Liebesnacht im Wuestenpalast
du behauptest.“
„In meinem Handy sind seine Nachrichten gespeichert. Aber du hast es ja aus dem Auto geworfen.“
„Wie praktisch.“
Ihre Augen funkelten gefährlich. „Behauptest du etwa, ich würde lügen? Warum sollte ich das tun?“
Das stimmte. Warum sollte sie? Andererseits … Megan kam ihm zwar nicht unbedingt wie eine notorische Lügnerin vor. Aber sie war eine Frau. Und Frauen hatten manchmal zu viel Fantasie – vor allem, wenn es um die Liebe ging. Vielleicht hatte Jacques ihr wirklich Pralinen und Blumen geschickt. Na und? Schließlich schickte er diese Dinge auch an Kollegen und Mitarbeiter. Um sich bei ihnen zu bedanken. Oder um Werbung für seine Firma zu machen. Megan hatte eine simple Geste des Dankes überinterpretiert. „Du hast selbst gesagt, dass du nach Dhahara gekommen bist, weil du Romantik und Abenteuer gesucht hast.“
„Zusammen mit Jacques.“
Allmählich wurde er ungeduldig. Sie wollte unbedingt, dass Jacques der Bösewicht war. Und das, obwohl sie Jacques einfach nur falsch verstanden hatte – typisch für eine Frau, die unbedingt geliebt werden wollte.
„Jacques war nur dein Kollege. Die Liebesgeschichte hat sich nur in deinem Kopf abgespielt. Es gibt nicht den kleinsten Beweis dafür, dass Jacques etwas Falsches getan hat.“
„Ich möchte dir heute etwas zeigen, Megan.“
Sie waren gerade mit dem Frühstück fertig. Megan hatte die ganze Zeit über geschwiegen und Shafir kein einziges Mal angesehen. Es war ein klarer Morgen, der einen trockenen, heißen Tag ankündigte. Weil Shafir losfahren wollte, bevor die Hitze unerträglich wurde, stand er auf. „Zieh dir etwas Bequemes an – eine Jogginghose oder Jeans.“
Megan blieb sitzen, sah ihn aber jetzt zumindest an. „Gehört das zu deinem Plan, mir Dhahara schmackhaft zu machen?“
Er lächelte nur.
Schließlich schob sie den Stuhl zurück und stand auf. „Wo fahren wir hin?“
Gut, dachte er, sie weigert sich wenigstens nicht mitzukommen. „Du wirst schon sehen.“
Als er sie zwanzig Minuten später in der Eingangshalle abholte, trug Megan Jeans unter der abaya , die er ihr aufs Zimmer hatte bringen lassen. Es war in Dhahara Pflicht für Frauen, die sich in der Öffentlichkeit zeigten, sich mit dem knöchellangen Gewand zu verhüllen.
„Gehen wir reiten?“, fragte sie.
„In der Nähe gibt es ein Dorf mit einer ain , einer Quelle“, erklärte er. „Ich dachte, vielleicht hast du Lust auf einen Kamelritt.“
Sie begann vorfreudig zu lächeln. „Ein Kamelritt! Das wäre …“ Ihre Miene verfinsterte sich plötzlich wieder, und Megan schwieg.
Sie ist immer noch wütend auf mich, weil ich gestern die Wahrheit offen ausgesprochen habe, dachte Shafir.
Aber sie würde bald ihren Irrtum einsehen. Früher oder später musste sie einfach zugeben, dass er recht hatte.
Tamarisken und Johannisbrotbäume markierten den Zugang zum Dorf. Der Duft wilder Minze erfüllte die Luft, als die Kamele unter den Zweigen hertrotteten. Nach der heißen Wüstensonne waren das Grün der Äste und die kühle Luft eine Wohltat für Megan.
Shafir drehte sich auf seinem Kamel um und wartete, bis Megan bei ihm war. „Die Legende besagt, dass dies die Quelle ist, zu der mein Vorfahre seine Farrin gebracht hat, damit sie von dem heilenden Wasser trinkt. Jetzt heißt der Ort Ain Farrin ,wie die Quelle und die persische Braut.“
Megan vergaß, dass sie nicht mit ihm reden wollte, um Shafir für sein arrogantes Verhalten zu bestrafen. Sie platzte einfach heraus: „Haben sie auch diesen Brunnen gebaut?“ Sie zeigte auf die verwitterten Steine vor ihnen.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, der wurde erst später gebaut. Er funktioniert immer noch.“
Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als eine Horde von Kindern angerannt kam. Die Besucher hatten sie neugierig gemacht. Shafir lächelte und winkte ihnen zu.
Die Gruppe folgte ihnen bis ins Dorf hinein und wurde dabei immer größer und lauter. Wenn der Vergleich nicht so unmöglich wäre, würde ich sagen, ich komme mir vor wie der Rattenfänger von Hameln, dachte Megan.
Schließlich blieben die Kamele stehen, sodass sie absteigen konnten. Einige Männer kamen auf sie zu, und Shafir begrüßte sie herzlich. Dann wandte er sich an Megan. „Komm“, sagte er und zeigte auf ein Paar, das etwas abseits stand, „Mona und Ahmed haben uns zu sich nach Hause zum Tee eingeladen.“
Ahmed hatte tiefe Lachfalten. Er trug die traditionelle Kopfbedeckung arabischer Männer, die
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