Liebesnacht auf Kefalonia
sehen.“
„Mick, bitte. Es ist wichtig für mich. Ich bin deine Frau und möchte bei dir sein. Begreifst du das nicht?“
„Aber du würdest nicht bei mir sein, weil ich ständig mit anderen Leuten zusammen sein muss.“ Er sammelte seine Papiere ein. „Außerdem bin ich bald zurück.“
„Deshalb also hat deine Mutter lieber im Strandhaus gewohnt“, rief Kate. „Nicht wegen der herrlichen Aussicht, sondern weil ihr die Villa zu groß und einsam war, während dein Vater pausenlos umhergereist ist. Vielleicht hat sie sich sogar eingeredet, es würde sie nicht stören. Aber mich stört es, Michael – und zwar gewaltig!“
„Ist es wirklich eine solche Strafe, hier zu sein?“ Wütend stand er auf. „Du lebst im Luxus. Die Dienstboten beten dich an. Ismene liebt dich wie eine Schwester.“
„Und deine Geliebte hält mich für einen schlechten Witz.“
„Ah, Victoria … Irgendwie habe ich geahnt, dass es um sie geht.“
„Tu nicht so, als wäre die Situation normal.“
„Trotzdem müssen wir uns damit abfinden – zumindest momentan.“
„Du kannst es akzeptieren?“ Auf einmal hatte Kate Angst. „Wohnen wir etwa hier unten, weil du es nicht erträgst, sie zu sehen oder sie dir zusammen mit deinem Vater vorzustellen? Sag mir die Wahrheit!“
Sein Blick jagte ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken und brachte sie zum Schweigen.
„Du bist ja verrückt. Schneide dieses Thema nie wieder an, es sei denn, du willst mich wütend machen.“ Er blickte auf die Uhr. „Ich dusche jetzt und fahre nach Argostoli. Und ich werde dich nicht bitten, mich zu begleiten“, fügte er spöttisch hinzu.
Erst Stunden später, als sie sich fürs Dinner zurechtmachte, kam er zurück. Sie hatte das schwarze Kleid angezogen, das er so mochte, und den Diamantanhänger umgelegt.
„Es tut mir leid, Mick. Ich wusste nicht mehr, was ich sage.“
Er legte ihr die Hände auf die Schultern. Ihre Blicke begegneten sich im Spiegel. „Wir müssen beide über einiges nachdenken, Katharina. Meine Reise gibt uns den nötigen Abstand dazu.“
Nein, das brauchen wir nicht, überlegte sie. Der Graben ist bereits da. Ich kann dich nicht mehr erreichen.
Obwohl sie innerlich weinte, sagte sie mit einem tapferen Lächeln: „Vermutlich hast du recht.“
Kate wischte mit der Hand die Tränen fort, die sie nun nicht mehr zu verbergen brauchte. Ich kann so nicht weitermachen und mich selbst quälen, dachte sie, während sie ins Bad ging, um ihr Gesicht zu waschen und die Spuren ihres Kummers zu tilgen.
Sie musste Michael mitteilen, dass sie es sich anders überlegt hatte. Auch auf die Gefahr hin, dass die Scheidung für Jahre hinausgezögert wurde, wollte sie nicht nach Kefalonia zurück und all die Demütigungen noch einmal durchleben müssen.
Kate hatte gerade den Wohnraum betreten, als die Tür zu Michaels Schlafzimmer geöffnet wurde und er herauskam. Er trug eine maßgeschneiderte schwarze Hose und ein weißes Hemd mit einer Seidenkrawatte. Über seinem Arm hing ein leichtes Kaschmirjackett.
Stirnrunzelnd sah er sie an. „Hättest du noch einen Moment gewartet, wäre dir mein Anblick erspart geblieben, matia mou .“
„Du gehst aus?“
„So ist es.“
„Wohin willst du?“
„Vorsicht, Katharina. Du fängst an, wie eine Ehefrau zu klingen, obwohl ich sicher bin, dass du nicht wie eine solche behandelt werden willst.“
Sie errötete. „Ich muss mit dir reden.“
„Es ist bereits alles gesagt.“
„Ich habe meine Meinung geändert.“
„Inwiefern?“
„Ich kann und will nicht mit dir zurückkehren.“
„Zu spät, matia mou. Ich dulde nicht, dass du jetzt einen Rückzieher machst.“
„Du kannst mich nicht zwingen.“ Kaum waren die Worte heraus, erkannte sie ihren Fehler.
„Du irrst dich, liebes Eheweib.“ Mick warf das Jackett aufs Sofa und kam auf sie zu. „Vielleicht sollte ich doch hierbleiben und dir beweisen, dass ich dich zu allem überreden kann. Dass ich alles von dir bekomme, was ich will. Denn du kannst nicht anders, und das weißt du.“ Er schwieg einen Moment, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Oder willst du lieber unseren Handel einhalten – und deine Nächte allein verbringen?“
„Ja“, flüsterte sie. „Das wäre mir lieber.“
Mick nickte kühl. „Ich wünsche dir einen schönen Abend.“
9. KAPITEL
Als die Maschine zur Landung auf dem Flughafen von Kefalonia ansetzte, durchbrach Kate zum ersten Mal das Schweigen, in das sie sich seit dem Start gehüllt
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