Liebesnacht im Wuestenpalast
sich nicht dort auskennt. Deshalb dürfen Sie nicht alleine fahren.“
Oh, er war klug gewesen!
„Ach, das schaffe ich schon“, sagte sie herablassend. „Ich werde nicht weit fahren, und mit einer guten Karte verirre ich mich auch nicht.“
„Die Autos haben alle ein Navigationssystem“, sagte Hanif, „aber Prinz Shafir besteht darauf, dass wir für Ihre Sicherheit garantieren. Ich werde Sie gerne auf Ihrem Ausflug begleiten. Und Naema kommt als Anstandsdame mit.“
Megan gab nach. Auf der Flucht konnte sie keinen Fremdenführer gebrauchen. Und auch keine Anstandsdame. „Ich warte, bis der Scheich wieder da ist.“
Hanif neigte höflich den Kopf, während Megan innerlich kochte.
Sie musste sich etwas anderes einfallen lassen.
Als Nächstes machte sie sich auf die Suche nach einem Computer. So gelassen und unauffällig wie möglich spazierte sie in Shafirs Büro. Blitzblank aufgeräumt bot das Zimmer einen harschen Kontrast zu den üppig dekorierten Räumen des übrigen Palastes. Aber einen Compuer gab es hier nicht. Sie sah nur eine Steckdose und ärgerte sich darüber, dass sie ihren Laptop nicht nach Dhahara mitgenommen hatte.
Es gab auch nirgends ein Telefon, nur eine leere Buchse. Er hatte es also vorsorglich weggesperrt. Megan öffnete die Schubladen seines Schreibtischs, doch auch hier fand sie nichts anderes als Papier, Blöcke und Stifte. Die Mahagonischränke an der Wand waren alle abgeschlossen.
Megan fluchte leise. In einem so riesigen Palast musste es einfach irgendwo ein Telefon geben.
Am nächsten Tag suchte sie sorgfältig den ganzen Palast ab, aber ohne Erfolg.
Schließlich schlich sie sich in Shafirs Schlafzimmer. Als sie die Tür öffnete, war sie überwältigt davon, wie gegenwärtig seine Persönlichkeit hier war. Sie kam sich vor wie ein Eindringling und schloss die Tür vorsichtig hinter sich.
Ein riesiges holzgeschnitztes Bett nahm den meisten Platz ein, und reich bestickte Brokatvorhänge in satten Blautönen schmückten die Fensterbögen. Sie gaben den Blick frei auf einen vor fremden Blicken geschützten Balkon. Nachts musste man vom Bett aus eine fantastische Sicht auf die Sterne über der Wüste haben.
Neben dem Bett stand eine hypermoderne Stereoanlage. Prinz Shafir schien ein Musikliebhaber zu sein. Auf dem Nachttisch stapelten sich Bücher neben einem Telefon.
Einem Telefon.
Ihr Herz raste vor Freude. Obwohl sie neugierig war, verschwendete sie keinen Blick auf die Bücher auf dem Tisch. Sie konnte die Freiheit schon spüren.
Jacques’ Telefonnummer war mit ihrem Handy aus dem Wagenfenster geflogen. Leider hatte sie sich nie die Mühe gemacht, sie auswendig zu lernen. Aber sie würde einfach in seiner Firma anrufen. Man würde ihn ans Telefon holen, und sie konnte ihn bitten, sie hier abzuholen. Wenn sie erst einmal von hier wegkam, würde sie ihre Eltern anrufen und ihnen von der furchtbaren Ankunft erzählen.
Aber ihre Begeisterung hielt nicht lange an.
Die Auskunft gab ihr zwar die Nummer von Garnier International, aber das Telefon war für Ferngespräche blockiert. Wieder war Shafir ihr zuvorgekommen.
Sie saß in der Falle.
Anscheinend war sie verdammt dazu, hierzubleiben.
Erst am nächsten Tag, als sie sah, wie Naema mit einem Handy telefonierte, schöpfte Megan neuen Mut.
Sie hatte nicht einmal daran gedacht, das Personal nach einem Handy zu fragen. Shafir hatte behauptet, in der Wüste gebe es keine Sendemasten und daher keinen Empfang. Sie hatte nicht daran gezweifelt.
Zum Teufel mit ihm.
„Kann ich Ihr Telefon ausleihen?“
„Natürlich.“ Naema lächelte, aber sie sah verwirrt aus. „Aber es ist nicht mehr viel Guthaben darauf.“
So ein Mist. Aber besser als nichts.
Megan ging ein paar Schritte zur Seite, damit Naema nicht zuhörte. Sie rief bei Garnier International in Paris an und bekam Jacques’ Büronummer. Es meldete sich eine frostige Assistentin, die sich weigerte, ihr seine Handynummer zu geben – obwohl Megan verzweifelt darum bettelte und behauptete, sie habe morgen einen Termin bei ihm.
Da sie spürte, dass Naema immer neugieriger wurde, sprach Megan absichtlich leise.
Schließlich versprach die Assistentin, Jacques eine Nachricht zu hinterlassen.
„Bin bei Prinz Shafir in Qasr Al-Ward – bitte hol mich ab. Dringend!“, diktierte Megan.
Die Assistentin klang jetzt noch frostiger. Wahrscheinlich hielt sie Megan für eine Irre. Als wäre das nicht schon schlimm genug, brach das Gespräch ab, bevor sie der Assistentin
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