Liebeslied für einen Prinzen
fertig. Meine Mutter bestritt das zwar. Trotzdem war ich sicher, dass es daran lag. Ich habe es gefühlt, auch wenn ich noch sehr klein war.“
„Und Sie haben seither nichts mehr von ihm gehört?“
„Nein, gar nichts. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was aus ihm geworden ist. Und mittlerweile ist es mir auch völlig gleichgültig.“
„Na bitte“, entgegnete er. „Ihre Vergangenheit ist genauso verkorkst wie meine. Wieso sprechen wir dann ständig über mich und nie über Sie?“
Sie lachte leise. „Weil Sie, mein lieber Freund, König von San Rinaldi werden sollen. Auf Sie kommt es an, auf mich eher weniger.“
„Oh nein, Elena“, widersprach er heftig und griff nach ihrer Hand. „In dem Punkt irren Sie sich gewaltig. Sie sind sogar sehr wichtig und werden es immer mehr, zumindest in meinem Leben.“
Augenblicklich schlug ihr Herz schneller. Aber sie fragte sich, was er genau meinte und warum er es überhaupt gesagt hatte. Zwischen ihnen konnte sich nichts Ernstes entwickeln. Heimlich für ihn zu schwärmen war in Ordnung. Wenn Elena auf mehr spekulierte, führte es unweigerlich zu einer Katastrophe. Wieso weckte Adam in ihr dann solche Hoffnungen?
Weshalb er das tat, würde Elena später klären. Denn der Kellner brachte in diesem Moment das Essen. Während sie aßen, unterhielten sie sich wieder über die Besichtigung der Insel. Eine Stunde später fuhren sie weiter. Das Ziel war diesmal das an der Küste gelegene Wellness-Hotel, das Elenas Freundin Natalia betrieb.
„Sie verwendet vulkanischen Schlamm“, erzählte Elena. „Er wirkt wunderbar. Sie sollten es unbedingt irgendwann mal ausprobieren.“
Nachdem sie den Motorroller auf dem Parkplatz abgestellt hatten, erfuhren sie im Hotel, dass Natalia nicht da war. Trotzdem durften sie einen Rundgang durch die Anlage machen.
Zurück auf dem Parkplatz, hörte Elena plötzlich eine bekannte Stimme.
„Elena, Schatz! Ich bin es, Susan!“
„Susan!“ Erfreut drehte sie sich zu Susan Nablus um, die Freundin ihrer Mutter. Sollte Elena ihren Begleiter wieder unter falschem Namen vorstellen? Susan ließ sich bestimmt nicht täuschen. Noch während Elena überlegte, wurde ihr die Entscheidung aus der Hand genommen.
„Adam Ryder“, sagte Susan, die anscheinend zwei und zwei zusammengezählt hatte. Schließlich hatte Elena sich bei ihr über Adam informiert. „Ach, du liebe Güte, es ist mir eine Ehre, Sie zu treffen.“
„Nein, bitte nicht“, drängte Adam, als Susan mitten auf dem Parkplatz einen Hofknicks machte. „Im Moment bin ich hier nur als normaler Tourist unterwegs und heiße Rex Burbank.“
Elena erklärte Adam, wer Susan war, und berichtete anschließend, an Susan gewandt, wie es zu dem Namen Rex Burbank gekommen war.
„Bald wird man Sie mit ‚Majestät‘ ansprechen“, meinte Susan fröhlich. „Dann wird niemand den geringsten Zweifel daran haben, wer Sie sind.“
„Hm, daran könnte ich mich gewöhnen“, erwiderte Adam.
„Susan ist Historikerin“, sagte Elena. „Und zwar konzentriert sie sich auf die Geschichte unseres Inselreichs. Wenn Sie etwas über unsere Vergangenheit wissen wollen, brauchen Sie nur Susan zu fragen.“
„Gut zu wissen.“
„Ja, ich leite Seminare über die Geschichte von San Rinaldi“, erklärte Susan. „Sobald Sie König geworden sind, komme ich sehr gern in den Palast und halte vor Ihnen und Ihrem Gefolge einen Vortrag.“
„Mein Gefolge?“, wiederholte Adam amüsiert. „Das klingt gut. Danke, ich werde bestimmt auf Ihr Angebot zurückkommen.“
„Was für ein Glück, dass ich Sie hier getroffen habe“, sagte Susan begeistert, nachdem ihr die beiden von der Besichtigungstour erzählt und den Motorroller gezeigt hatten. „Wissen Sie, ich habe soeben den Auftrag erhalten, die offizielle Biografie Ihres Vaters, des Kronprinzen Antonio, zu schreiben.“
„Tatsächlich?“, rief Elena überrascht.
„Ja. Ich bin schrecklich aufgeregt“, erwiderte sie begeistert und wandte sich an Adam. „Und ich dachte … Nun ja, vielleicht wäre es möglich … Also, ich hätte gern ein Interview von Ihnen.“
„Von mir?“, fragte Adam verblüfft. „Was habe ich mit dem verstorbenen Kronprinzen zu tun?“
„Sie sind sein Sohn. Und Sie werden bald seinen Platz einnehmen.“
Langsam schüttelte Adam den Kopf. „Ich habe mit dieser ganzen Geschichte überhaupt nichts zu tun.“
„Es kommt mir ganz auf Ihre Sicht der Dinge an“, erklärte Susan. „Sie haben sich bestimmt eine
Weitere Kostenlose Bücher