julian sprechen. Mit meinem Sohn. Weil ich glaubte, ich könnte mir mit ihm eine Wohnung hier teilen. Und ich weil ich außerdem davon überzeugt bin, dass ich hier in Hamburg eher Arbeit finde als in München.“
    Jo hatte ihr mit skeptisch gerunzelter Stirn zugehört. „Hoffentlich irrst du dich da nicht. Wohnungen sind überall teuer, und ein Hotel wie dieses kannst du dir nicht lange leisten. Ist dir klar, was jeder Tag hier dich kostet?“
    „Ich weiß es, Jo“, sie sah ihn nicht an, als sie das sagte. „Aber die Idee mit Julian und unserer WG… also, das klappt nicht. Er redet nicht mit mir. Er pendelt sowieso dauernd zwischen Berlin und Hamburg hin und her, wieso, habe ich nicht verstanden.“
    „Wahrscheinlich wegen einer Frau, was sonst?“ belustigte Jo sich, wurde aber sofort wieder ernst. „Du musst hier raus, Verena. Du kannst es dir nicht leisten. Ich übernehme die Rechnung. Aber hier bleiben kann ich nicht, das musst du verstehen. Mein Arbeitsplatz ist in München. Ich bin heilfroh, dass das Bayerische Fernsehen mich braucht. – Was ist mit Robert?“
    Seine Frage hätte Verena nicht unvorbereiteter treffen können. „Robert?“ wiederholte sie in einem Tonfall, als könnte sie sich nicht erinnern, dass es in ihrem Leben jemals einen Mann namens Robert gegeben hätte.
    Dies war der Moment, da Jo Röben endgültig begriff, wie groß der Schock war, unter dem sie noch immer stand. Dass man ihr die Rolle wegnahm, um sie durch eine andere, höchstwahrscheinlich jüngere Kollegin zu ersetzen und sie damit gleichzeitig allen nur möglichen Existenzängsten auszusetzen.
    Solche Ängste hatte es in ihrem Leben nie zuvor gegeben, jetzt drohten sie zur Konstante zu werden.
    Jo griff über den Tisch hinweg nach Verenas eiskalter Hand, um sie zwischen seinen großen Händen zu halten und ihr etwas von seiner Wärme abzugeben.
    „Nein, vergiss es, ich hätte ihn gar nicht erwähnen sollen“, sagte er leise. „Dein geschiedener Mann hat seit der Pleite seiner Firma genug eigene Probleme, denke ich.“
    „Ich kann nicht zu Robert zurück“, Verenas Stimme zitterte. „Er war zwar immer gut zu mir, er hat mich nie schlecht behandelt und er war es auch nicht, der die Scheidung wollte. Das war ja ich, weil ich zurück zum Theater… oh, mein Gott, ich war so schrecklich naiv! Wie konnte ich bloß glauben, dass die Welt da draußen ausgerechnet auf mich wartet? Es war alles ein großer Irrtum. Ein unverzeihlicher Fehler. Ich

Weitere Kostenlose Bücher