Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)
waren.
Robert sah elend aus. Es gab selbst für den normalerweise nicht allzu sensiblen Cornelius keinen Zweifel, dass dieser Mann, der nicht nur sein Geschäftsführer, sondern auch sein Freund war, eine schwierige Zeit durchmachte.
Die Frage nach Problemen in Roberts Beziehung zu Sarah drängte sich da unweigerlich auf, doch Cornelius hütete sich davor, zu privat zu werden.
Er wusste aus eigener Erfahrung, dass Männer es gar nicht schätzten, ihr Privatleben vor jemand anderem auszubreiten, schon gar nicht vor einem Freund. Und selbst, wenn Robert ihm geantwortet hätte – es wäre eine Lüge gewesen. Damit kannte Cornelius sich aus. Er hätte es genauso getan.
„Freut mich, dass du meinem Ruf gefolgt bist“, fuhr er also in unverbindlichem Tonfall fort. „Denn du wirst hier dringend gebraucht.“
„Kann nicht jemand anders…“ begann Robert und machte nicht den Eindruck, als wollte er näher kommen und am großen runden Konferenztisch Platz nehmen.
„Nein, ich kann in dieser Sache nicht auf dich verzichten“, blieb Cornelius sachlich, aber bestimmt. „Es geht immer noch um das Hotel auf dem Darß. Du bist schon mal dort gewesen und kennst die wichtigsten Leute, du weißt, wie das geht, Robert, also kannst nur du diesen Job übernehmen.“
„Und wenn du selbst…“
Cornelius ließ ihn nicht den Satz beenden. „Ich kann nicht. Ich fahre für eine Woche nach Wien.“
Robert stutzte. „Nach Wien? Seit wann sind wir denn auch im Ausland aktiv?“
Da wurde Cornelius etwas verlegen. Er sah Robert nicht an, sondern angelegentlich zum Fenster hinaus, als er erwiderte: „Das ist nicht geschäftlich, Robert, sondern privat. Ich bin dort mit Elisabeth verabredet.“
Robert horchte ein weiteres Mal irritiert auf. „Elisabeth?
Reden wir hier gerade von Sarahs Mutter? Elisabeth Niehusen?“
Cornelius lächelte beschämt. „So ist es. Wir haben uns… na ja, wir sind uns auf Sarahs Geburtstagsfeier zum erste Mal begegnet und ich… also, ich mochte sie. Nicht sofort, aber wir haben später immer wieder mal telefoniert und nun sind wir der Meinung, dass wir uns näher kennen lernen sollten…“
„Tatsächlich?“ murmelte Robert, nicht gerade übermäßig enthusiastisch. „Weiß Sarah Bescheid?“
„Das bezweifle ich“, erwiderte Cornelius gedehnt. „Elisabeth hält es noch für zu früh, unsere Beziehung öffentlich zu machen. Ach, was rede ich denn da? Es gibt ja noch gar keine Beziehung“, fügte er hastig hinzu, während Robert sich ein leises Lächeln nicht verkneifen konnte.
„Wie sieht dann deine Planung für die Woche, da du auf Freiersfüßen wandelst, hier in der Firma aus?“ wollte er, schon wieder ganz sachlich, wissen.
„Das ist alles in trockenen Tüchern.“ Cornelius schob einen umfangreichen Aktenordner über den Tisch in Roberts Richtung, sodass der nun nicht mehr anders konnte, als näher zu treten und sich schließlich sogar zu setzen, um die Unterlagen flüchtig durch zu blättern.
In diesem Augenblick klopfte es kurz und ungeduldig, bevor die Tür zum Konferenzraum ziemlich heftig aufgerissen wurde und Kitty atemlos, mit hochrotem Gesicht herein stürmte. Sie war so atemlos, als wäre sie den ganzen Weg über die Korridore und sämtliche Treppen hierher gerannt.
Das dunkle Haar wehend, in einem knappen, kurzen und ganz bestimmt sündhaft teuren Kostüm aus schwarzem Nappaleder machte sie allerdings nicht gerade den Eindruck einer seriösen, zuverlässigen Sekretärin, sondern sah eher aus, als käme sie direkt von einer ausgiebigen Shoppingtour.
„Oh, gut, du bist da“, stieß sie hervor, kaum, dass sie Robert erblickt hatte. Immer noch restlos außer Atem, sank sie ihm gegenüber auf einen Stuhl und wirkte trotz allem schön wie ein Bild aus einem der Modemagazine mit den Hochglanztitelfotos.
„Habt ihr schon über alles geredet?“ wandte sie sich an ihren Vater, woraufhin Paul Cornelius ihre Frage wie ein lästiges Insekt mit einer raschen Handbewegung beiseite wischte.
„Robert weiß Bescheid. Er wird auf den Darß fahren und dort die Gespräche noch einmal aufnehmen.“
„Aber ich soll ihn doch begleiten,“ begann Kitty eilig.
„Ach?“ Robert sah Cornelius über den Tisch hinweg an, ohne mit der Wimper zu zucken. „Ein etwas… bizarrer Einfall, Paul, oder? Seit wann brauche ich eine Begleitung?“
„Wir wollen dich entlasten“, antwortete Kitty rasch, ehe ihr Vater ihr zuvorkommen konnte. „Du brauchst jemand, der dir in deiner Situation
Weitere Kostenlose Bücher