Liebesnacht im Wuestenpalast
einem Paar schöner Augen, das ihn traurig anblickte.
Andererseits musste er zugeben, dass er ein schlechtes Gewissen hatte, weil er wusste, wie verzweifelt Megan sich danach sehnte, nach Hause zu fliegen.
Er legte den Kopf in den Nacken und sah in den klaren blauen Himmel. Megan empfand für ihn jetzt die gleiche Verachtung wie für Jacques. In ihren Augen waren sie beide unehrenhafte Kerle. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Außerdem passte ihm nicht, dass sie seine Heimat Dhahara unzivilisiert genannt hatte.
Sicher würde Megan bald einsehen, dass sie Jacques Unrecht getan hatte. Aber es würde schwieriger werden, ihre Meinung über ihn zu ändern. Megan hielt ihn für einen Dieb und einen Entführer. Es würde sicher ziemlich lange dauern, sie davon zu überzeugen, dass er nicht der Unmensch war, für den sie ihn hielt. Und dass Dhahara das schönste Land der Welt war.
Er hatte vierzehn Tage, um es ihr zu beweisen.
„Es gibt noch einen Grund, warum du noch nicht nach Hause darfst“, sagte Shafir später zu Megan, als sie in den kleinen Salon kam.
„Ach, und welchen?“ Den ganzen Tag war sie ihm aus dem Weg gegangen. Und weil sie seine Nähe immer noch nicht ertragen konnte, blieb Megan an der Türschwelle stehen.
„Ich möchte deine Meinung ändern.“
Megan runzelte die Stirn. „Du glaubst, das schaffst du?“
Shafir faltete die Zeitung zusammen, in der er eben noch gelesen hatte, und ließ sie zu Boden fallen. Dann sagte er: „Mir ist egal, dass du denkst, ich wäre ein Dieb oder ein Lügner.“
Doch er konnte Megan nicht täuschen, ihr entging nicht, dass er die Hand zur Faust ballte, während er sprach. Ihre Meinung zu hören hatte ihn also doch verletzt.
„Aber ich möchte, dass du den richtigen Eindruck von Dhahara und den Menschen hier bekommst“, fügte er hinzu.
Es hatte ihm also nicht gefallen, dass sie seine Heimat als rückständig und unzivilisiert bezeichnet hatte.
„Ich glaube nicht, dass das geht“, antwortete sie. Behutsam nahm sie auf dem Sofa Platz, das direkt neben der Tür stand. So konnte sie schnell flüchten, falls es nötig war. „Der Eindruck, den ich von Dhahara habe, ist sehr schlecht. Daran kannnst du nichts ändern.“
„Aber du liebst den Palast und die Gärten.“
„Das stimmt“, gab sie zu. „Und die Geschichten, die du mir von deinen Vorfahren erzählt hast, sind wunderschön.“
„Du hasst auch nicht alle Menschen in Dhahara – Aniya und Naema magst du sogar. Ich merke es an der Art, wie du mit ihnen sprichst.“
„Ja, auch das stimmt.“ Sie holte tief Luft. „Weißt du, es ist komisch. Ich wollte so gern nach Dhahara kommen. Seit ich wusste, dass Jacques hier eine Firma hat, war ich begeistert. Ich wollte mir einen Traum erfüllen, als ich hierhergekommen bin.“
„Das kannst du immer noch“, sagte Shafir.
Sie schüttelte den Kopf. „Es ist zu spät. Ich bin nicht mehr die Frau, die ich gewesen bin, als ich hier angekommen bin. Der Traum ist geplatzt.“
Shafir verschränkte die Arme hinter dem Kopf und nahm sich einen Moment Zeit, um Megans Schönheit zu bewundern. Ihre dunklen Haare und Augen wirkten vor dem tiefroten Sofa noch verführerischer. Dann sagte er: „Du glaubst also immer noch diesen Unsinn, dass Jacques versucht hat, dich zu verführen?“
Abwehrend hob sie das Kinn. „Das ist kein Unsinn. Und ich habe auch nicht gesagt, dass er versucht hat, mich zu verführen. Er hat mich davon überzeugt, dass wir uns vielleicht ineinander verlieben könnten.“
„Kannst du es beweisen?“
„Beweisen?“ Megan sah ihn aus großen Augen an.
Shafir musste aufpassen, dass er sich nicht in ihrem dunklen, geheimnisvollen Blick verlor. „Ja. Gibt es einen Beweis dafür, dass Jacques hinter dir her gewesen ist?“
Sie setzte sich gerade hin. „Ja. Er hat mir Rosen und Pralinen geschickt. Außerdem wollte ich lieber in einem Hotel in Katar übernachten, aber Jacques hat behauptet, die Wüste sei romantischer.“
„Jacques hat das Hotel gebucht?“
Langsam schüttelte Megan den Kopf. „Nein, das war ich. Für die erste Nacht habe ich ein Hotel in Katar reserviert und für die restliche Zeit eine Villa in der Wüste.“
Sie stieß einen verächtlichen Laut aus. „Wahrscheinlich hatte Jacques Angst, in der Stadt mit mir gesehen zu werden.“
Shafir ging nicht darauf ein. „Die Pralinen und die Blumen hast du nicht mehr, und Jacques’ Name steht nicht auf der Hotelreservierung. Du kannst also nichts von all dem beweisen, was
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