Liebesnacht im Wuestenpalast
sagen konnte, wie wichtig die Nachricht war. Das Guthaben war alle.
„Es tut mir leid“, sagte sie zu Naema. „Ich gebe Ihnen Geld für eine neue Karte.“ Sie würde einfach noch einmal anrufen, wenn Naema wieder Geld aufgeladen hatte.
„Malik bringt mir eine Karte mit, wenn er aus Katar zurückkommt. Das macht er immer“, sagte Naema.
„Malik? Der Chauffeur des Scheichs?“
„Ja, er ist bei Prinz Shafir.“
„Ist das der einzige Weg, eine Karte zu bekommen?“
Naema nickte.
Megan betrachtete nachdenklich das nutzlose Handy. „Hat Aniya ein Telefon?“
Die junge Frau lachte. „Aber nein. Sie sagt, sie sei zu alt für so etwas. Und Hanif benutzt keine Handys, weil er abergläubisch ist.“
Megan überlegte: Die Teiche, die Gärten, die riesigen Zimmer des Palastes – irgendjemand musste sich doch um sie kümmern? Aber bisher hatte sie nur Naema, Hanif und Aniya gesehen. Der breitschultrige Bodyguard musste bei Shafir sein. „Wohnt hier sonst noch jemand?“
Naema schüttelte den Kopf. „Nur Malik und die Leibwächter des Scheichs. Es sollte jemand eingestellt werden, der Hanif hilft, aber der Prinz liebt die Ruhe.“
„Was ist mit den Gärten und den Teichen? Wer kümmert sich darum?“
„Putzfrauen und Gärtner. Sie kommen immer am Wochenende.“
Das war zu spät. Bis dahin würde Shafir schon längst zurück sein.
Megan wartete, aber Jacques kam nicht, um sie abzuholen. Seine arrogante Assistentin hatte die Nachricht wahrscheinlich sofort zerrissen, nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte.
Um sich von ihrer Verzweiflung abzulenken, spazierte sie durch den Palast und die ummauerten Gärten, in denen ein Meer von Blüten duftete. Sie war von Schönheit umgeben, und das Personal las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Es war der reinste Luxus. Aber sie fühlte sich von Tag zu Tag mehr wie eine Gefangene.
Trotzdem durfte sie sich nichts anmerken lassen.
Als sie begann, rastlos durch den Palast zu streifen, hatte Aniya wissend gelächelt. Und Hanif hatte belustigt die Augenbrauen hochgezogen. Es war Megan völlig klar, dass die beiden glaubten, sie vermisse Seine Hoheit. Sie hatte sie traurig angelächelt – für die Diener musste ihr Lächeln ausgesehen haben wie das einer liebeskranken Frau.
Megan ging zum Haupthaus zurück, nachdem sie sich beim Schwimmen ein wenig abgekühlt hatte. Seit Shafir verschwunden war, hatte ihre Angst vor ihm nachgelassen, jetzt war sie nur noch wütend auf Seine Hoheit, weil er sie ganz allein gelassen hatte.
Doch natürlich machte sie sich auch Sorgen.
In Neuseeland kam ihre Familie bestimmt um vor Sorge. Sie warteten auf ihren Anruf, in dem sie sagte, dass sie gut angekommen war. Was dachten sie jetzt? In den nächsten Tagen sollte sie wieder zu Hause eintreffen, und wenn sie nicht kam, würde ihre Mutter sterben vor Angst.
Das war alles seine Schuld.
Und was war mit Jacques? Offensichtlich hatte er die Nachricht, die sie bei seiner Assistentin hinterlassen hatte, nicht erhalten. Also machte auch er sich große Sorgen. Sie verfluchte die arrogante Frau.
Auf dem Treppenabsatz blieb Megan plötzlich stehen. Oder hatte er die Nachricht doch bekommen? Hatte Jacques Shafir angerufen, und der hatte ihn angelogen? Sie wusste es nicht. Die Ungewissheit machte sie noch wahnsinnig.
Und die ganze Zeit über musste sie das Spielchen weiterspielen, dass sie begonnen hatte: Sie musste so tun, als sei sie völlig besessen von Seiner Königlichen Hoheit.
Zu Shafirs großem Ärger brachte ihn sein Aufenthalt in Katar nicht ans Ziel: sich Megan aus dem Kopf zu schlagen.
Jeden Abend ging er mit seinen Brüdern zur majlis – einer Versammlung, während der die Bürger von Katar die Königsfamilie um Hilfe baten – in den großzügigen Räumen im Eingangsbereich des Königspalastes. Er hatte gehofft, dass es ihn von seinen eigenen Problemen ablenkte, wenn er denen der Bürger zuhörte.
Aber so war es nicht.
Als ein Mann sich darüber beklagte, dass sein Bruder seinen Fernseher ohne sein Einverständnis genommen hatte, dachte er daran, wie er Megans Telefon aus dem Wagenfenster geworfen hatte. Sie hatte ihn einen Dieb genannt. Er hatte ein schlechtes Gewissen.
Ein anderer Mann hatte eine ganze Tagesreise aus einem Dorf auf sich genommen, um seinen Rat zu suchen. Die Frau, die ihm versprochen war, war mit einem Nachbarn durchgebrannt. Der Mann gab zu, dass er den Nachbarn am liebsten umbringen würde. Shafir dachte sofort an Megan, die er gegen ihren Willen
Weitere Kostenlose Bücher