Liebesnacht im Wuestenpalast
Triumph genießen konnte, hob er den Kopf wie ein Raubtier, das Gefahr wittert. Seine Augen glitzerten gefährlich. Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu. Megan zuckte zurück, nun doch etwas ängstlich geworden.
„Entschuldigung“, stammelte sie, als sie Aniya anrempelte. Aber der unerwartete Körperkontakt erinnerte sie daran, dass sie nicht allein mit ihrem Entführer war.
„Guten Morgen, Megan Saxon“, sagte Shafir, als er nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt war.
Megan überlegte fieberhaft. „Sabah ala-kheir . “ Sie versuchte, die Worte richtig auszusprechen, mit denen Aniya sie vorhin begrüßt hatte.
Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie, Anerkennung in seinem Blick zu lesen. Er nickte kaum merklich, und Megan entspannte sich ein klitzekleines bisschen.
„Haben Sie gut geschlafen?“
„Was glauben Sie?“, gab sie zurück.
Inzwischen hatten sie Platz genommen. Der Stuhl neben ihr quietschte, als er sich ganz nah zu ihr beugte. Sofort verkrampfte sich ihr Magen. Schmetterlinge tobten darin.
„Schlechtes Gewissen?“
Sie saß ganz still, während es ihr eiskalt den Rücken hinablief. „Was meinen Sie damit?“
Sie konnte jetzt seine Körperwärme spüren. Außerdem roch sie den Duft von Seife, Sandelholz und einem fremdartigen Gewürz, der von seiner Haut ausging. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Aniya die Hände faltete. Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht der Dienerin aus. Bestimmt dachte sie, dass Shafir und sie sich Zärtlichkeiten zuflüsterten.
Mit leiser Stimme zischte Megan: „ Ich habe kein schlechtes Gewissen. Ich bin schließlich das Opfer. Versuchen Sie bloß nicht, mir die Schuld an Ihrem unglaublichen Benehmen zu geben!“
„Hören Sie auf damit.“
Kein Zweifel, das war ein Befehl. Er erinnerte sie daran, wer er war und welche Macht er in diesem unendlich weiten Land besaß. Megan biss sich auf die Zunge und atmete tief durch.
Als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, legte Megan die Hand auf seinen Arm und sagte sanft: „Würden Sie mir bitte den Saft reichen?“
Sie spürte, wie sich seine Muskeln unter ihrer Berührung anspannten. Fast hätte sie die Hand zurückgezogen, aber sie zwang sich, sie liegen zu lassen.
Sofort tauchte Hanif neben ihr auf. „Madame wünschen Orangensaft?“
Sie ließ ihre Hand auf Shafirs Arm liegen und lächelte den Diener an. „Sehr gern.“
Hanif bediente sie. Megan nahm einen Schluck und schenkte Shafir ein strahlendes Lächeln. „Ich kann es kaum erwarten, Ihre Familie kennenzulernen.“
Seine Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen, und er spannte die Muskeln noch weiter an. „Tatsächlich?“
„Oh ja.“ Sie versuchte, unbekümmert zu lachen. Hoffentlich merkte niemand, wie gekünstelt es klang. „Ich habe ihnen so viel zu erzählen.“
Der Mann neben ihr wirkte wie in Stein gemeißelt.
Bis auf die Haut unter ihren Fingern, die sich heiß und lebendig anfühlte.
Verschüchtert sah Megan in die andere Richtung. Dort stand Aniya, die sie so fasziniert anschaute, als ob sich vor ihren Augen die Romanze des Jahrhunderts abspielte.
Megans Mund wurde trocken. Sie hatte schließlich gewollt, dass Aniya diesen Eindruck bekam. Jetzt musste sie das Spiel weiterspielen.
Sie zwang sich, Shafirs durchdringendem Blick zu begegnen und sagte: „Ich werde Ihre Familie fragen, wie Sie als kleiner Junge waren.“ Um ihre Unsicherheit zu verbergen, lächelte sie. „Sicher waren Sie als Kind ganz reizend.“
Als Kind. Bevor er der ruppige, unhöfliche Mistkerl wurde, der er heute war.
Seinem wütenden Blick nach zu urteilen, hatte er die Ironie in ihrer Stimme verstanden. Nur Aniya hatte nichts gemerkt. Megan hörte sie leise seufzen.
Plötzlich spürte Megan eine Hand auf ihrer. Shafir hielt sie jetzt in einem eisernen Griff auf seinen festen Unterarm gepresst. Sein Blick war feurig, und Megan spürte plötzlich, dass seine Berührung sie erregte.
Nein!
Wie konnte er nur solche Gefühle in ihr wachrufen?
Er hatte sie am helllichten Tag entführt, sie an diesen einsamen Ort gebracht und ihr immer noch nicht gesagt, was er von ihr wollte. Wie konnte sie unter diesen Umständen nur so etwas für ihn empfinden?
Sie schluckte.
Er sah sie aufmerksam an und sagte: „Haben Sie Durst? Vielleicht noch etwas Orangensaft?“
„Ja“, krächzte sie. Vergeblich versuchte sie, ihre Hand wegzuziehen. Sein Griff war fest.
Er war zu stark.
Megan wollte jetzt keine Szene machen, da sie schließlich
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