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Liebeslist und Leidenschaft

Liebeslist und Leidenschaft

Titel: Liebeslist und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Lindsay
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würde. Manchmal war sie geradezu versucht, ihn von sich zu stoßen, in Worten oder Taten, nur um sich ein bisschen Freiraum zu erkämpfen. Doch dann wiederum konnte er so überraschend liebevoll und leidenschaftlich sein und so etwas tun wie das gerade eben. Etwas so Wildes, Hemmungsloses, Unvernünftiges, das ihr zeigte, wie viel sie ihm bedeutete. Oder interpretierte sie sein Verhalten falsch und sah nur das, was sie sehen wollte? Sie wusste es einfach nicht. Wahrscheinlich würde sie ihn nie hundertprozentig durchschauen.
    Nate hob sie vom Tisch, als ob sie leicht wie eine Feder wäre, und stellte sie wieder auf die Beine. Ganz dicht standen sie beieinander, Haut an Haut. Am liebsten hätte sie es gleich noch einmal mit ihm getan. Wenigstens in dieser Hinsicht passten sie perfekt zusammen.
    Als sie sich wie im Rausch geliebt hatten, hatten sie in ihrer Ekstase gar nicht bemerkt, dass die massive Messingvase, die auf dem Tisch gestanden hatte, zu Boden gefallen war und eine der Fußbodenfliesen beschädigt hatte. Nicole stellte die Vase wieder auf ihren Platz.
    „Oh, wie schade“, sagte sie und wies auf die gesprungene Fliese. „Ich hoffe, die lässt sich erneuern?“
    „Ich werd’s so lassen“, erwiderte Nate lächelnd. „Weil ich mich immer gerne daran zurückerinnern werde, wie der Schaden entstanden ist. Komm, lass uns duschen gehen.“
    Es war schon später Nachmittag, als sie endlich im Büro eintrafen. Nicole fühlte sich erschöpft, einerseits wegen des Fluges am frühen Morgen, andererseits, weil sie sich noch einmal leidenschaftlich geliebt hatten, bevor sie zum Büro aufgebrochen waren. In knappen Worten informierte sie das Team über ihre Erfolge und berichtete, was sie mit den einzelnen Winzern ausgehandelt hatte.
    Sie packte gerade ihre Unterlagen zusammen, als sie mitbekam, dass Raoul im Flüsterton etwas mit Nate besprach. Dabei fiel der Name ihres Vaters.
    „Er sieht nicht besonders gut aus“, hörte sie Raoul sagen. „Bist du sicher, dass du weitermachen willst?“
    Nate blickte kurz zu ihr hinüber, bevor er ihr den Rücken zuwandte und Raoul etwas zuflüsterte. Nun warf auch Raoul ihr einen kurzen Blick zu. Er packte seine Papiere zusammen und verließ das Sitzungszimmer, worauf auch die anderen Mitarbeiter sich erhoben und gingen. Als alle den Raum verlassen hatten, wandte Nicole sich an Nate.
    „Was ist mit meinem Vater?“, fragte sie.
    „Ach, nichts. Das Übliche eben.“
    „Aber Raoul hat doch irgendwas erzählt.“
    „Er hat nur kurz erwähnt, dass er ihn am Wochenende auf einer Veranstaltung gesehen hat und dass er irgendwie müder als sonst wirkte. In letzter Zeit ging es ihm wohl nicht so gut …?“
    Nicole schüttelte den Kopf. Nein, es ging ihm nicht besonders gut. Und dass sie das Familienunternehmen verlassen hatte und jetzt für die Konkurrenz arbeitete war seinem Zustand bestimmt nicht zuträglich. Schuldgefühle stiegen in ihr auf. Sie war so besessen darauf gewesen, Judd zu schlagen, ihn bei den Winzern auszubooten, dass sie gar nicht mehr daran gedacht hatte, wie das ihren Vater schmerzen musste. Wilson Wines hatte in den vergangenen Jahren nur mit Müh und Not seinen Marktanteil halten können, das wusste sie nur zu gut. Und jetzt hatte sie, impulsiv, wie sie war, dem Familienunternehmen Schaden zugefügt. Und damit auch ihrem kranken Vater geschadet.
    „Nicole, du kannst doch nichts dafür, dass es ihm nicht gut geht“, unterbrach Nate ihren Gedankenfluss.
    Sie sah ihn an. „Nein, aber dadurch, dass ich mit dir zusammenarbeite, wird es bestimmt nicht besser. Sag mal, hast du die ganze Zeit von seinen gesundheitlichen Problemen gewusst? Gehörte das zu deinem Plan – dich mit einem kranken Mann anzulegen und ihn noch kränker zu machen?“
    „Was? Du willst mir doch wohl nicht unterstellen, dass ich deinem Vater den Tod wünsche?“
    „Auge um Auge, Zahn um Zahn. Leben um Leben. Darum geht es doch bei Rache. Oder?“
    „Nicole, wenn du glaubst, ich wäre dazu fähig, schätzt du mich aber ganz falsch ein. Ich bin wütend auf deinen Vater, ja. Sehr wütend, weil er meinem Vater so viel angetan hat. Es macht mich rasend, dass er nie zugegeben hat, dass es ein Fehler war, seinen besten Freund so zu behandeln. Ich wünschte, er wäre gesund, und das meine ich ernst. Ich will nur, dass er seinen Fehler einsieht. Dass er seine Haltung ändert. Dein Vater muss endlich begreifen, dass er die Weisheit nicht gepachtet hat, dass er nicht automatisch recht hat. Und

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