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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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nur sagen, dass du dir um Sarah keine Sorgen machen musst. Sie ist hier. Bei mir.“
    „Ilka?“ fragte Robert verblüfft. „Du bist wieder da?“
    „Ja, schon eine ganze Weile. Also, wegen Sarah… Wir haben etwas viel Rotwein getrunken, sie kann nicht mehr fahren, überhaupt erinnert sie sich nicht, wo sie ihr Auto geparkt hat, und – na ja, sie schläft jetzt wie ein Baby und ich bin auch nicht mehr ganz frisch.“
    Robert schwieg sekundenlang. „Es ist gut, Ilka. Alles ist gut. Danke, dass du angerufen hast. Ehrlich gesagt, ich war etwas unschlüssig, ob ich mir Sorgen machen sollte oder nicht.“
    „Das kannst du jetzt weg lassen“, sagte Ilka trocken.“ Wir sehen uns. Irgendwann. Gute Nacht, Robert.“
    „Gute Nacht“, hörte sie ihn noch murmeln. Damit war das Gespräch beendet.
    Sarah hatte ihm zwei Fragen gestellt.
    Erst hatte sie wissen wollen, wann er das erste Mal mit Kitty Cornelius geschlafen hatte.
    Er war ihr die Antwort darauf schuldig geblieben, weil Scham, aber auch Angst ihm plötzlich alle Worte raubten. Es war nicht so, dass er überhaupt nicht mit ihr darüber reden wollte. Irgendwann würden sie reden müssen, sagte ihm sein Verstand. Doch dies war nicht der richtige Moment, weil er zu früh, zu unerwartet kam und ihm schon deshalb keine halbwegs einleuchtende Erklärung einfiel.
    Sarahs zweite Frage jedoch traf ihn wie ein Geschoss aus unmittelbarer Nähe, unerwartet und direkt ins Herz.
    Er hörte noch immer ihre Stimme, hörte diese unsägliche Enttäuschung, die Bitterkeit und jene hilflose Verständnislosigkeit, als sie ihn fragte:
    „Was tust du UNS an, Robert?“
    Sie fragte nicht: „Was tust du MIR an?“
    Das hätte nahe gelegen, darauf wäre er gefasst gewesen, sagte er sich nachträglich, und auch, dass jede Frau zuallererst diese Frage gestellt hätte. Aber Sarah bezog ihn mit ein bei ihrer Anklage, und die Trauer, die darin mitschwang, weil sie sich und ihn auch in diesem Augenblick immer noch als unteilbares Ganzes betrachtete, brach ihm geradezu das Herz.
    Und ließ ihn schweigen, weil er befürchtete, endgültig die Fassung zu verlieren und in Tränen auszubrechen. Das durfte nicht sein, denn auf keinen Fall wollte er, dass Sarah ihn schwach erlebte.
    In den einsamen Tagen und Nächten, durch die er und Sarah sich seitdem quälten, suchte Robert in seinem Innern nach jenen Worten, die ihm fehlten und die er ihr sagen wollte.
    Doch er fand sie einfach nicht, die erlösende Antwort, weder die richtige noch die falsche.
    Stattdessen fühlte er nur Ängste und Befürchtungen, die scharf und schmerzhaft wie Dornen waren und sich durch nichts vertreiben ließen.
    Robert bewegte sich in diesen Tagen wie ein Raubtier, das in seinem Käfig auf und ab läuft und jedes Mal doch nur an den Gitterstäben strandete.
    Während er gegen Wortbarrieren von Sollen und Müssen anrannte, suchte er nach Gründen, nach etwas, das ihn entlastete, um eines Tages mit reinem Gewissen wieder so mit Sarah leben zu können wie früher.
    In Augenblicken nüchterner Klarheit präsentierte ihm seine Erinnerung jedoch regelmäßig Sarahs drei Fragen, die Robert am allermeisten fürchtete und die er am heftigsten abwehrte.
    „Ich wusste nicht, dass ich dir nicht mehr genüge“, hatte Sarah kaum hörbar gesagt, um dann hinzu zu fügen: “Wann hat das angefangen?“
    An der schlichten Offenheit ihrer Sätze zerschellten Roberts ohnehin zerbrechliche Argumente, wann immer er anfing, sich damit auseinander zu setzen. So, wie sich Sarahs Vertrauen und ihre Liebe zu ihm sich aufzulösen drohte, so nahm Roberts Betrug zusehends den Makel von etwas Unreinem, Bösem an. Und es nützte ihm gar nichts, wenn er versuchte, dessen Entstehung mit sachlicher Logik zu entlarven.
    Denn es war nun einmal eine unumstößliche Tatsache: Er hatte Sarah betrogen. Das war unleugbar, daran ließ sich mit keinem Wort, so kunstvoll und treffend es auch sein mochte, etwas verdrehen, verfälschen oder ändern.
    Und so fing Robert irgendwann verwirrt und ziellos an, in sich selbst zu suchen, zögernd, tastend, obwohl er nicht wirklich daran glaubte, dort eine Erklärung für das zu finden, was geschehen war.

16. Kapitel
    „ Schau an, der verlorene Sohn“, stellte Paul Cornelius fest, als Robert nach fast zwei Wochen Abwesenheit vormittags um zehn Uhr in der Tür zum Konferenzraum stand. Cornelius brauchte nur einen Blick, um zu erkennen, dass Vorwürfe, Wutausbrüche oder unsachliche Bemerkungen nicht angebracht

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