Liebesnacht im Wuestenpalast
Leben mit einem arroganten, brutalen Mann verbringen – oder zumindest so lange, bis er genug von ihr hatte und sie verließ. Bestimmt war das Gesetz von Dhahara auf der Seite der Ehemänner und ließ geschiedene Exfrauen auf der Straße verhungern.
Wusste Jacques, wie gefährlich Shafir war? Warum ließ Jacques es zu, dass dieser Wilde eine seiner Verwandten heiratete? Vielleicht konnte sie ihn noch davon abbringen. War es eine Cousine von Jacques? Oder eine Stiefschwester? Megan erinnerte sich nicht daran, dass er eine Schwester erwähnt hätte. Er hatte nur etwas von einem Bruder gesagt. Das bewies, dass sie einander noch kennenlernen mussten – aber Shafir war drauf und dran, ihren entspannten, romantischen Urlaub zu ruinieren.
„Der Ehevertrag wurde bereits aufgesetzt“, sagte Shafir und unterbrach damit ihre Gedanken. Er musterte sie immer noch mit finsterem Blick.
Megan schauderte und bekam eine Gänsehaut. Er liebte doch sicher seine zukünftige Braut? Vielleicht auch nicht. Bestimmt war es eine arrangierte Heirat. Sie hatte gehört, dass so etwas in Dhahara normal war. Die Frau tat ihr plötzlich noch mehr leid. Aber sie wollte jetzt nicht daran denken. Diese Hochzeit ging sie nichts an.
Es war jetzt wichtiger, ihm diese verrückte Idee auszureden, sie hier gefangen zu halten. Sie musste ihn davon überzeugen, dass er sie gehen ließ.
Wieder sah sie sich die Säbel an der Wand an. Sie sahen ziemlich echt aus. Wenn er sie nicht freiwillig gehen ließ, würde sie vielleicht einen davon benutzen. Und dann bliebe auch der armen Braut ein schlimmes Schicksal erspart.
Ihre Lippen zitterten.
Plötzlich ging die Tür auf und unterbrach ihre mörderischen Gedanken. Megan bemerkte den Diener von vorhin.
„Das Abendessen ist angerichtet, Eure Hoheit.“
Megan fiel die Kinnlade herunter. „Eure Hoheit ?“
„Eure Hoheit?“ Ungläubig wiederholte Megan die zwei Worte. Sie saßen mittlerweile an einem polierten Tisch, der meilenweit in den riesigen Speisesaal zu reichen schien. Die Porträts finster blickender Scheichs starrten von den Wänden auf sie herab. Waren das seine königlichen Vorfahren? Sie schüttelte den Kopf, immer noch fassungslos.
Kaum merklich runzelte er die Stirn, aß aber weiter.
Vorsichtig spießte sie einen winzigen Bissen auf ihre Gabel. Es sah aus wie ein Fleischbällchen. Sie musste schließlich nicht in Hungerstreik treten.
Natürlich hatte sie auf dem Flug im Reiseführer etwas über die Königsfamilie von Dhahara gelesen. Aber wieso hatte sie einer dieser Scheichs entführt? Das hier war das 21. Jahrhundert, und es war schließlich nicht so, als habe er sie in der Wüste entdeckt und sei so fasziniert von ihrer Schönheit gewesen, dass er sie einfach gefangen nahm und für sich allein haben wollte.
Bei dem albernen Gedanken schauderte sie.
Verdammt.
Was hatte sie bloß für lächerliche Fantasien?
Nein, er hatte sein Vorhaben schon vorher geplant. Schon bevor er sie getroffen hatte. Es war alles eiskalt vorbereitet. Nicht die Tat eines Mannes, der von seiner Leidenschaft überwältigt war.
Offensichtlich gehörte er zur königlichen Familie und trug Verantwortung. „Sind Sie vollkommen verrückt?“
„Beleidigen Sie mich nicht.“ Shafir ließ die Gabel auf seinen leeren Teller fallen. Seine Augen blitzten. Sie witterte Gefahr. „Ich bin kein majnum . Kein Irrer.“
Aber sie ließ sich nicht zum Schweigen bringen. „Wie können Sie es wagen, mich zu entführen? Sie, ein Mitglied der Königsfamilie?“
Er presste die Lippen zusammen. „Ich habe es nicht gewagt. Und ich habe Sie auch nicht entführt.“
„Ach nein? Dann muss ich verrückt sein.“ Verbittert streckte sie das Kinn vor. „Es kommt mir nämlich so vor, als habe man mich gekidnappt.“
„Ich habe Ihnen keinen mit Chloroform getränkten Lappen auf den Mund gepresst und auch keinen Sack über den Kopf gezogen. Es gab keine Gewalt. Sie haben nicht mal einen blauen Fleck.“ Er beugte sich vor und strich über die Haut an ihrem Unterarm. Es fühlte sich fast zärtlich an.
Sie bekam wieder eine Gänsehaut. „Sie sind freiwillig mitgekommen.“
Sie schluckte. Warum hatte sie nicht geschrien und um sich geschlagen? Stattdessen hatte sie ihr Misstrauen unterdrückt und war einfach mitgegangen.
„Sie haben mich getäuscht und angelogen.“
„Aber ich habe Sie nicht gezwungen. Und ich habe Ihnen versprochen, dass ich Ihnen nichts tue, stimmt’s?“
Widerwillig nickte sie. Schweigend überlegte
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