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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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fragen, ob du meine Vertretung übernehmen willst.“
    Ilka horchte auf. „Am Kant-Gymnasium? Ich nehme alles, was ich kriegen kann, aber wieso brauchst du eine Vertretung?“
    Sarahs Blick wurde dunkel. Sie senkte den Kopf, als sie antwortete:
    „Ich gehe für einige Zeit weg. Sabbatjahr, verstehst du?“
    Ilka fasste es kaum: „ Was? Tatsächlich? Tolle Idee. Und Robert hat auch Zeit? Wohin fahrt ihr?“
    „Ich habe mich noch nicht entschieden. Direktor Hoffmüller weiß auch noch gar nicht, dass du mich vertreten wirst, aber ich bin überzeugt, er wird dagegen nichts einzuwenden haben.“
    Als sie abrupt schwieg, hakte Ilka nach: „Aber du fährst mit Robert zusammen?“
    Sarah sah sie an ihr vorbei, irgendwohin, um ihrem Blick nicht begegnen zu müssen. „Eh… nein. Also, die Dinge… sind nicht mehr so, wie sie mal waren.“
    „Dann sag mir, wie sie jetzt sind“, forderte Ilka sie lakonisch auf. „Deshalb bist du doch auch hier, oder? Um mir zu erzählen, was aus dir und Robert geworden ist. Also sprich es endlich aus.“
    Nach einem kurzen Zögern begann Sarah zu reden.
    Sie brachte alles ans Tageslicht, schenkte sich nichts und schonte keinen der Beteiligten, sich selbst auch nicht. Nein, sie ließ sich nicht dazu hinreißen, Kübelweise schmutzige Verdächtigungen und erbitterte Vorwürfe ausschließlich über Robert auszuschütten. Stattdessen blieb sie so sachlich und distanziert, als spräche sie über irgendwelche Menschen, die sie nichts angingen, während es Ilka immer öfter den Atem verschlug.
    Irgendwann, als Sarah kurz innehielt, hielt Ilka es für angebracht, eigene Zweifel zu äußern:
    „Hast du dir das wirklich gut überlegt, Sarah? Ein ganzes Jahr willst du weggehen? Robert verlassen? Ein Jahr reicht aus, um ein Leben, die Welt zu verändern. Warum redest du nicht erst einmal mit ihm?“
    „Ich habe ihn gefragt“, sagte Sarah daraufhin herb, „und er hat mir nicht geantwortet. Er hat einfach nur geschwiegen.“
    „Wieso kämpfst du nicht?“
    Sarah wurde zornig. „Wie soll denn das gehen? Wird etwa von MIR erwartet, dass ich das Gespräch mit der anderen Frau suche? Oder sie erschieße? Kämpfen! Kämpfen! Das sagt sich immer so leicht!“
    Da resignierte Ilka. Sie stand auf und ging in die Küche, um mit einer Flasche Lübecker Rotspon und zwei Gläsern zurückzukehren. Als sie das erste Glas tranken, hatte sich das Unwetter über der Stadt verzogen, nur in der Ferne konnte man noch hin und wieder ein schwaches Wetterleuchten erkennen.
    Nach dem zweiten Glas Wein wurde Sarah unerwartet fröhlich. Sie fing mitten in einem Satz an zu kichern. Aus dem Kichern wurde ein Lachen, das schließlich in einem lauten Gelächter mündete und gar nicht enden wollte, sondern regelrecht hysterisch wurde.
    „Eigentlich… also, eigentlich müsste ich nach Hause…“ stammelte sie irgendwann, als sie ihr leeres Glas hinhielt, damit Ilka nachschenkte. „Aber wieso eigentlich? Es wird jetzt so richtig gemütlich, findest du nicht auch, Ilka?“
    „Du könntest Robert anrufen“, schlug Ilka vor. „Damit er sich keine Sorgen macht.“
    „Robert macht sich keine Sorgen“, erwiderte Sarah, immer noch Tränen lachend. „Er hat sich nie Sorgen um mich gemacht. Überhaupt – vielleicht ist er gar nicht da. Zu Hause, meine ich. Vielleicht schläft er heute Nacht wieder woanders… Und was soll ich in der leeren Wohnung? Auf ihn warten? Ich habe lange genug gewartet.“
    Ilka sah auf die Uhr. Es war fast Mitternacht. „Feststeht, dass du nach soviel Rotwein nicht mehr Auto fahren kannst. Und ich auch nicht, obwohl ich nur zwei Gläser hatte. Wir rufen Robert an, okay?“
    „Auf keinen Fall“, widersprach Sarah ihr, nun allerdings mit schwacher Stimme. Sie wollte noch etwas hinzufügen, doch kein Wort kam über ihre Lippen. Stattdessen sank sie langsam, wie im Zeitlupentempo nach links weg und landete sanft mit dem Kopf auf der Sofalehne, wo sie sofort einschlief.
    Ilka erhob sich, um sie mit der Wolldecke zuzudecken, während es von der St. Jacobi-Kirche Mitternacht schlug.
    Als Ilka noch die Decke zurechtzupfte, unter der Sarah schlief, entdeckte sie das Mobiltelefon, das Sarah irgendwann aus der Jackentasche gerutscht sein musste.
    Ilka zögerte keine Sekunde, nahm das Telefon, fand nach kurzem Suchen schon Roberts Nummer und wählte sie.
    Es meldete sich eine sehr wache Männerstimme, die Ilka sofort erkannte.
    „Hallo, Robert“, sagte sie halblaut. „Ich bin´s. Ilka. Ich wollte dir

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