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Liebeslist und Leidenschaft

Liebeslist und Leidenschaft

Titel: Liebeslist und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Lindsay
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erzähl mir nicht, dass du ihn nicht auch so siehst. Mit seiner Rechthaberei und Herrschsucht hat er dich doch auch verletzt, und zwar mehr als einmal. Das ist alles, was ich an Rache will: Er muss einsehen, dass sich die Welt nicht nur um ihn dreht. Dass er Fehler gemacht und seinen Mitmenschen damit Leid zugefügt hat. Dann kann er endlich die moralische Verantwortung für den Schaden übernehmen, den er anderen angetan hat.“
    „Kannst du nicht Vergangenes vergessen sein lassen?“, fragte Nicole flehentlich. „Natürlich hat er Fehler gemacht, aber er hat auch schon dafür zahlen müssen. Fünfundzwanzig Jahre lang hat er nicht mal gewusst, ob Judd wirklich sein leiblicher Sohn ist.“
    „Und du meinst, das wäre Strafe genug für seine Untaten?“, höhnte Nate. „Er hat meinen Vater kaputtgemacht, richtiggehend kaputtgemacht. Dir ist wohl nicht ganz klar, was das heißt. Er hat ihm seine Lebensfreude genommen, seinen Stolz. Mit seinen Anschuldigungen hat er meinen Vater lebenslänglich beschmutzt. Mein Dad hat dadurch mehr als nur einen Freund und Geschäftspartner verloren. Er hat den Respekt seiner Mitmenschen verloren, von seinem Vermögen ganz zu schweigen. Das hatte auch schlimme Auswirkungen auf meine Mutter und mich, das darfst du nicht vergessen. Wir hatten kein schönes Leben. Während du warm und trocken in eurem Riesenhaus gehockt hast, in Designerklamotten und mit bestem Essen, so viel du willst, waren meine Mutter und ich auf milde Gaben angewiesen. Ja, wir haben in den schlimmsten Phasen richtiggehend gehungert. Das war entsetzlich demütigend.“
    Schweigend und betroffen ließ Nicole seine Tirade über sich ergehen. Sie spürte seinen Schmerz, den Schmerz eines Jungen, dessen Vater sich verändert und von ihm zurückgezogen hatte. Eines Jungen, dessen ganzes Leben durch den Streit zweier Männer geprägt worden war.
    „Aber merkst du denn nicht, was du ihm jetzt antust?“, fragte sie leise. „Jetzt sitzt du am längeren Hebel, jetzt hast du die Macht – und jetzt bist du derjenige, der einen Riesenschaden anrichtet. Nur weil du nicht bereit bist zu vergeben.“
    „Bei diesem Thema kommen wir nie auf einen gemeinsamen Nenner. Und ich habe keine Lust, das weiter durchzukauen. Schluss damit.“
    „Ja, ja, so kannst du dich am elegantesten aus der Affäre ziehen“, gab sie gereizt zurück. „Glaubst du denn, nur du warst betroffen? Ich habe wegen der ganzen Geschichte meine Mutter und meinen Bruder verloren. Genügt es dir denn nicht, dass mein Bruder jetzt zurück ist? Dass mein Vater endlich weiß, dass er Judds leiblicher Vater ist – und nicht dein Vater?“
    Nate schüttelte energisch den Kopf. „So einfach ist das nicht.“
    „Doch, Nate“, beharrte Nicole. „Judds DNA-Test hat eindeutig bewiesen, dass er Dads leiblicher Sohn ist. Darum ging es doch beim Streit zwischen unseren Vätern. Und es war ein Streit zwischen ihnen . Warum muss das immer noch Auswirkungen auf uns haben?“
    „Weil er sich nie entschuldigt hat“, entgegnete Nate wütend. „Weil er nie zugegeben hat, dass er im Unrecht war.“
    „Und was würde das ändern? Würde es etwas daran ändern, dass du und deine Mutter es schwer hatten, während dein Vater kämpfen musste, um geschäftlich wieder auf die Beine zu kommen?“
    „Du verstehst das nicht.“
    „Nein, da hast du recht“, erwiderte sie traurig. „Das werde ich nie verstehen. Zu viele Menschen sind damals verletzt worden, Nate. Führ den Krieg nicht weiter. Das ist es nicht wert.“
    „Ich lasse nicht zu, dass du zu ihm zurückgehst, Nicole.“
    „Im Zweifelsfall könntest du mich wohl kaum davon abhalten.“
    „Vergiss du da nicht etwas?“
    „Nein, Nate, ich habe nicht vergessen, dass du die DVD als Druckmittel gegen mich hast. Ich wünschte nur, du hättest genug Anstand, sie nicht zu benutzen.“

8. KAPITEL
    Am Abend fuhren sie nach Karekare zurück. Während der gesamten Fahrt fiel kein einziges Wort. Nicole ging früh ins Bett.
    In den frühen Morgenstunden schreckte sie hoch. Der Platz neben ihr war immer noch leer. Sie erhob sich und schlich in den Flur. Aus dem Wohnzimmer drang flackernder Lichtschein. Auf Zehenspitzen schlich sie sich hin.
    Das Licht kam von dem großen Flachbildfernseher, der an der Wand hing. Nate saß auf der Couch, ein Glas Rotwein vor sich, und obwohl er den Ton abgedreht hatte, bemerkte er Nicole nicht.
    Sie blickte auf den Bildschirm und wünschte im selben Moment, sie hätte es nicht getan. Es war der

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