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Liebeslied für einen Prinzen

Liebeslied für einen Prinzen

Titel: Liebeslied für einen Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RAYE MORGAN
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elend gefühlt hatte. Zögernd streckte er die Hand aus und strich Jeremy durchs blonde Haar.
    „Hey“, sagte er leise, „ich weiß genau, wie du dich jetzt fühlst. Manchmal fällt es einem ungeheuer schwer, etwas zu machen.“
    Jeremy antwortete nicht, sondern steckte die Hände unter das Kopfkissen.
    „Hör mal“, fuhr Adam fort, „du magst Elena doch, nicht wahr?“
    Langsam hob Jeremy den Kopf und nickte unglücklich.
    „Sie ist sehr stolz, weil du so schnell Klavier spielen gelernt hast. Sie hat es allen erzählt, und nun möchte sie, dass du es ganz einfach zeigst. Das ist alles.“
    Zwar sah Jeremy ihn nur stumm an, hörte jedoch aufmerksam zu.
    „Wir wollen Elena eine Freude machen, nicht wahr? Sie soll glücklich sein. Das willst du sicher auch.“
    Jeremy nickte zaghaft.
    „Sehr schön“, meinte Adam lächelnd. „Ich war mir sicher, dass wir da einer Meinung sind. Also, lass mal überlegen, was könnte sie glücklich machen …“
    Weil Jeremy sich nicht sperrte, hatte Adam zumindest einen Funken Hoffnung. Nun musste er sich nur noch etwas einfallen lassen, und das schnell. Mit ein wenig Glück konnte sich die Lage zum Guten wenden.
    Plötzlich kam ihm eine Idee. Voller Enthusiasmus kehrte er ins Haus zurück und erklärte den anderen, was er vorhatte. Danach holte er Jeremy aus dem Gartenhaus und führte ihn zum Klavier. Auf Adams Zeichen hin scheuchte Lisa, die Nachbarin, alle Anwesenden in den Garten.
    Jeremy setzte sich neben Elena auf die Bank. Nachdem Elena ihm einen Arm um die Schultern gelegt hatte, flüsterte sie ihm etwas ins Ohr und spielte dann gemeinsam mit ihm eine einfache Melodie.
    Zunächst waren sie ganz allein im Raum. Sobald Jeremy sich nur noch aufs Spiel konzentrierte und an nichts anderes mehr dachte, kamen die Gäste der Reihe nach wieder herein und setzten sich im Halbkreis ums Klavier auf den Fußboden. Adam betrat als Letzter das Wohnzimmer und hielt sich im Hintergrund.
    Als Jeremy selbstsicher genug war, nahm Elena die Hände von den Tasten. Nun spielte er ganz allein für alle Anwesenden.
    Gerade hatte er die letzten Takte gespielt, da blickte er überrascht auf. Er wirkte, als könnte er nicht glauben, dass er es tatsächlich geschafft hatte. Alle jubelten und applaudierten, und Elena drückte ihn an sich. Währenddessen blickte er sich suchend um, bis er seinen Vater entdeckte. Erst dann lächelte Jeremy.
    Adam war grenzenlos erleichtert und sehr stolz. In diesem Moment durchfluteten ihn eine Wärme und ein tiefes Glücksgefühl. Jetzt spürte er, wie sehr er seinen Sohn liebte.
    Nach der Feier war Jeremy zwar sehr müde, lächelte aber immer noch strahlend.
    „Das war mein schönster Geburtstag“, sagte er schläfrig, während Adam ihn ins Bett trug.
    Elena hatte gewartet, bis Adam zurück war. „Und, wie ist es gelaufen?“, fragte sie. „Was meinen Sie?“
    Übermütig umfasste er ihre Taille und wirbelte mit Elena ausgelassen durchs Wohnzimmer. „Er hat mich angelächelt!“, rief er glücklich. „Elena, er hat mich wirklich angelächelt!“
    „So viel Begeisterung über ein kleines Lächeln?“, fragte sie lachend und freute sich mit ihm.
    „Soll das ein Scherz sein? So hat er mich nicht mehr angelächelt, seit er vier Jahre alt war. Was für ein großartiger Tag!“
    Spontan küsste er sie.
    Es war ein kurzer Kuss, ein sehr flüchtiger Kuss. Ihre Lippen berührten sich nur für einen Moment und federleicht. Elena war schon vom Herumwirbeln schwindelig, der Kuss verstärkte dieses Gefühl. Obwohl Adam sich sofort zurückzog und weiterredete, als wäre nichts geschehen, hatte die zarte Geste Elena rundweg aus dem Gleichgewicht gebracht.
    In mehr als einer Hinsicht tappte sie völlig im Dunklen. Aus tiefstem Herzen wünschte sie sich, seine Augen sehen zu können. Sie musste wissen, was er empfand, und das erkannte sie im Augenblick nicht an seiner Stimme. Hätte Elena doch gewusst …
    Er bereute den Kuss seit dem Moment, in dem er passiert war. Adam durfte Elena nicht derart verwirren. Vor Kurzem hatte er sich noch geschworen, die Finger von ihr zu lassen. Und an diesen Schwur wollte er sich unbedingt halten.
    An ihrem Gesichtsausdruck erkannte Adam, dass er sie verärgert hatte. „Elena.“ Behutsam griff er nach ihren Händen und vergaß, was er sagen wollte, als er die Tränen in ihren Augen sah.
    „Was ist denn?“, fragte er betroffen. „Habe ich etwas Falsches gemacht?“
    „Nein.“ Unsicher lachend legte sie ihm die Hand auf die Wange.

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