Liebesnacht auf Kefalonia
Hochzeit. Die Sonne erschien am Himmel und tauchte die Insel in goldenes Licht.
In vierundzwanzig Stunden ist alles vorbei, dachte Kate bekümmert. Ismene ist endlich Ehefrau, und ich höre auf, eine zu sein.
Am Hochzeitsmorgen traf ein Starcoiffeur aus Athen ein, um die Braut zu frisieren. Kate lehnte seine Dienste ab. Sie hatte beschlossen, das Haar offen zu tragen und nur mit einer cremefarbenen Rosenblüte zu schmücken. Allerdings hatte sie nicht die leiseste Ahnung, welche Garderobe Mick für sie im Sinn hatte.
Nach einem entspannenden Bad cremte sie sich mit ihrer Lieblingsbodylotion ein und zog BH und Slip aus elfenbeinfarbener Spitze an, bevor sie hauchdünne Strümpfe überstreifte. In einen Bademantel gehüllt, ging sie ins Schlafzimmer hinüber – und schrie erschrocken auf.
Auf dem Bett lag ein schmales Kleid aus cremefarbener Seide mit schräg geschnittenem Rock, der ihre Beine bei jedem Schritt umschmeichelte. Daneben war die dazu passende kragenlose Jacke ausgebreitet, deren Vorderteil mit Gold- und Silberfäden in einem kunstvollen Blumenmuster bestickt war.
Ihr eigenes Hochzeitskleid, das sie nur einmal getragen hatte – an jenem Dezembertag in London, als alles Glück der Welt in greifbarer Nähe schien. Sie hatte die Kombination zuletzt im Wandschrank ihres New Yorker Apartments gesehen.
Mick hatte es von dort mitgebracht. Aber warum? Wollte er sie unbedingt verletzen?
Sie schnappte sich Kleid und Jacke, stürmte den Flur hinunter zu seinem Zimmer und klopfte wütend an die Tür.
„Peraste.“
Kate trat ein.
Mick stand vor dem Spiegel und band sich die Krawatte. Er wandte sich zu Kate um und blickte auf das Kostüm über ihrem Arm. „Soll ich dir mit dem Reißverschluss helfen?“, erkundigte er sich kühl.
„Nein. Ich bin gekommen, um dir das hier zurückzugeben.“ Trotzig hob sie das Kinn. „Ich werde es nicht anziehen, das kannst du nicht von mir verlangen.“
„Und ob ich es verlange, Katharina mou “, erwiderte er ungerührt. „Niemand aus meiner Familie war bei unserer Hochzeit dabei. Sie haben dich also nie in diesem Kleid gesehen und wissen nicht, wie schön du darin warst. Ein Versäumnis, das ich heute korrigieren will.“ Er rückte die Krawatte zurecht. „Außerdem habe ich ihnen gestern Abend von meinem Plan erzählt. Du darfst sie also nicht enttäuschen. Diese romantische Geste wird sie überzeugen, dass wir ein Muster an ehelicher Harmonie sind. Denk an unseren Handel, du musst deine Rolle spielen. Betrachte es einfach als dein Kostüm für den letzten Akt.“
„Ich hätte nie gedacht, dass du so grausam sein könntest“, flüsterte sie. „Zählen meine Gefühle denn gar nicht?“
„Hast du bei deiner Flucht nach England Rücksicht auf meine genommen?“, konterte er. „Du hast mir keine Chance gegeben, alles zu erklären und mich zu entschuldigen. Stattdessen musste ich Geschichten erfinden, um deine Abwesenheit plausibel wirken zu lassen.“
„Was du getan hast, war unverzeihlich. Es wäre ehrenwerter gewesen, wenn du die Verantwortung übernommen und die Wahrheit gesagt hättest. Aber das hätte natürlich dein ehrgeiziges Vorhaben zerstört.“
„Meine Schwester wird gleich heiraten. Könnten wir zu einem passenderen Zeitpunkt über meinen Ehrgeiz diskutieren? Und nun geh, und zieh dich an. Oder möchtest du, dass ich dich persönlich ankleide?“, fügte er drohend hinzu.
Kate wich einen Schritt zurück. „Das wagst du nicht.“
„Führe mich nicht in Versuchung, agapi mou .“ Seine Stimme klang amüsiert und verführerisch zugleich. „Sonst werden wir beide die Hochzeit verpassen.“
Kate warf ihm einen vernichtenden Blick zu, bevor sie das Zimmer verließ.
12. KAPITEL
Kate lächelte unentwegt. Sie lächelte all die Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen an, die sie umarmten und herzlich in der Familie willkommen hießen.
Sie lächelte Ari an, als dieser sagte: „Welch ein Anblick, pedhi mou. Du bist wieder selbst eine Braut. Mein Sohn ist in der Tat ein glücklicher Mann.“
Sie lächelte in der mit Weihrauch geschwängerten Kirche, deren mit Ikonen geschmückte Wände im Kerzenlicht schimmerten. Sie lächelte, als Mick seine Hand um ihre schloss. Die weiblichen Mitglieder beider Familien seufzten gerührt auf, weil sie es für eine Geste der Liebe hielten und glaubten, er würde sich an seinen eigenen Hochzeitstag erinnern.
Es war eine wunderschöne Zeremonie, voller Symbole und Rituale. Ismene legte mit zitternder Stimme das
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